3D-Ultraschall in Beelitz: Kino aus dem Babybauch
In Beelitz können werdende Eltern ihren Nachwuchs schon vor der Geburt bewundern. Mittels Ultraschall entstehen dreidimensionale Bilder von dem Kind im Mutterbauch.
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Beelitz - Ole Christian ist müde. Obwohl es schon spät am Vormittag ist, öffnet er nur langsam die Augen und hebt sein kleines Ärmchen, als der Trubel um ihn und seine Mutter herum zu groß wird. Die beobachtet jede Bewegung ihres Sohnes auf dem Bildschirm neben ihr mit feuchten Augen. Ole Christian soll am 27. April dieses Jahres geboren werden.
Die stolze Mutter Heike Brabetz liegt in Beelitz in den Räumen des ersten Babybauchkinos der Region, in dem mittels Ultraschall dreidimensionale Bilder aus dem Mutterbauch entstehen. Seit Anfang Februar bietet Ina Gorzolka direkt neben ihrem Beelitzer Fotostudio den Service für werdende Familien. „Darauf gekommen bin ich, als ich Hochzeitsbilder für ein Paar machen sollte, das mir von einem ähnlichen Angebot in Neuruppin erzählt hat“, so Gorzolka. Außer in der Kleinstadt im Norden Brandenburgs bietet im weiteren Umkreis nur ein Institut im sachsen-anhaltinischen Genthin die 3D-Bilder, auch in einigen Frauenarzt-Praxen sind die Aufnahmen möglich. „Doch in den Praxen wird meist nur schnell geschaut, Zeit zum Beobachten des Babys bleibt kaum“, so Gorzolka.
Neugierige Eltern zahlen 80 Euro für eine halbe Stunde Kino
Die Erfahrung hat auch Heike Brabetz gemacht. „Bei meinem Frauenarzt musste alles ganz schnell gehen und es gab nur normale Ultraschallbilder, von denen man zwei kleine Ausdrucke bekam“, sagt sie, während sie sieht, wie sich Ole in die Kamera dreht. In Beelitz dauert der Blick in den Bauch mindestens eine halbe Stunde, 80 Euro zahlen die neugierigen Eltern dafür. „Es geht bei uns nur um das Erlebnis, sein Kind zu sehen, wir machen keine medizinische Diagnostik“, sagt Ines Gorzolka. Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann Marko einen mehrmonatigen Kurs absolviert, um das Gerät bedienen zu können.
Anfangs macht der Apparat nur zweidimensionale Bilder, die Gorzolka braucht, um sich auf dem strammen Bauch mit der immer größer gewordenen Rosentätowierung mit dem Fühler zu orientieren. Als sie weiß, wie das Kind im Bauch liegt, schaltet sie um, und aus dem flachen Wirrwarr auf dem Bildschirm, das nur mit viel Vorstellungskraft als Kind erkennbar war, wird ein Wonneproppen mit kräftigen Konturen. „Die Nase ist ganz klar vom Vater“, sagt die 32-jährige Mutter in spe von ihrem ersten Kind. Der sei bei den bisherigen Terminen immer dabei gewesen und habe auch immer ein Bild in der Tasche, was er stolz im Freundeskreis rumzeigt. Von jeder Sitzung können die Eltern mehrere Bilder und Videos auf CD mitnehmen. Auf einem Foto könne man auch sehr genau erkennen, dass ein männlicher Spross heranwachse. Der Kopf und die Geschlechtsteile seien bei Babys schließlich besonders groß. „Das sind die Bilder, für die Kinder ihre Eltern später hassen“, witzelt die Fotografin.
Zurückspulen ist kein Problem
Dann streckt Ole plötzlich die Zunge raus. Mama Heike hat den Moment verpasst, doch das ist kein Problem: Ein Klick, und schon ist das freche Gesicht wieder auf dem Monitor. Während der gesamten Sitzung werden die Aufnahmen gespeichert, zurückspulen ist problemlos möglich. „Die besten Bilder werden dann noch ein wenig nachbearbeitet, sodass die Qualität reicht, um sie sich im A4-Format als Poster auszudrucken“, so die Fotografin.
Auch bei Heike Brabetz in Borkwalde hängt eine Aufnahme von vor drei Wochen an der Wand. „Es ist erstaunlich, wie sehr der Kleine seither gewachsen ist, das wird einem beim Anblick der fleischigeren Wangen auf dem Monitor noch mal so richtig bewusst.“ Beim letzten Termin hat Ole Christian auch noch Saltos im Bauch vorgeführt, dafür ist er jetzt mit einer Länge von 40 Zentimetern aber eindeutig zu groß. „Man merkt ihn auch nicht mehr den ganzen Tag im Bauch, da ist es beruhigend, zu sehen, dass alles in Ordnung ist.“
Bilder fürs Familienalbum
Übertreiben sollte man es mit der Überwachung zwar nicht, aber drei Sitzungen im dritten und sechsten Monat sowie wenige Wochen vor der Geburt sind für Heike Brabetz schon sinnvoll. „Die Bilder kommen auch ins Familienalbum, in dem Oles Entwicklung so schon vom Zeitpunkt vor der Geburt an dokumentiert werden kann. Das Babykino gibt es auch im Kombipaket, mit jedem Besuch in Beelitz wird die nächste Sitzung zehn Euro günstiger. „Und wenn nach der halben Stunde auf dem Monitor noch immer nichts erkennbar war, weil sich der Nachwuchs nicht in Pose wirft, wird die Sitzung gratis länger“, sagt Marko Kretschmer, der seiner Frau gelegentlich aushilft.
Bei Ole Christian ist das heute nicht nötig, zum Abschied lächelt er noch einmal quer über den Bildschirm. Das Foto davon soll ein Geschenk für die werdende Oma werden. Da haben sich die Mühen der Mutter gelohnt: Damit die Bilder wirklich gelingen, musste Heike Brabetz zwei Liter zusätzlich trinken, damit mehr Fruchtwasser im Bauch ist. „Als Schwangere, die eh schon ständig auf Toilette muss, eine ganz schöne Tortur.“
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