
© Andreas Klaer
Von Thomas Lähns: Mausklick in die Mittelmark
Geo-Informationssystem versorgt Wanderer, Häuslebauer und Planungsbüros künftig mit wichtigen Daten
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Potsdam-Mittelmark - Wanderer, Reiter und Radler können ab sofort auch virtuell die Mittelmark erkunden und am PC ihre Touren planen. Seit heute ist das neue Geo-Informationssystem (Gis) des Landkreises im Internet verfügbar. Über das Portal www.potsdam-mittemark.de können sämtliche geographischen Daten aus dem Bestand der Kreisverwaltung wie die Lage von Wegen, Baumdenkmalen oder Gemarkungsgrenzen eingesehen und zum Beispiel für das Navigationsgerät heruntergeladen werden. Das ist aber nur der Anfang: In den nächsten Jahren sollen selbst Flurkarten, Flächennutzungs- und Bebauungspläne per Mausklick abrufbar sein.
Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und der zuständige Gis-Koordinatator Wilfried Gärtner haben den sogenannten Infrastrukturknoten des Landkreises gestern in Bad Belzig vorgestellt. Hintergrund des Projektes ist eine EU-Richtlinie aus dem Jahre 2007: Danach sollen alle öffentlichen Verwaltungen, die Geodaten jeglicher Art führen, diese im Internet veröffentlichen. Damit soll der Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union erhöht werden. Denn der Nutzen reduziert sich nicht auf den privaten Gebrauch: Ingenieurbüros können das Kartenmaterial direkt in ihre Spezialsoftware einspeisen und damit arbeiten. „So wäre es denkbar, dass ein Büro aus Griechenland irgendwann für uns einen Bebauungsplan entwirft“, veranschaulichte Gärtner. Auch für Häuslebauer könnten die Geodaten nützlich sein – ebenso wie für Landwirte, die ihre Schläge damit genau abmessen und beackern können. Das Datenschutzgesetz werde von dem System nicht berührt, unterstrich Gärtner.
Bislang sind 23 verschiedene Themen vom Reitweg bis hin zur Tagespflegeeinrichtung im mittelmärkischen Infrastrukturknoten verzeichnet. Der Bestand soll ständig erweitert werde. Die Kommunen sind ebenfalls angehalten, ihre Daten im Internet öffentlich zugänglich zu machen, allerdings haben längst nicht alle ihre Karten- und Planwerke in digitaler Form bei der Hand, sondern noch auf dem Papier. Das Einscannen und Nachbearbeiten aus dem EU-Topf für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) bezuschusst werden.
Der Landkreis Potsdam-Mittelmark arbeite seit zehn Jahren nur noch mit digitalen Informationen, sagte Wilfried Gärtner. Deshalb seien die Daten schon vorhanden gewesen und konnten von den zuständigen Fachbereichen zugearbeitet werden. Der Aufbau der Webseite mit der entsprechenden Technik hat trotzdem 76 000 Euro gekostet. 85 Prozent davon hat sich der Landkreis aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung dazuschießen lassen. „Es ist eine Investition, die wirtschaftlich einen nachhaltigen Effekt haben wird“, sagte Landrat Blasig.
Der Sprung ins Digitale Zeitalter soll im kommenden Jahr auch im Bereich der Auftragsvergabe erfolgen, kündigte Blasig gestern an. Demnach sollen sich Unternehmen künftig online an Ausschreibungen des Landkreises beteiligen können und Formulare direkt am Computer ausfüllen. Zurzeit werde noch ein geeignetes Unternehmen gesucht, das ein entsprechendes Portal aufbauen kann.
Die Online-Vergabe habe einige Vorteile, stehe sie doch grundsätzlich jedem offen, erläuterte der Landrat. Zudem würden die Angebote gleich vom Programm auf Vollständigkeit geprüft werden, wodurch sich Bearbeitungszeiten verkürzen. Und schließlich veringere sich auch die Korruptionsgefahr: „Einen Geldschein kann man nicht so einfach durch den Computer rüberschieben“, so Blasig.
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