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Auf den Steuerbescheid müssen Brandenburger:innen lange warten.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Mehr als 50 Tage: Brandenburger warten länger auf Steuerbescheid

Hoher Krankenstand, fehlende Beamte, neue Aufgaben: Die Finanzämter im Land sind überlastet – die Potsdamer Behörde führt ein unrühmliches Ranking an.

Das Warten auf den Steuerbescheid hat sich für Brandenburgerinnen und Brandenburger zuletzt nochmals verlängert. Warteten die Steuerpflichtigen nach Abgabe der Steuererklärung für 2019 durchschnittlich 39,6 Tage auf den Bescheid, waren es zwei Jahre später zum 31. Dezember 2022 bereits 53,6 Tage. Das geht aus Daten des Landesfinanzministeriums hervor, die den PNN vorliegen. Damit hat sich die Bearbeitungszeit im Vergleich um 14 Tage und damit fast 15 Prozent verlängert.

Brandenburg zuletzt Schlusslicht im Ländervergleich

Brandenburg war bereits im jüngsten Länder-Ranking des Bundes der Steuerzahler (BdSt) zu den Lohnsteuerbescheiden 2020 Schlusslicht. Da der BdSt erst im Juli die Daten aller Finanzämter der Länder veröffentlicht, liegen für den letzten Bescheid 2021 noch keine Vergleichsdaten vor. Berlin war zuletzt zum fünften Mal in Folge mit 33 Wartetagen an der Spitze.

14
Tage länger warteten Brandenburger:innen 2022 auf ihren Steuerbescheid als noch vor zwei Jahren.

Insgesamt verzögerten sich die Wartezeiten in den Bundesländern. Der Chef der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Florian Köbler, sagte der Zeitung „Welt am Sonntag“, dass die Verzögerungen „nur ein Vorgeschmack“ auf 2023 seien. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer werde sich „dramatisch“ erhöhen.

Auch in einem Ranking des Software-Anbieters Lohnsteuer-Kompakt für den Bescheid 2021 kommt Brandenburg nicht gut weg: Mit 72,8 Tagen durchschnittlicher Bearbeitungszeit liegt das Land auf dem vorletzten Platz – nur Bremen braucht mit 82,1 Tagen länger. Das Unternehmen erhebt für sein Ranking nur diejenigen Einkommensteuererklärungen, die mit der Software eingereicht worden sind. Laut Unternehmen waren das 400.000 Erklärungen.

Potsdam laut Ranking auf letztem Platz

Die Landeshauptstadt Potsdam landet laut dem Unternehmensranking von Lohnsteuer-Kompakt sogar auf dem letzten Platz: Potsdamer:innen warteten 105,2 Tage und damit mehr als drei Monate auf ihren Steuerbescheid. Gegenüber dem Vorjahr rutschte damit Potsdams Finanzamt um 83,2 Tage nach hinten.

Das brandenburgische Finanzministerium entschuldigt die langen Wartezeiten mit einem hohen Krankenstand wegen Corona und Grippe, weniger Mitarbeitenden und neuen Aufgaben wie der Grundsteuerreform. So verdoppelte sich die Anzahl der Langzeiterkrankten von 47 im Jahr 2020 auf 84 im vergangenen Jahr annähernd. Daneben seien in der Brandenburger Steuerverwaltung derzeit rund 400 Stellen unbesetzt.

Bundesweit habe es „in den vergangenen drei Jahren einen erheblichen Arbeitszuwachs wegen der steuerlichen Maßnahmen zur Abmilderung der Corona-Krise und Folgen des Ukraine-Krieges“ gegeben, teilte Ministeriumssprecher Thomas Vieweg mit. Die Mitarbeitenden hätten mehr Fälle bearbeiten müssen, da einige Bürgerinnen und Bürger aufgrund von Lohnersatzleistungen wie Kurzarbeitergeld bei der Einkommensteuer erstmalig abgabepflichtig wurden. „Zudem werden auch viele Rentnerinnen und Rentner einkommensteuerpflichtig, sodass sich die verschiedenen Ursachen gegenseitig verstärken“, erklärte Vieweg. Und: Auch die Bevölkerungszahl habe zugenommen.

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