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Potsdam-Mittelmark: Kriminell ehrlich

Die Werderaner Hip-Hop-Gruppe G-Crime hat heute ihren ersten Auftritt

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Werder - Ihre Texte handeln vom Verlassen werden, von Konflikten unter Jugendlichen, von Hass und Krieg. Es geht auch um persönliche Pläne, Freundschaften und – natürlich – um Liebe. Vor gut zwei Monaten haben sich vier junge Rapper in Werder (Havel) zusammengetan, um gemeinsam aufzutreten. Bei „G-Crime“ handelt es sich nicht um die vermeintlich bösen Jungs, die sich einem Trend angeschlossen haben und für die Musik nur Selbstzweck ist. Vom Leben nicht immer begünstigt, verarbeiten sie ihre schwierigen Erfahrungen in den Liedern.

„Ein Plattenvertrag wäre zwar schön. Aber wenn es nicht klappt, machen wir trotzdem weiter Musik“, sagt Rapper Garon Kleiner Junge, der eigentlich Ronny heißt und in der regionalen Szene schon recht profiliert ist. Drei CDs hat er bereits aufgenommen, die Lieder sind aggressiv, nachdenklich und zum Teil sehr persönlich. „Vom Ghetto ins Heim, vom Heim ins Verderben“, rappt er zu schlagenden Bässen. Vor einiger Zeit ist er von zuhause abgehauen, kam bei der Gesellschaft für Soziale Hilfen Berlin / Brandenburg in Caputh unter.

Hier hat er Arti-DC kennen gelernt, der wiederum mit bürgerlichem Namen Zlatan heißt. Der gebürtige Bosnier kam mit drei Jahren als Flüchtling nach Deutschland, sein Vater starb im Bürgerkrieg, die Mutter wird immer noch vermisst. Das Lied „Seni Sevijorum“ – die türkischen Worte für „Ich liebe Dich“ – hat er seinen Eltern gewidmet. Türkisch ist „In“ in der Szene. Sein Künstlername setzt sich allerdings aus Anfangsbuchstaben englischer Wörter zusammen: Astonishment, Representation, Tears und Impact. Auch er hatte bereits eine „Crew“, löste sie aber für G-Crime auf. „Arti“ macht zurzeit sein Abitur in Werder, er ist in der Gruppe für die traurigen und für die Liebeslieder zuständig.

Zwischen Garon, Arti und Sunset alias Kai sowie Princip (eigentlich Andre) wird die Textarbeit geteilt, jeder schreibt seine eigenen Lieder. Meistens stehen sie zu zweit auf der Bühne, in wechselnden Kombinationen. „Dabei machen wir uns auch mal lustig über Leute wie Sido“, sagt Princip mit Verweis auf die seit geraumer Zeit in den Charts vertretene Gruppe „Aggro-Berlin“. In dem Stück „Kein Gangsta“ wird gewissermaßen abgerechnet: „Die haben zwar Talent, aber schlechte Texte – da geht es nur noch um Partys“, erklärt Sunset die Ablehnung. Also gibt es auch humorvolle Texte? „Man kann über alles rappen - sogar eine sechsbeinige Katze“, lacht Arti.

Dafür braucht man in erster Linie Talent. Die Einsen in Musik haben die Jungs in der Schule schon längst für sich beansprucht. Die große Herausforderung ist der „Freestyle“ – das spontane Reimen auf der Bühne. Arti-DC: „Es gibt aber immer wieder Leute, die lernen ihre Texte auswendig - wir machen so was nicht, genauso wenig wie Playback.“

Wenn man die Jungs nach der Hip-Hop-Szene fragt, gibt es für sie nur eine Antwort: „Die wächst natürlich.“ Sogar in einer gewachsenen Punk- und Rock-Stadt wie Potsdam mache sich das mittlerweile bemerkbar. Die zwei großen Richtungen, Hip-Hop und Rock, wetteifern also um die Fans, treffen auch beim Proben im Club 01 immer wieder aufeinander. Gibt es da Konflikte? „Die stören uns nicht. Aber wenn ich die Musik höre, muss ich rausgehen“, sagt Arti, zieht aber auch in Betracht, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhen könnte.

Heute gibt es das erste Konzert von G-Crime im Werderaner Club 01, Hoher Weg 156. Einlass ist ab 19 Uhr.

Im Internet unter:

www.g-crime.de.vu

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