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Von Antje Horn-Conrad: Lachfalten und Moorhühner

Mit Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns zu Besuch in Teltower Hightech-Firmen

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Teltow - Ulrich Junghanns hat gut Lachen. Die Falten, die ein Scanner der GF Messtechnik GmbH (GFM) im Gesicht des Brandenburgischen Wirtschaftsministers misst, haben sich noch nicht sehr tief in die Haut eingegraben. Ohnehin sind es an diesem Tag wieder mehr Lach- als Sorgenfalten. Beim Besuch dreier Hightech-Firmen in Teltow stellt sich bei Junghanns Zufriedenheit ein. „Das Tempo, in dem hier neue Produkte entstehen, hat sich enorm gesteigert“, sagt der Minister am Mittwoch gegenüber der Presse und verweist auf den Zuwachs an Arbeitsplätzen, die den Wirtschaftsstandort Brandenburg krisenfester machen würden.

Die 36 Mitarbeiter zählende GF Messtechnik GmbH gehört zu jenen aufstrebenden Unternehmen, die sich auch dank der Förderung durch das Wirtschaftsministerium, die ZukunftsAgentur und die InvestitionsBank des Landes Brandenburg in der Region fest verankern konnten. Ihr Spezialgebiet sind optische 3D-Messanlagen, mit denen man nicht nur die Unebenheiten im Gesicht für die Entwicklung neuer Kosmetika messen kann, sondern ebenso Zylinderköpfe für die Autoindustrie oder auch die Oberflächenstrukturen von Skiern. Die Teltower Firma liefert hier so genaue Messwerkzeuge, dass sie vom Deutschen Skiverband zum Offiziellen Technologiepartner erkoren wurde, berichtet Geschäftsführer Gottfried Frankowski nicht ohne Stolz. Schon Sven Hannawald und George Hackl haben ihre Sportgeräte von den Teltowern vermessen lassen.

Neu hingegen ist das Anwendungsfeld der Biometrie. Ulrich Junghanns probiert es selbst aus. In Sekundenschnelle hat ein 3D-Face-Scanner sein Gesicht erfasst und in einer Datenbank gespeichert. Spezielle Software kann es nun jederzeit wiedererkennen und identifizieren. Schon haben weltweit Institutionen mit Hochsicherheitsbereichen ihren Bedarf an diesen Geräten angemeldet.

Beim anschließenden Besuch der co.don AG bittet sich Minister Junghanns aus, diesmal nicht als Versuchsperson herzuhalten. Hier nämlich müsste ihm Gewebe aus einer lädierten Bandscheibe oder dem Kniegelenk entnommen werden, um die körpereigenen Zellen im Labor vermehren und später wieder implantieren zu können. Knorpelschäden und Knochendefekte lassen sich auf diese Weise minimal-invasiv beheben.

Das börsennotierte Biotech-Unternehmen, das mit seinen 30 Mitarbeitern im Jahr bis zu zwei Millionen Euro Umsatz macht, stellt jährlich rund 700 solcher Zelltransplantate für Patienten in ganz Europa her. Ungeachtet der Börsenschwankungen wird die Nachfrage steigen, ist sich Vorstandsmitglied Vilma Siodla sicher. „Knochen altern immer, ob mit oder ohne Finanzkrise“, lacht sie.

Dritte Station in Teltow ist das erst anderthalb Jahre junge Unternehmen Alea Technologies GmbH. Einziges Produkt der fünf Mann starken Firma ist ein Computer, der sich über eine integrierte Kamera allein mit den Augen dirigieren lässt. Ein Segen für Menschen, die durch Unfall oder Krankheit an den Rollstuhl gefesselt sind und selbst ihre Hände nicht mehr bewegen können. Dank der hier entwickelten IntelliGaze-Technologie können sie wieder ohne fremde Hilfe kommunizieren und ihr begrenztes Blickfeld in die Umwelt um einige Dimensionen erweitern. Diese neuartige Blick-Computer-Interaktion lässt sich auch auf anderen Gebieten anwenden, wie der Minister sogleich demonstriert. Junghanns setzt sich vor den Bildschirm, wählt mit den Augen ein Programm, nimmt das Ziel ins Visier und drückt, ohne mit der Wimper zu zucken, ab. Ein Moorhuhn nach dem anderen stürzt Federn lassend zu Boden. „Fantastisch“, freut sich der Minister, mehr als über den Jagderfolg natürlich über die so einfach zu handhabende Technik, mit der das junge Unternehmen den Markt erobert. „Wir wollen in diesem Segment die Technologieführerschaft“, sagt Firmenchef Wolfgang Lehmann zielbewusst. „Ein kleines System, das alles kann.“

Antje Horn-Conrad

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