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Nach Kunstraub in Teltow: Lüpertz: „Das verletzt meine Seele“

Malerfürst Markus Lüpertz überlegt, sein Atelier in Teltow aufzugeben. Im mysteriösen Kunstraub ermittelt derweil die Potsdamer Staatsanwaltschaft auch zur Erpressung.

Von Eva Schmid

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Teltow - Der Bentley vor der Tür, die große Atelierhalle von außen gut einsehbar, darin künstlerisches Kreativchaos. Drumherum friedliche Einöde, Einfamilienhäuser, so weit das Auge reicht. Wer bisher Künstler Markus Lüpertz im Teltower Kanadaviertel besuchte, der klopfte an, drückte die Türklinke herunter und stand inmitten eines Skulpturenparks im Hausflur. Das könnte sich bald ändern: Einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart hat sieben Jahre lang in Teltow gearbeitet und gelebt – jetzt fühlt er sich dort nicht mehr wohl.

Schuld daran sind Kunstdiebe, die ihm Anfang Dezember vergangenen Jahres die Atelierhalle ausräumten und die Werke Ende Januar überraschend wieder zurückbrachten. Der mysteriöse Kunstraub hat den 74-jährigen Künstlerfürst verunsichert: „Ich fühle mich ausgespäht, beobachtet“, sagte Lüpertz am Donnerstag den PNN. Er überlege nun, ob er aus Teltow wegziehe.

Sollte Lüpertz Teltow verlassen, will er sein neues Domizil nicht preisgeben

Ein neues Atelier gebe es noch nicht, anderslautende Medienberichte seien Gerüchte, so Lüpertz. Gegenüber dem rbb hatte der Künstler vorgestern erklärt, ein neues Domizil in Brandenburg im Auge zu haben, mit einer Mauer um das Anwesen. „Wenn ich wegziehe, werde ich nicht sagen, wohin“, so Lüpertz am Donnerstag.

Dass Diebe in sein Atelier eingedrungen waren und seine nicht signierten und zum Teil unfertigen Werke mitgenommen hatten, „hat mich in der Seele verletzt“. Normalerweise sei er ja nicht so, aber das sei dann doch zu viel gewesen. Ob und wann Lüpertz Teltow verlassen wird, blieb offen. Eine andere Variante sei, dass er sein aus Baucontainern bestehendes Atelier, in dem er auch wohnt, besser sichert. Bisher gibt es weder eine Alarmanlage, noch einen Zaun. „Ich grüble noch“, so Lüpertz. Verlässt der Malerfürst die Stadt, bleibt immerhin seine bunt bekleckste Athene am Saskatoon-Platz den Teltowern erhalten.

Spekulation: Wurde Lüpertz erpresst?

Wer es hingegen auf die neueren Werke von Lüpertz abgesehen hat, ist weiterhin unklar. Der mysteriöse Kunstraub gibt den Ermittlern Rätsel auf. Zwar werde bisher in alle Richtungen ermittelt, heißt es auf Anfrage bei der Potsdamer Staatsanwaltschaft. Dennoch steht ein Verdacht im Raum: Bei dem mysteriösen Kunstraub in Teltow könnte es sich womöglich um Artnapping handeln. Dabei fordern Kunstdiebe für gestohlene Werke Lösegeld von den Kunstbesitzern. Erpresst würden meist Museen oder Galerien, die ihre Kunst mit hohen Summen versichert haben, so Christoph Lange, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Um die Werke zurückzubekommen, kommt es mitunter zu Millionendeals zwischen Dieben, Besitzern und Versicherungen.

Die gestohlenen 30 Werke aus Lüpertz Atelier hingegen waren nicht versichert – das seien sie erst, wenn sie auf dem Weg zu Galerien oder Museen das Atelier verlassen würden, erklärte der Künstler. Ob Lüpertz Opfer einer Erpressung wurde, wollte er gegenüber den PNN nicht sagen. Auch gegenüber der Staatsanwaltschaft habe er sich dazu nicht geäußert, so Sprecher Christoph Lange. „Es ist bekannt, dass Diebe Werke von bekannten Künstlern nicht loswerden.“ Auch dass sich die Arbeiten auf dem Schwarzmarkt verkaufen würden, bezweifelte Lange. „Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich Käufer, die sich bekannte Kunstwerke in den Keller hängen, finden lassen.“

Sollte Lüpertz erpresst worden sein und Lösegeld bezahlt haben – laut früherer Aussagen des Künstlers hätte die erbeutete Kunst einen Verkaufswert von rund einer Million Euro –, so müsste er die Ermittler darüber nicht unbedingt in Kenntnis setzen. „Es besteht keine Pflicht zur Offenbarung von Straftaten“, sagte Lange. Anders sei es bei Strafvereitelung. Die Staatsanwaltschaft hofft weiterhin auf Hinweise von Nachbarn oder anderen Zeugen. Immerhin müsste das Ausladen der geraubten Kunst eine Weile gedauert haben, „jede Beobachtung hilft uns weiter“, so Lange.

Bis zu zehn Jahre Haft für Kunstdiebe

Sollten die Diebe gefasst werden, dann könnte ihnen wegen des Kunstdiebstahls in besonders schwerem Fall bis zu zehn Jahren Haft drohen. Sollte herauskommen, dass sie den Malerfürsten erpresst haben, könnten nochmal bis zu maximal fünf Jahre dazukommen. Selbst wenn die Diebe je gefasst werden, bleibt bei Lüpertz, wie bei jedem anderen Einbruchsopfer, ein ungutes Gefühl. So sorglos wie bisher wird er in seinem Atelier nicht mehr leben können.

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