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Potsdam-Mittelmark: Kurage wirbt für Stolpersteine

Projekt soll Selbstverständnis von Werder verändern

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Werder (Havel) - Vor genau 82 Jahren brannten die Geschäfte von Juden überall in Deutschland. In der Progomnacht zum 10. November 1938 wurden auch in Werder jüdische Bürger Opfer der Übergriffe von Nazis und ihren Mitläufern. Die Carl-von-Ossietzky-Oberschule und das Bündnis Kurage wollen ihnen nach Jahren des Vergessens ihre Namen zurückgeben – in Form von „Stolpersteinen“ vor ihren letzten frei gewählten Wohnadressen. 22 000 solcher Messingplatten mit den Namen vertriebener, deportierter oder ermordeter Juden gibt es bislang in Europa. Am Montagabend stellten die Verantwortlichen das Projekt im Scala-Kino vor.

Die Ossietzky-Schüler haben mit Hilfe der Stadtverwaltung bislang acht Adressen belegen können, an denen einst jüdische Bürger in Werder gelebt hatten – und zwar anhand von Inventarlisten. Das damalige Stadtbauamt hatte die Schäden an „Judengrundstücken im Gemeindegebiet Werder“ nach der Progomnacht bilanziert. Im Frühjahr soll in der Brandenburger Straße der erste „Stolperstein“ verlegt werden, vor dem einstigen Wohnort von Hans-Peter Olschowski. Der damals 15-jährige Kaufmannssohn war Ende 1938 nach Berlin geflohen, wurde später deportiert und starb kurz vor Kriegsende auf einem der Evakuierungstransporte des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora. Den Stein in Werder hat Olschowskis früherer Schulfreund Günter Grothe angeregt.

„Es wird sicher nicht der letzte Stolperstein in der Stadt gewesen sein“, sagte Kurage-Vorsitzender Uwe Dinjus. Die ins Pflaster eingelassenen Platten mit den Namen früherer Mitbürger sollen zum Nachdenken anregen und das Selbstverständnis der Stadt Werder langfristig verändern, sagte er. So sei denkbar, dass sich Patenschaften entwickeln, bei denen Werderaner entweder Steine finanzieren oder nach der Verlegung pflegen. Auch die weitere Erforschung der einzelnen Schicksale könne durch einen Stolperstein angestoßen werden. Thomas Lähns

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