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Potsdam-Mittelmark: Lampenfieber inklusive

Zum Jubiläum ein Märchen: Tschernobyl-Aktion organisiert seit 20 Jahren Ferien in Mittelmark

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Potsdam-Mittelmark - Es soll der Höhepunkt ihres dreiwöchigen Deutschland-Aufenthaltes werden: Am morgigen Freitag führen 14 Mädchen und Jungen aus Weißrussland in Beelitz-Heilstätten gemeinsam mit Kindern aus der der dortigen Reha-Klinik das Hauffsche Märchen „Zwerg Nase“ auf. „Es ist beeindruckend, wie sich die Kinder bei den Proben für dieses Pantomimestück auch ohne Worte verstehen“, so Eva Maria Grossmann vom Michendorfer Verein Aktion Tschernobyl-Kinder im Gespräch mit den PNN.

Seit nunmehr 20 Jahren organisieren die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins jährlich Erholungsaufenthalte für Kinder aus der Gomeler Region, die nach wie vor von den Auswirkungen der Reaktor-Katastrophe 1986 in Tschernobyl stark betroffen ist. Auch in diesem Jahr haben sich für die Ferienaktion wieder viele Helfer gefunden. Nach ihrer Anreise Anfang Juli haben die 14 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren zur Eingewöhnung zunächst einige Tage gemeinsam im Michendorfer St. Norbert-Haus der katholischen Kirche verbracht. Dann wurden jeweils zwei Kinder und mitreisende Lehrer in Gastfamilien in Michendorf, Wildenbruch, Werder (Havel) und Kähnsdorf untergebracht. Die Ferieneltern versorgen ihre Gäste auf eigene Kosten, organisieren gemeinsame Freizeitaktivitäten und Ausflüge.

Allerdings, so räumt Eva Maria Grossmann ein, werde es immer schwerer, Gasteltern zu finden. „Mit den Jahren verblasst auch die Erinnerung an die Schrecken der Reaktorkatastrophe, dabei sind die Auswirkungen auch heute noch selbst in Deutschland zu spüren“, sagt die Michendorferin und erinnert daran, dass zum Beispiel in einigen Landstrichen Bayerns die Böden noch stark belastet sind. Die ehemalige Lehrerin ist seit 2005 für die Aktion Tschernobyl-Kinder aktiv – viele Jahre hat sie selbst Mädchen und Jungen aufgenommen. „Aus Erfahrung weiß ich, dass die Kinder aus der Region Gomel besonders anfällig für Krankheiten sind“, sagt sie.

Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern ist die Michendorferin in den vergangenen Jahren auch in die Region Gomel gereist. „Dort wird unser Engagement sehr geschätzt – von den Eltern der Kinder sind wir mit großer Gastfreundschaft aufgenommen worden“, berichtet sie. Zwar würden auch im Land selbst dreiwöchige Kuraufenthalte für die Mädchen und Jungen der Region Gomel organisiert. „Doch das ist nicht zu vergleichen mit den Ferienaufenthalten in Potsdam-Mittelmark“, so Grossmann. Unbelastetes Obst und Gemüse und viele neue Eindrücke würden zur Stabilisierung der Kinder beitragen.

Mit der AHG Klinik für Kinder und Jugendliche in Beelitz-Heilstätten gibt es schon seit einigen Jahren eine gute Zusammenarbeit. Zu den gemeinsamen Projekten zählt unter anderem ein deutsch-russisches Kochbuch für Kinder. Jetzt folgt das Theaterstück – eigens dafür ist ein Regisseur aus Minsk mitgereist. „Es gab nur wenig Zeit für die Proben, doch wir hoffen, dass es ein Erfolg für die Kinder wird“, blickt Eva Maria Grossmann voraus. So gibt es diesmal Lampenfieber zum Finale. Bereits am Samstag reisen die weißrussischen Kinder wieder in ihre Heimat zurück.ldg

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