Potsdam-Mittelmark: Kranke Hundewelpen gerettet Beschlagnahmte Tiere haben jetzt neue Besitzer
Potsdam–Mittelmark - Es war eine Höllenfahrt: 20 junge Welpen, darunter Rottweiler, Boxer, Chihuahuas und Beagles drängten sich in einem Lieferwagen aneinander. Sie kamen aus Polen und sollten zu Besitzern aus Deutschland und den Niederlanden, die sie im Internet bestellt hatten.
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Potsdam–Mittelmark - Es war eine Höllenfahrt: 20 junge Welpen, darunter Rottweiler, Boxer, Chihuahuas und Beagles drängten sich in einem Lieferwagen aneinander. Sie kamen aus Polen und sollten zu Besitzern aus Deutschland und den Niederlanden, die sie im Internet bestellt hatten. Doch so weit kam es nicht. Das Veterinäramt des Landkreises beschlagnahmte wie berichtet die Welpen im Juli auf einem Parkplatz der A 2 bei Kloster Lehnin. „In dem Lieferwagen gab es weder ausreichend Luft noch Licht“, berichtete die Tierärztin des Kreisveterinäramts, Petra Thiem. Gestärkt, geimpft und gesund sind die Tiere vom Landkreis jetzt an neue Besitzer übergeben worden.
Das Geschäft mit den Hundebabys kennt Thiem nur zu gut. Seit rund vier Jahren nehmen die Betrugsfälle mit kranken Hundewelpen zu. „Sie werden als reinrassig verkauft, viel zu früh von der Mutter weggenommen und kommen dann krank beim Käufer an“, so Thiem. Mindestens acht Wochen müssten Welpen bei der Mutter bleiben, um ihr Immunsystem ausreichend zu stärken. Wenn sie von Polen nach Deutschland kommen, müssen sie nach geltendem Recht auch gegen Tollwut geimpft sein. „Das geht aber auch erst nach zwölf Wochen“, so Thiem. Die geschwächten und unterernährten Tiere würden nichts essen, hätten Durchfall und seien häufig verwurmt. „Hinzu kommen oft noch Bauchfell- und Lungenentzündungen“, so die Tierärztin.
Ein Fernsehteam des ZDF hatte im Juli das Kreisveterinäramt dazugeholt, als sie fingierten, einen Hund kaufen zu wollen. Bei der Kontrolle hatte der Fahrer keine Genehmigung zum Tiertransport – von der Einhaltung geltender Tierschutzbestimmungen ganz zu schweigen.
Das Ausmaß des Betrugs kann man nur erahnen. Die Polizei unterscheidet in ihrer Statistik nicht zwischen verschiedenen Betrugsdelikten, teilte Pressesprecherin Jana Birnbaum auf Anfrage mit. Erst im Mai diesen Jahres wurde ein Wildenbrucher Paar zu Freiheitsstrafen von über einem Jahr auf Bewährung verurteilt, weil es sich im großen Stil am Geschäft mit den vermeintlich geimpften, reinrassigen und gesunden Hundewelpen bereichert hatte (PNN berichteten). Auch im vergangenen Jahr ist ein Betrüger aus dem Nachbarlandkreis Havelland in Potsdam–Mittelmark gefasst worden. 2009 wurde ein 25-jähriger Potsdamer zu einer Freiheitsstrafe wegen Betrugs verurteilt. In allen drei Fällen waren die Betrüger die Mittelsmänner.
Um das Problem zu lösen, müsste man bei den Käufern ansetzen, so Tierärztin Thiem. „Wenn Nachfrage besteht, ändert sich auch nichts an den katastrophalen Zuchtbedingungen“, sagt sie. Jedem müsste klar sein, dass ein reinrassiger Rottweiler nicht 290 Euro kosten könne. „Da zahlt man locker eine vierstellige Summe.“ Eva Schmid
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