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Museum im Museum. Kuratorin Alexis Hyman Wolff plant eine erste Ausstellung im Wohnhaus in der Karl-Marx-Straße.

© S. Schuster

Potsdam-Mittelmark: Kleinmachnower Geschichte gesucht

Neue Kuratorin entwickelt erste Ideen fürs Heimatmuseum und bittet Einwohner um Ausstellungsstücke

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Kleinmachnow - Hinter den Zweigen hochgewachsener Bäume und durch einen Grünzug von der Straße getrennt, ist das Haus hinter dem halbhohen Holzzaun von Ferne nur noch zu erahnen. Zwischen Kita-Neubau und Einfamilienhäusern fällt es mit seinen roten Holzbohlen und grauen Fensterläden aus der Zeit. Lange wurde das alte Wohnhaus in der Karl-Marx-Straße 117 als Favorit für das gewünschte Kleinmachnower Heimatmuseum gehandelt. Nun wird das leer stehende Objekt erstmals für Besucher geöffnet – und auf seine Tauglichkeit geprüft.

Gemeinsam mit den Kleinmachnowern will die Kuratorin Alexis Hyman Wolff eine Ausstellung erarbeiten, die an zwei Wochenenden im September in den Räumen des denkmalgeschützten Holzhauses zu sehen sein wird. „Es ist ein erster Versuch“, erklärt sie. Und eine Nagelprobe. So werde sich zeigen, ob das Haus tatsächlich als Museum oder Ausstellungsfläche geeignet ist, meint Gemeindesprecherin Martina Bellack.

Stück für Stück soll die Idee des Museums, die auf einem vom Berliner Museumsberater Christian Hirte vorgelegten Rahmenkonzept basiert, weiterentwickelt werden. Hirte hatte das Konzept im Auftrag der Gemeinde erarbeitet und nach unzähligen Gesprächen mit Kleinmachnowern verschiedene Modellvorstellungen vorgelegt. Die Kuratorin setzt die begonnene Arbeit nun mit dem mehrmonatigen Projekt fort.

In dem Ende der 1920er-Jahre entstandenen Holzhaus in der Karl-Marx-Straße hatte der Berliner Baumeister Adolf Sommerfeld (1886–1964) einst sein Verkaufsbüro. Hier entwickelte er die später nach ihm benannte Siedlung in Kleinmachnow und vermarktete seine Häuser. Mit seiner Strukturfasertapete und alten bis zuletzt genutzten Kachelöfen sei das bis vor gut fünf Jahren noch bewohnte Haus das erste und wohl größte Exponat der Ausstellung. Noch aber wirkt es angestaubt und leer und muss neu mit Leben gefüllt werden. Die gebürtige Amerikanerin Alexis Hyman Wolff baut dabei auf die Unterstützung der Kleinmachnower. So soll die Ausstellung nicht nur zeigen, was einmal war, sondern viele persönliche Geschichten erzählen. „Wir wollen ein partizipatives Museum, das die museale Arbeit als gemeinschaftliche Tätigkeit versteht“, erklärt sie. So sollen sich in der Ausstellung auch die unterschiedlichen Schicksale, Lebenswege und Erfahrungen der in der Gemeinde lebenden Menschen widerspiegeln. Kleinmachnower sind daher aufgerufen, ihre Dachböden und Keller nach Gegenständen zu durchforsten, die eine persönliche Geschichte erzählen. Erinnerungsstücke, die über gelebte, lokale Vergangenheit berichten, oder die Kultur und Vergangenheit anderer Orte nach Kleinmachnow gebracht haben, sagt die Wahl-Berlinerin. Auch handwerkliche Schätze und Fertigkeiten sollen ihren Raum erhalten. „Es hat sich eine Frau gemeldet, die hat ein altes Spinnrad. Sie will zeigen, wie das geht“, erzählt Wolff. Die privaten Gegenstände sollen nur für kurze Zeit als Leihgaben der Ausstellung zur Verfügung stehen und im Anschluss ihren ursprünglichen Besitzern zurückgegeben werden.

Bereits während ihres Studiums an der Berliner Universität der Künste hat die aus Los Angeles stammende Kuratorin Ausstellungsprojekte umgesetzt. Auch die Idee zu dem Kleinmachnower Sammlungskonzept leite sich von einem in Bernau bei Berlin erprobten Projekt ab, erzählt die 33-Jährige. In einem vorbereitenden Workshop wurden zusammen mit interessierten Kleinmachnowern Themenfelder für die Ausstellung bestimmt. Diese reichen von der Ortsgeschichte über Frauen in Kleinmachnow bis hin zu Geld oder Film und sollen nun in Arbeitsgruppen weiter bearbeitet werden. Zudem sollen auch Kinder ihre Vorstellungen von einem Kleinmachnower Museum auf kreative Weise darstellen. Der Heimatverein, dem die Räume in der Freizeitstätte „Toni Stemmler“ längst zu klein geworden sind und der daher seit Jahren ein neues Domizil für seine Sammlung sucht, ist ebenfalls eng in die Vorbereitungen eingebunden. Ein Votum für den Standort eines fest etablierten Museums sei die geplante Ausstellung aber nicht, betont Gemeindesprecherin Bellack. Zwar sei das Haus historisch wichtig und stünde als gemeindeeigene Immobilie zur Verfügung, wie es weiter geht, werde aber erst im Anschluss an die Ausstellung diskutiert. Möglicherweise sei eine Lösung für den Heimatverein auch getrennt von dem Museum zu suchen.

Exponate für die Sammlung nimmt Alexis Hyman Wolff jeweils freitags in der Zeit von 14 bis 18 Uhr vor Ort entgegen

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