Potsdam-Mittelmark: Markenzeichen Morgenstern
Freundeskreis Bismarckhöhe will Ausstellung erweitern / Architekten-Wettbewerb für Saal-Neubau
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Werder (Havel) - Was Peter Huchel für Wilhelmshorst und Gerhard Hauptmann für Erkner ist, könnte Christian Morgenstern für Werder werden: Ein Markenzeichen, mit dem sich Besucher locken lassen. Der Freundeskreis Bismarckhöhe will seine Morgenstern-Ausstellung zum Museum erweitern und dafür neue Räume im Turm der historischen Höhengaststätte sanieren. Schon jetzt hat der Förderverein mehr Exponate, als sich in dem kleinen Morgenstern-Zimmer im zweiten Stock ausstellen lassen. Fachliche Unterstützung dafür soll vom Land kommen, das hat Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) gestern bei einem Besuch in der Blütenstadt versprochen.
„Die Bismarckhöhe wird künftig auch von ihrer Geschichte leben“, unterstrich Achim Rische, ehrenamtlicher Kurator der Dauerausstellung über Christian Morgenstern (1871-1914). Schon jetzt sei die Werderaner Sammlung über den Dichter die größte überhaupt: 180 Bücher und Tonträger hat der Verein bereits gesammelt, um weitere Bände wolle Risch sich noch kümmern. Auch Lithographien und Briefe könnten seiner Meinung nach in Werder gezeigt werden. Johanna Wanka begrüßte die Initiative des Freundeskreises und schwärmte: „Wir haben in Brandenburg so viele Dichter von Weltgeltung, und Morgenstern in Werder zu würdigen ist sehr passend.“ In den Jahren 1895 und 1896 verbrachte Christian Morgenstern mit sieben weiteren jungen Männern seine Sommer auf der Bismarckhöhe, die damals noch Galgenberg hieß. Hier schrieb er seine berühmten Galgenlieder und zelebrierte mit sieben Freunden symbolische Hinrichtungen mit Henkersbeil und Galgen.
Allerdings muss noch mit der Stadt verhandelt werden, wie die beiden Zimmer umgebaut und genutzt werden sollen. Bürgermeister Werner Große (CDU) forderte ein Konzept, das er dann den Stadtverordneten vorlegen kann. Die müssen ihre Zustimmung erteilen, weil die Zuständigkeiten auf der Bismarckhöhe nicht eindeutig geregelt worden sind. „Wir haben damals keinen Nutzungsvertrag aufgesetzt, es lief immer auf Zuruf“, erinnerte sich Freundeskreis-Vorsitzender Dieter Manz an die Anfänge der Sanierungsarbeiten auf der Bismarckhöhe. 2002 habe man lieber die Ärmel hochgekrempelt als über so etwas nachzudenken. Das soll nun nachgeholt werden: Ende des Jahres will der Freundeskreis der Stadt als Eigentümer einen Vertragsentwurf vorlegen.
Laut mündlichen Vereinbarungen hieß es immer: Der Verein kümmert sich um den Turm, die Stadt saniert den Rest. Beide haben bislang Einiges bewegt: Drei Millionen Euro sind aus dem Werderaner Haushalt bislang investiert worden, sagte Bürgermeister Große und schätzte: „Fünf bräuchte man wohl nochmal.“ Von dem Geld sind unter anderem der Große Ballsaal nach historischem Vorbild hergestellt und die Fassaden saniert worden. Seit drei Jahren findet der jährliche Blütenball wieder hier oben statt. Der Förderverein hat indes den Aufgang zur Aussichtsplattform und mehrere Turmzimmer restauriert, vieles in Eigenleistung. Im vergangenen Jahr ist auch der Salon im Erdgeschoss eingeweiht worden. Dessen Sanierung hat die Ur-Werderanerin Hildegard Puhlmann mit 25 000 Euro aus ihrem Privatvermögen gefördert. „Und es geht weiter mit der Sanierung – wenn auch nicht mehr im Tempo der Anfangsjahre“, sagte Dieter Manz. Für den Neubau des früheren Kleinen Saals – er konnte aufgrund des starken Zerfall nicht saniert, sondern musste abgerissen werden – hat die Stadt jetzt einen Architekten-Wettbewerb ausgelobt. Anfang 2010 soll der Sieger mit den ersten Entwürfen beginnen. In dem geplanten Anbau auf der Südseite will Fernsehkoch Ronny Pietzner, der auch den Großen Ballsaal für Veranstaltungen gepachtet hat, eine Gaststätte betreiben. Einen Namensvorschlag holt Achim Risch aus den Werderaner Geschichtsbüchern: „Restaurant Galgenberg“, so wie die Bismarckhöhe vor dem Kult um den Eisernen Kanzler hieß. Thomas Lähns
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