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Eine Barriere für Behinderte, Radfahrer und Mütter mit Kinderwagen ist die Bahnunterführung in Wilhelmshorst. Das soll sich demnächst ändern  mit Geld von Kreis und Land. Auch gegen die Schmierereien hat man eine Lösung gefunden.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Licht am Ende des Tunnels

Förderung für barrierefreien Ausbau am Bahnhof Wilhelmshorst möglich / Folgekosten werden geteilt

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Michendorf - Für den barrierefreien Ausbau des Bahntunnels in Wilhelmshorst bahnt sich eine Lösung an. Demnach könnten die Baukosten von knapp 286 000 Euro in Höhe von 75 Prozent vom Land gefördert werden. „Wenn die Verantwortlichen sagen: Wir wollen den Ausbau, dann gibt es von uns einen großen Batzen Geld“, sagte Rainer Bretschneider, Staatssekretär im brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung, gestern in Wilhelmshorst. Die Landtagsabgeordnete Susanne Melior (SPD) hatte die Verantwortlichen von Bahn, Landesregierung und Gemeinde eingeladen, um den von vielen Wilhelmshorstern geforderten Tunnelausbau voranzubringen.

2005 hatte die Deutsche Bahn ihre Anlagen in Wilhelmshorst erneuert und den alten Tunnel durch einen neuen ersetzt. Der Gemeinde ist angeboten worden, auch gleich Rollstuhlrampen zu bauen, wenn sie die Kosten übernimmt. Das ist jedoch in den gemeindlichen Gremien abgelehnt worden, ein entsprechender Antrag schaffte es nicht einmal bis in die Gemeindevertretung. Begründet wurde dies neben den Bau- auch mit den Folgekosten, denn die Michendorfer hätten die Anlage als öffentlichen Weg übernehmen müssen – und wären damit für die Instandhaltung verantwortlich gewesen. Seit dem ruhen die fertigen Pläne in der Schublade.

Die Bahn will den Ausbau nicht finanzieren, da in Wilhelmshorst täglich weniger als 1000 Fahrgäste aus-, ein- und umsteigen. Diese Grenze wird im Ortsteil Michendorf überschritten, der dortige Bahnhof steht auf einer Prioritäten-Liste, die von der DB Netz AG nach und nach abgearbeitet wird. Im Mai hatte der hiesige SPD-Ortsverein eine Zählung der Tunnelnutzer in Wilhelmshorst vorgenommen und innerhalb eines Tages über 900 Fahrgäste sowie mehr als 620 Passanten ermittelt, die hier von Nord nach Süd wollten. „Das war zwar keine statistische Erhebung, hat aber gezeigt, wie viele Menschen hier unterwegs sind“, erläuterte Susanne Melior. Die jüngste offizielle Zählung aus dem Jahre 2008 habe 650 Fahrgäste in Wilhelmshorst ergeben, hieß es aus dem Ministerium. „Bei 650 Fahrgästen am Tag kann sich die Bahn nach Bauabschluss nicht einfach zurückziehen“, so Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos). Auch der Behinderten-Beauftragte des Landkreises, Udo Zeller, kritisierte, dass sich die Verantwortlichen zu oft in einem Dschungel aus Zuständigkeiten verschanzen würden und mahnte: „Lassen sie uns kurze Wege gehen.“

Bei dem gestrigen Treffen ist nun vereinbart worden, dass man sich die Folgekosten teilen könnte. Demnach ließe sich per „Gestattungsvertrag“ für mindestens 25 Jahre regeln, wer wofür verantwortlich ist. So könne die Bahn die Tunnelröhre unterhalten, während die Gemeinde für die Instandhaltung von Beleuchtung und Bodenbelag zuständig wäre. Die Einzelheiten müssten geklärt werden. „Wir finden eine einvernehmliche Lösung“, so Uwe Marxen, Regionalbereichsleiter der DB Station & Service AG auf die Frage Susanne Meliors, ob er denn Licht am Ende des Tunnels sehe. Zudem bestehe die Chance, dass Michendorf für den Ausbau selbst überhaupt nichts zahlen müsste. Wie es gestern hieß, könne der Landkreis die 75 Prozent Fördermittel aus Potsdam ergänzen, denn jährlich würde das Land zehn Millionen Euro für Investitionen in den Öffentlichen Personen-Nahverkehr an die Kreise verteilen.

Unterdessen gibt es in der Gemeinde bereits Pläne, das äußere Bild des Bahnhofes zu verbessern. Wie Klaus-Dieter Becker, Chef des Kulturbundes, ankündigte, sollen Jugendliche aus Wilhelmshorst Entwürfe für eine farbliche Gestaltung der Tunnelwände erarbeiten. Die könnten sie umsetzen und sogar Patenschaften für ihre Bilder übernehmen. Im Moment verunstalten Schmierereien die Wände. Allerdings habe es noch keine Rückmeldung der Bahn gegeben. Thomas Lähns

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