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Potsdam-Mittelmark: Loriot toppt da Vinci und Martin Luther King
Schüler und Lehrer sind sich einig: Sie wollen ihr Stahnsdorfer Gymnasium „Vicco von Bülow“ nennen
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Potsdam-Mittelmark - Die Fassaden des neuen Gymnasiums in Stahnsdorf stehen, das Richtfest ist für den 15. Juni geplant. Es wird also allmählich Zeit, einen Namen für den neuen Bildungsstandort zu finden, der in gut einem Jahr eröffnet werden soll. Die Schüler und Lehrer sind sich bereits einig geworden: „Vicco von Bülow“ soll künftig über der Eingangstür in der Heinrich-Zille-Straße stehen. „Er war witzig, gebildet, geistreich – und er war Brandenburger“, sagt Armin von Wnuk-Lippinski, Vorsitzender der Schulkonferenz, über den als Loriot berühmt gewordenen Humoristen (1923-2011).
In einer basisdemokratischen Abstimmung konnten Lehrer und Schüler, die derzeit noch am Interimsstandort in der Teltower Warthestraße arbeiten, getrennt voneinander ihre Favoriten aufschreiben. Der Name Vicco von Bülow wurde mit Abstand am häufigsten genannt: 23 Schüler und 22 Lehrer hatten ihn als ihren Favoriten vorgestellt. Immerhin jeweils 14-mal wurde der eher profane Name „Stahnsdorfer Gymnasium“ oder „Gymnasium Stahnsdorf“ gewählt. Ansonsten gab es erhebliche Unterschiede: Während viele Schüler gern auch den amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-68) oder den italienischen Künstler, Forscher und Erfinder Leonardo da Vinci (1452-1519) mit zehn beziehungsweise neun Nennungen als Namenspaten für ihre Schule gesehen hätten, wählten viele Lehrer den Theologen und NS-Gegner Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) sowie den jüdischen Maler Max Liebermann (1847-1935). Beide wurden acht Mal genannt. Eine weitere Option war der Name „Bäke-“ oder „Bäketal-Gymnasium“. Einzelvorschläge, das Gymnasium nach Apple-Erfinder Steve Jobs (1955-2011) oder dem Reggae-Musiker Bob Marley (1945-81) zu benennen, scheiterten indes völlig.
Es seien auch Persönlichkeiten aus der Region als Namensgeber diskutiert worden, erläuterte von Wnuk-Lippinski, zum Beispiel der frühere Teltower Landrat Ernst von Stubenrauch (1853-1909). „Aber dazu haben sich die wenigsten durchringen können.“ Entscheiden wird über die Namensgebung letztendlich der Kreistag, „aber wir hoffen, dass wir für unseren Vorschlag werben können“, so von Wnuk-Lippinski. Heute werden die Vorsitzende der Elternkonferenz und Schulleiter Ulrich Klatt damit im Bildungsausschuss anfangen. Das Gremium tagt ab 16.30 Uhr im Oberstufenzentrum in der Potsdamer Straße 4.
Es gibt aber auch schon Kritik an der Wahl: Vicco von Bülow sei in Brandenburg (Havel) geboren und nicht in Stahnsdorf, wird im Diskussionsforum auf der Schulhomepage www.gymnasium-stahnsdorf.de argumentiert: „Einen unmittelbaren örtlichen Bezug kann man also nicht konstatieren“, schreibt ein Internet-Nutzer. Ein anderer hätte John Graudenz (1884-1942) gewählt: Der von den Nazis ermordete Journalist würde am ehesten der künstlerisch-musisch-ästhetischen Profilierung der Schule entsprechen, schreibt er. Allerdings seien die Namen von Widerstandskämpfern für viele Ältere ein rotes Tuch, da zu DDR–Zeiten viele Einrichtungen und Straßen nach ihnen benannt worden seien, heißt es auf der Homepage. Thomas Lähns
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