Treff im „Werderaner Tannenhof“: Konferenz der Weihnachtsbaummacher
Im Werderaner Tannenhof trafen sich rund 60 Züchter aus Deutschland, Österreich und Dänemark. Sie zogen ein positives Fazit des vergangenen Jahres - und sprachen über Trends der Branche.
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Werder (Havel) - Nur noch gut 300 Tage sind es bis Weihnachten. Zeit also, sich um den nächsten Christbaum zu kümmern. Für die meisten dürfte das reichlich übertrieben klingen. Wer sich schon heute seinen Weihnachtsbaum absägt, wird im Dezember nur noch ein grau-braunes Holzgerippe vor sich haben. Anders sieht es aber für den Berufsstand der Weihnachtsbaumzüchter aus, die sich am vergangenen Samstag im Weihnachtsbaumbetrieb „Werderaner Tannenhof“ trafen. Rund 60 Mitglieder der „Interessengemeinschaft der Weihnachtsbaumanbauer“ (IGW) aus Deutschland, Dänemark und Österreich waren zum Tannenhof-Betriebsgelände im Werderaner Ortsteil Plessow gekommen, um Trends der Branche zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
Ein wichtiges Thema der Konferenz war das Internet und damit verbundene neue Vertriebswege. „Noch ist es eine Nische, aber wir sehen Potenzial“, sagte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft, Peter Geiß. Wichtig sei beim Online-Verkauf, vorher logistische Probleme zu klären. „Bäume über zwei Meter sind schlecht zu verschicken“, sagte Geiß.
Besonders beliebt: Mini-Weihnachtsbäume im Topf
Immerhin: In der vergangenen Saison seien im Internethandel Mini-Weihnachtsbäume besonders gefragt gewesen. „Sie kommen im Topf mit Erde beim Kunden an“, sagte Geiß. Nach den Weihnachtstagen könnten sie ausgepflanzt werden.
Auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat wurde diskutiert. Wolfgang Voegler vom Biotech-Konzern Monsanto versicherte, dass es etwaiges Gesundheitsrisiko durch den von Monsanto hergestellten Wirkstoff nicht gebe. Er verwies auf Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung. Dass die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst im vergangenen Jahr Glyphosat als für den Menschen wahrscheinlich krebserregend eingestuft hatte, erwähnte Voegler in seinem Vortrag nicht.
Allerdings: Weihnachtsbäume sind bekanntlich nicht zum Verzehr gedacht. Derzeit läuft auf EU-Ebene das Verfahren für die Verlängerung der Genehmigung von Glyphosat. Voegler zeigte sich am Samstag zuversichtlich, dass die Chemikalie eine Zukunft im Pflanzenanbau habe und die neue Zulassung bald kommen werde: „Wir hoffen, dass das Mitte des Jahres erledigt ist.“
Kein steriler Lebensraum
Agrarwissenschaftler Axel Gruppe von der Technischen Universität München berichtete auf der Fachtagung von einer Untersuchung seines Hauses zur Artenvielfalt von Kleingetier in Weihnachtsbaumkulturen. In dieser Studie wurden Weihnachtsbaumflächen mit anderen Pflanzenkulturen verglichen, und zwar mit Maisfeldern sowie mit Waldflächen aus jungen Fichten. Die Forscher kamen demnach zu dem Ergebnis, dass die Artenvielfalt auf den Weihnachtsbaumplantagen zwar niedriger sei als in den Fichtenkulturen, aber immerhin höher als auf den Maisfeldern. Besonders Blattläuse, Fliegen und Ameisen fühlen sich offenbar bei den Christbäumen wohler als zwischen Mais. Auch gegenüber jungen Fichtenkulturen ziehen diese drei Tierarten laut der Studie die Weihnachtsbäume vor. „Es ist also kein steriler Lebensraum, wo alles totgespritzt wird“, sagte Wissenschaftler Gruppe über die Weihnachtsbaumplantagen.
Am Rande der Fachtagung zeigte sich Karin Lorenz vom Werderaner Tannenhof zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft des vergangenen Jahres. „Das war eine ganz normale Saison, die gut verlaufen ist“, erklärte sie. Der Umsatz sei durchschnittlich gewesen. Immerhin: Bundesweit wurden zum vergangenen Fest bundesweit knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft – 100 000 mehr als vor einem Jahr.
Deutsche Weihnachtsbaumkönigin kam nach Werder (Havel)
Das Treffen der IGW-Mitglieder diene auch der gemeinsamen Auswertung der zurückliegenden Saison, so Lorenz weiter. Derartige Zusammenkünfte finden immer wieder an anderen Orten statt. Vergangenes Jahr habe man sich in Hamburg getroffen. „Es geht immer reihum.“ Nun also war Werder an der Reihe. Die Obstbaustadt an der Havel, in der bekanntlich jedes Jahr eine Blütenkönigin gekürt wird, bekam übrigens durch das Treffen der Weihnachtsbaumzüchter am vergangen Samstag royalen Besuch: Die deutsche Weihnachtsbaumkönigin Saskia Blümel gab sich die Ehre und besuchte die Fachtagung.
Blümel stammt aus einer Familie, die in der Nähe von Hamburg, im niedersächsischen Moisburg, einen Weihnachtsbaumbetrieb führt. Die junge Frau ist erst die dritte deutsche Weihnachtsbaumkönigin. Ihre Aufgabe ist es nun, noch bis 2017 den „deutschen Weihnachtsbaum“ zu präsentieren, wie es auf der Webseite des elterlichen Betriebes von Blümel heißt. (mit dpa)
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