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Potsdam-Mittelmark: Lichtspiele

In ihrem Atelier in Bergholz-Rehbrücke gestaltet Birgitta Aßhauer mit Glas

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Nuthetal - Schon eine Kerze reicht. Die flackernde Flamme am Docht. Mal klein, dann wieder groß, auf jeden Windhauch reagierend. Mehr als dieses kleine, feine Licht braucht es nicht, um die Wirkung der Arbeiten von Birgitta Aßhauer zu erfahren.

Birgitta Aßhauer geht es ums Licht und wie es Räume gestalten kann. Licht kommt durch Fenster oder von elektrischen Lampen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Diese Selbstverständlichkeit wieder erlebbar machen, ist ihr Anliegen. In ihrer Werkstatt im Keller ihres Hauses im Andersenweg in Bergholz-Rehbrücke versucht Birgitta Aßhauer dies in ihren Glasarbeiten umzusetzen.

Ein schmaler Arbeitstisch aus Holz, große Scheiben, die viel Licht in den Raum bringen. In einer abgegrenzten Kabine steht die mächtige Sandstrahlmaschine, mit der sie Muster auf die Scheiben bringt. Hier fertigt sie unter anderem Paravents, Tische mit Glasplatten und die so genannten Module: Wie Bilder gerahmtes Glas mit verschiedenen Motiven, die einzeln oder in größerer Zahl zur Raumgestaltung beitragen können.

Mit ihrer Familie zog Birgitta Aßhauer 1993 von Nikolassee nach Bergholz-Rehbrücke. Hier konnte sie endlich eine Werkstatt nach ihren Vorstellungen einrichten und sich verstärkt der künstlerischen Glasgestaltung zuwenden. „Schon während meiner Ausbildung zur Grafik-Designerin und dem anschließenden Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin interessierte mich dies Art der Gestaltung“, sagt Birgitta Aßhauer. In ihrem Studium musste sie viel mit virtueller Technik arbeiten, deren Produkte an einem schnelllebigen Markt orientiert sind. Das entsprach nicht ihren Vorstellungen. Birgitta Aßhauer wollte etwas schaffen, das länger Bestand hatte. Ihr gefällt das Konzept des Bauhauses, Deutschlands berühmte Kunst-, Design- und Architekturschule der Klassischen Moderne, die 1919 in Weimar begründet wurde und bis 1933 in Dessau und Berlin bestand. Ein zurückhaltendes Design, ein Produkt, an dem das Handwerkliche nicht verleugnet und der Nutzungscharakter betont wird, ein Kunstwerk, praktisch, schön und zeitlos zugleich, das sollen Birgitta Aßhauers Arbeiten ausdrücken, die sie auch in der Potsdamer Stilfabrik in der Posthofstraße ausstellt.

Schon kurz nach dem Studium begann sie sich mit dem Glas auseinander zu setzen. Birgitta Aßhauer hat anfangs Fensterscheiben gestaltet, sie mit farbigen Motiven wie Landschaften oder Stillleben verziert. Mit Farben ist sie heute zurückhaltender. Sie gestaltet jetzt, indem sie die Oberfläche verändert. So hat sie verschiedene ihrer Paravents mit sandgestrahlten Mustern, manche wie Scherenschnitte versehen. Dadurch sind diese Raumteiler, die Brigitta Aßhauer drei- oder vierteilig baut, zwar blickdicht, lassen aber trotzdem Licht in den Raum.

Als zurückhaltenden Blickfang kann man diese Paravents bezeichnen, die um 1300 Euro kosten. So kam eine ältere Frau in ihr Atelier, die einen Raumteiler suchte, der in ein großes Zimmer mit vielen alten Möbeln passen sollte, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken. Mit ihrer Arbeit konnte Birgitta Aßhauer die Frau überzeugen. „Und falls ihr der Paravent mal umfallen sollte, braucht sie sich auch keine Sorgen zu machen.“

Für ihre Arbeiten nutzt Birgitta Aßhauer Sicherheitsglas. Beim Ausladen eines Paravents für eine Ausstellung fiel dieser zu Boden. Dem Glas passierte nichts. Und auch den Härtetest als Tischplatte hat das Sicherheitsglas bestanden. Mal Quadrate wie auf einem Schachspiel, mal Labyrinthe, für deren Auflösung es mehrere Möglichkeiten gibt. Mit diesen gestalten Oberflächen will Birgitta Aßhauer mehr aus dem Tisch machen, als einen Gebrauchsgegenstand. So laden die Labyrinthe zur Suche mit dem Finger ein, fasziniert die Beobachtung, wie das sich ändernde Tageslicht auf die gläserne Tischplatte fällt und die Reflexe auf dem Fußboden und den Wänden spielen.

Birgitta Aßhauer könnte sich auch vorstellen, ganze Wohnungen oder Häuser mit ihrer Glaskunst zu gestalten. Dafür wäre eine Zusammenarbeit mit einem Innenarchitekten Voraussetzung. Doch sie weiß auch, dass für solche Gestaltungsmöglichkeiten oft genug das Geld fehle. Trotzdem arbeitet sie an Möglichkeiten, wie mit Glas Räume beeinflusst werden können. So hat sie die Module entwickelt, die einzeln oder als Gruppenmotiv beispielsweise von der Decke hängend, die Raumstruktur ändern können. Ein ganz neues Motiv sind dabei die „Magischen Quadrate“, die Birgitta Aßhauer auf der Melancholia-Ausstellung in Berlin entdeckte. In jedem Quadrat eine Zahl, ergibt sich immer die gleiche Summe, egal wie man die Reihen liest. Wie die Labyrinthe auf ihren Tischen sind diese „Magischen Quadrate“ als mathematische Knobelei Themen, die die Menschen schon seit Jahrhunderten beschäftigen. Zeitlose Motive für ihre zeitlosen Arbeiten, so könnte man Birgitta Aßhauers Künstlermotto zusammenfassen.

Ihre Glaskunst ist dabei nicht nur für große Räume gedacht, sie versteht sich nicht als Künstlerin für Reiche. „Glas lebt vom Licht“, sagt sie. Und um Leben in ihre Glasarbeiten zu bringen, reiche schon das einfache Licht einer Kerze in einem kleinen Zimmer.

Weitere Informationen unter Tel.: (033200) 85 9 74 oder im Internet unter www.transparenz-glasgestaltung.de.

Dirk Becker

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