Potsdam-Mittelmark: Kinderträume aus Metall
Baukasten-Wunderwerke des Künstlers Frank W. Weber im Werderaner Zweiradmuseum
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Baukasten-Wunderwerke des Künstlers Frank W. Weber im Werderaner Zweiradmuseum Von Thomas Lähns Werder - Sein Motorrad hat sich Frank W. Weber selbst zusammen gebaut. Mehrere tausend Teile und viel Liebe zum Detail stecken in dem Gefährt – und es funktioniert! Weber dreht den Zündschlüssel, drückt den Kickstarter und mit einem leisen Surren springt der „Ofen“ an. Fahren kann man damit allerdings nicht: Es handelt sich um ein Modell, zusammengeschraubt aus Teilen der Metallbaukastenserie Meccano. Am Freitagabend wurde im Zweirad- und Technikmuseum Werder eine Ausstellung mit erstaunlichen Modellen aus den weltberühmten Lochblechen eröffnet. 1901 wurde der erste Meccano-Baukasten von dem Engländer Frank Hornby auf den Markt gebracht - mit Muttern, Schrauben, Lochbändern, Rädern und Bauplatten mit genormten Lochabständen. „Die Idee hatte er, als er mit einem Zug über eine Eisenbahnbrücke fuhr und das Konstrukt bewunderte“, erzählt Weber. Der Werderaner dürfte den meisten in der Gegend als Künstler bekannt sein. Bei seinem Hobby aber wird er zum Ingenieur – und mit ihm unzählige Jungen und Männer mehrerer Generationen. Anfang des 20. Jahrhunderts schlug Meccano weltweit ein, in Deutschland wurden die Baukästen zu dieser Zeit von der Firma Märklin produziert. Zu Zeiten der industriellen Ausbreitung boomte auch die Technik in den Kinderzimmern. Erst Ende der 60er Jahre, als die „Steck- und Klemm-Generation“ mit Lego aufkam, ging die Anhängerschaft etwas zurück. Für Weber hat Meccano jedoch nicht an Reiz verloren. Er ist Mitglied in der „International Society of Meccanomen“, dem Interessenverband der Modellingenieure mit Sitz in Oxford. Etwa 500 lebende Mitglieder zählt die Society - „lebende“, weil die Mitgliedschaft nie verfalle. Weber selbst habe die Nummer 873, berichtet er stolz. Seine Vereinskollegen kommen aus allen Ecken der Welt: Neuseeland, Thailand, Barbados, Japan. Über das Internet treten sie miteinander in Kontakt und tauschen Teile aus. Weber hat sich in der Szene bereits einen Namen gemacht: Auch die Clubzeitschrift berichtete über den Bastler aus der Blütenstadt und sein Motorrad. In der Sonderausstellung sind aber noch weitere Exponate zu besichtigen: Eine Lokomotive, ein Flugzeug, verschiedene Fahrzeuge, wie zum Beispiel ein Traktor der Marke Lanz-Bulldog - ein Mini-Modell, kaum größer als fünf Zentimeter. Bereits am ersten Abend scharren sich die Gäste im Zweiradmuseum um die Tische. „Guck mal, das ist eine dreimotorige JU aus dem Jahr 1953“, kommentiert ein Mann in Anbetracht eines knapp ein Meter langen Modells. Ein anderer bewundert eine Dampfmaschine, die sogar beleuchtet ist und ratternd und qualmend ihrer scheinbaren Aufgabe nachgeht. Da kann auch nachts gearbeitet werden. Besonders anschaulich ist das Modell, weil das Original direkt daneben steht. Die meisten erinnern sich wieder an unzählige Kindheitsstunden mit Schrauben und Blechteilen, oder an den Traum, einmal Ingenieur zu werden. Zusammen mit Fachmann Weber wird gefachsimpelt und philosophiert. Dem Zweirad- und Technikmuseum in den Werderaner Havelauen ist es gelungen, eine Weihnachts-Sonderausstellung auf die Beine zu stellen, an der große und kleine Gäste ihre Freude haben werden. Die Sonderausstellung im Zweirad- und Technikmuseum Werder, Mielestraße 2, hat an den nächsten beiden Adventssonntag sowie am zweiten Weihnachtsfeiertag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist für Kinder frei.
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