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Potsdam-Mittelmark: Kino am Bäkefließ

Ausstellung von Fotos berühmter Hollywood-Stars in der Bäkemühle berührt Kleinmachnower Tradition

Kleinmachnow - Keanu Reeves wartet locker unterm Sonnenschirm. Natalie Portman hat sich entspannt gegen einen Baumstamm gelehnt. Drew Barymore schwebt mit wehendem Haar über die roten Teppich. Und Brad Pitt steht am Zeitungsständer.

Eine ganze Brigade Hollywood-Schauspieler hat sich eingefunden zum zwanglosen Treffen im lauschigen Park unterhalb der Bäkemühle. Unweit des Platzes, wo der Geheime Oberbaurat David Gilly vor 200 Jahren mit dem Hake-Schloss Kleinmachnow klassizistischen Schick bescherte, zog am Mittwochabend ein Hauch Glamour über die Bäke-Niederung. Ihre Porträtaufnahmen aktueller Filmstars aus Hollywood haben die beiden Fotografen Ben und Manfred Thomas in der Bäkemühle aus- und im Garten aufgestellt.

Etwas stilbrüchig wirken die Bilder schon in dem historischen Gemäuer, dessen Stofftapete und Kronleuchter im oberen Stockwerk alten Charme bergen, während Film-Ikonen wie Sandra Bullock und Cameron Diaz das moderne Hollywood verkörpern. Doch vielleicht kommen die farbenfreudigen und dynamischen Bilder, die gleichsam Erfolg wie Selbstbewusstsein ausstrahlen, gerade richtig, um die Bäkemühle und ihren Park neu zu beleben. So jedenfalls wünscht es sich Ronny Pietzner, der gemeinsam mit André Ziemann seit Jahresbeginn das Restaurant in dem altehrwürdigen Ziegelbau betreibt. Pietzner, der schon in renommierten Häusern kochte und u.a die Küche im Krongut Bornstedt leitete, will die Bäkemühle nicht nur zu einer Gourmetadresse machen, sondern auch zu einem Ort für Kunst und Kultur.

Mit der Bilderschau des Fotojournalisten Manfred Thomas und dessen Sohn Ben, wird auch ein Stück Kleinmachnower Tradition berührt. Schon immer war Kleinmachnow ein Ort, in dem sich Schauspieler und Filmschaffende niederließen. Der Bogen lässt sich sogar bis Hollywood spannen: „Jakob der Lügner“ von Regisseur Frank Beyer, der einige Jahre in Kleinmachnow lebte, war der einzige DDR-Film, der jemals für einen Oscar nominiert wurde. Sein Kollege Gerhard Bengsch, der mit dem Film „Krupp und Krause“ bekannt wurde, hatte sein Domizil in der Reimannstraße. Regisseur Lothar Warnecke, der mit „Einer trage des anderen Last“ einen der wirkungsvollsten DDR-Filme drehte, lebte hier. Schauspielerin und Sängerin Ilse Werner, die in ihrem Leben 80 Mal umgezogen sein soll, wohnte für einige Zeit im Kleinmachnower Johannistisch. Paul Henkels, am bekanntesten in seiner Rolle als Lehrer in der „Feuerzangenbowle“, war Am Weinberg zu Hause. Ufa-Star Marika Röck hatte für kurze Zeit ihr Quartier im Steinweg. Volksschauspieler Herbert Köfer, Erwin Geschonneck und Agnes Kraus waren Kleinmachnower. Hildegard Knef verbrachte hier ihren Lebensabend. Ingo Saupe vom Kleinmachnower Heimatverein, der seit Jahren engagiert nach Kleinmachnows bekannten und berühmten Einwohnern forscht, hat in einem kurzen Abriss die Gilde der Filmschaffenden vorgestellt.

Vom Blick hinter die Kulissen des Films hätte während der Vernissage kein anderer besser erzählen können als Helfried Winzer. Als Filmarchitekt hat der Kleinmachnower in den Babelsberger DEFA-Studios Szenenbilder und Kulissen für mehr als 60 Filme und Serien entworfen und gebaut. „Hollywood“, so der heute 82-Jährige, „hat mich damals wenig beeindruckt.“ Das war weit weg – und vielleicht doch näher als er dachte. Denn was die Filmfabrik in Amerika war, das war hierzulande Babelsberg: eine Welt voller Kulissen, in die Geschichten projiziert werden. Am besten, so Helfried Winzer, ist das in Konrad Wolfs „Goya“ gelungen, die opulente Verfilmung der Geschichte über den königlichen Hofmaler in Spanien. Die Kulissen für den damals Aufsehen erregenden Streifen hat Helfried Winzer mitgebaut.

Die Kulisse der Bäkemühle wirkte an diesem Juniabend nahezu feierlich. Das Drehbuch der Vernissage indes hatte Unterhaltungswert: Bodyguards bewachten die Star-Porträts. In einer schwarzen Limousine wurde Sean Connery vorgefahren. Und die Babelsberger Stuntfrau Kristina Papadopoulou, die für die Hollywood-Größen Charlize Theron und Sophie Okenedo bei den Dreharbeiten zu „Aeon Flux“ die Rollen übernahm, wenn es gefährlich wurde, sorgte mit einigen Showeinlagen für Set-Atmosphäre.

Vor einigen Jahren hat Helfried Winzer ein Modell des ehemaligen Gutsdorfs Kleinmachnow gebaut – mit dem Gilly-Schloss, der Alten Hakeburg und der Bäkemühle, die als einziges Zeugnis vom historischen Ursprung des Ortes übrig geblieben ist. Man bürdet der Bäkemühle nicht zu viel auf, wenn man ihr eine Doppelfunktion zuschreibt. Für die geschichtliche Darstellung Kleinmachnows ist sie Hauptdarstellerin. Für die Genusswelt – die kulinarische wie künstlerische – reizvolle Kulisse.

Die Ausstellung „Blickkontakt - Hollywood-Stars im Porträt“ von Ben und Manfred Thomas ist täglich im Restaurant „Bäkemühle“ zu sehen

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