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KulTOUR: Landschaft mit dem Mund einfangen

Das Caputher Heimathaus zeigt Bilder des gelähmten Malers Thomas Kahlau

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Schwielowsee - Wie der sperrige Name schon verrät, ist so ein „Verdienstkreuz am Band des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ keine Kleinigkeit. Der Mundmaler Thomas Kahlau erhielt seines im Jahr 2000 für sein künstlerisches und soziales Engagement. Im Jahr des Mauerbaus geboren, ist er wegen eines schweren Unfalls seit 1976 an den Rollstuhl gebunden; Arme und Beine gelähmt. Wie er mit dieser extremen Situation fertig wurde, schildert der Caputher in seiner Autobiographie „Die Kraft in mir“. Und diese Kraft scheint tatsächlich zweierlei Art zu sein, aus der Fähigkeit, mit dem Pinsel im Mund zu malen und sich aktiv in der „Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler in aller Welt“ zu engagieren. Um die Interessen der achthundert assoziierten und festen Mitglieder zu koordinieren, treffen sich Delegierte aus allen Erdteilen im dreijährigen Rhythmus.

Thomas Kalau war seit dem Jahr 2000 bei den Treffen in Sydney, Lissabon, Shanghai und Mexiko-Stadt dabei. Künstler war er dabei weniger, nur aus Mexiko brachte er Impulse mit, Frida Kahlos wegen. Deren Werke sollte er jetzt – nach seiner Rückkehr – ausgerechnet in Berlin bewundern.

Auf der Staffelei seines Caputher Ateliers seht derzeit das noch unfertige Bild vom Babelsberger Flatowturm, eines von zahlreichen Konterfeis alter und historischer Gebäude, die er per Gedächtnis und Fotoapparat von seinen Ausflügen mitbringt um sie dann künstlerisch zu gestalten. Eine kleine Werkschau solcher und anderer Ansichten ist derzeit im Caputher Heimathaus zu sehen, einem gleichfalls historischem Gebäude. Sein Schaffen, sagt er, ruhe auf drei Säulen, Natur, Landschaft und Mensch, wobei er der Natur drei Viertel davon zurechnet.

Im Heimathaus hat man es mit ein paar Bildern von Potsdam und Sanssouci zu tun, wobei der Maler den Blick schon mal über Potsdams Dächer schweifen lässt, oder es ihn an die nicht so geglückte „Glienicker Brücke“ zieht. Kirche und Gmünd von Caputh, ein bisschen Petzow, das „Rote Haus in Werder“, die anderen Bilder, teils in den Vitrinen des Hofes zu sehen, zeigen Landschaft oftmals im Blühen. Ist er ein Landschaftsmaler? „Dafür mache ich zu viel“, antwortet er salomonisch. In seinem künstlerischen Werden hat er manches ausprobiert, Techniken, diverse Stile, auch Risiken ging er ein. Die Konstanten seines Schaffens aber waren fast durchweg ein dynamischer Bildaufbau, der Versuch einer leichten „Metaphorisierung“ seiner Sujets und das Bestreben, möglichst viel Licht ins Bild zu bekommen. Das hänge mit seinem Leben zusammen, sagt der Künstler. Es sei heller geworden, bunter, erlebnisreicher, mobiler. Einfach schöner, sagt Thomas Kahlau, und kann doch gerade mal seinen Kopf bewegen. Heller – wie so viele seiner Bilder. Nach seiner Auszeit wird er sich in diesem Jahr wieder an der Kunsttour Caputh beteiligen. „Da kann man mir wieder beim Malen zuschauen“. Beim Mundmalen. Sicher werden dann auch die frisch gesetzten Rosen vor dem Haus noch immer in Blüte stehen. Er mag seinen Ort am Schwielowsee: „In Caputh finde ich so viel Licht und so viele Farben.“ Gerold Paul

Die Ausstellung im Heimathaus läuft bis zum 10. Juni, Öffnungszeiten Sa. und So. 15-18 Uhr

Gerold Paul

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