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Mitarbeiter der Landesforst bereiten Pflanzlöcher für die Rotbuchen und Traubeneichen vor.

© Enrico Bellin

Waldumbau in Caputh: Kiefern weichen Buchen und Eichen

Die Caputher Wälder werden umgebaut, statt Kiefernplantagen soll es hier bald ein vielfältiges Ökosystem geben. Doch die Monokulturen werden noch lange bleiben.

Von Enrico Bellin

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Schwielowsee - So könnte der Vorzeigewald einmal aussehen: Man läuft vorbei an meterdicken Eichen und Rotbuchen, die Früchte der Eberesche leuchten in knalligem Orange und der Boden ist bedeckt mit Him- und Brombeeren. Die Kiefernplantagen der Mark sollen einem solchen vielfältigen Ökosystem weichen, am gestrigen Montag wurde dafür im Caputher Forst an der Landstraße nach Michendorf der Grundstein gelegt.

„Solche soliden Ökosysteme machen zwar am Anfang Arbeit, sind dann aber einfacher zu erhalten als Monokulturen“, sagte Hubertus Kraut, Direktor des Landesbetriebes Forst, den PNN. In Caputh wurden gestern deshalb auf knapp neun Hektar Fläche, auf denen vorher 80 Jahre alte Kiefern gefällt worden waren, neue Rotbuchen und Traubeneichen gepflanzt. Diese Durchmischung brauchen zum Beispiel natürliche Gegenspieler von Schädlingen – wie die Zwergwespe. Die fresse die Larven des Eichenprozessionsspinners, der Kraut zufolge in diesem Jahr zwar kein Problem im Landkreis war, aber im Osten Brandenburgs weiter auf dem Vormarsch ist.

Die Waldfläche in Brandenburg wächst

Unter anderem für den Waldumbau bekommt der Landesbetrieb laut Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) jährlich fast acht Millionen Euro vom Land, erwirtschafte durch den Holzverkauf natürlich aber auch Geld. „Derzeit können wir den Holzmarkt im Land gar nicht befriedigen“, so der Minister. Und das, obwohl die Waldfläche in der Mark – unter anderem durch das Zuwachsen früherer Truppenübungsplätze – immer größer werde.

Von den 1,1 Millionen Hektar Wald im Land sind jedoch innerhalb von 25 Jahren erst knapp sieben Prozent in Mischwald umgewandelt worden, Vogelsänger nennt den Waldumbau ein „Generationenprojekt“. „Für uns ist der Umbau nur in Wäldern wirtschaftlich, wo die Kiefern mindestens 80 Jahre alt sind“, erklärte Hubertus Kraut. Dann könne man das geschlagene Holz verkaufen. Die stehen gebliebenen Kiefern seien wiederum so hoch, dass sie schon wieder ausreichend Licht auf den Boden durchlassen. In einigen Teilen des Landes, wo es weniger Wild gibt und die Bodenverhältnisse besser sind, übernehme die Natur den Umbau zum Mischwald. In den Caputher Wäldern gebe es aber keine Samen von Laubbäumen mehr im Boden. Zudem sei der zu schlecht, um ganz ohne Kiefern auszukommen.

180 Millionen Euro für den Wald-Umbau

Viele Kiefernplantagen dürfen zudem stehen bleiben, da sie zu den 62 Prozent des in Privatbesitz befindlichen Waldes gehören – der Bundesdurchschnitt liegt bei 48 Prozent. „Wer nur zwei Hektar Wald hat, um ein wenig Feuerholz zu verkaufen, wird sich nicht um den Umbau zu Mischwald kümmern“, sagte Carl von Lüninck, Vorsitzender des Brandenburgischen Waldbesitzerverbandes.

Das Land unterstützt die Waldbesitzer – in den vergangenen 25 Jahren wurden rund 180 Millionen Euro Fördermittel für den Waldumbau, den vorbeugenden Waldbrandschutz und für forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse der Waldbesitzer ausgegeben. Trotzdem wachsen Nadelbäume wie Douglasien deutlich schneller als Buchen oder Eichen, sodass sie auch eher Geld einbringen. Von Lüninck fordert deshalb sogar, dass das Land auch wieder das Anpflanzen von Nadelbäumen fördert.

Problematisch sowohl für private Besitzer als auch für den Landesforst sei der hohe Wildbestand im Wald. Zwischen Waldbesitzern und Jägern ist die Situation angespannt: Die Besitzer fordern, mehr Tiere abzuschießen, damit junge Bäume weniger angefressen werden und höhere Überlebenschancen haben. Jäger dürften nicht nur Hirsche mit trophäenträchtigem Geweih schießen, sondern vor allem weibliche Tiere, die über die Vermehrungsrate entscheiden. Die Jäger werfen den Besitzern hingegen vor, das Wild ausrotten zu wollen. Im Caputher Nachbarrevier Ferch wurden schon Verträge mit Jagdpächtern gekündigt, die zu wenige Tiere geschossen haben.

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