Lärmschutzwände: Mehr Ruhe für Kühe und Sonnenblumen?
Michendorf gibt Studie für zusätzlichen Lärmschutz an der A 10 in Auftrag - auf die bereits geplanten Wände sollen Solarkollektoren mit Schallschutzfunktion installiert werden. Kritik kommt nur aus der FDP.
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Michendorf - „Es bringt sehr wohl etwas, auch wenn es die Älteren unter uns wohl nicht mehr wahrnehmen würden.“ Nach seiner Untersuchung zum zusätzlichen Lärmschutz an der A 10 gab sich selbst Planer Ralf Baumgärtel nur bedingt enthusiastisch. Den Autobahnlärm in Langerwisch würde ein Wall mit aufgesetzter Solarwand an der Nordseite der A 10 nur um zwei Dezibel verringern. In Wilhelmshorst würde indes kein merklicher Effekt eintreten: Dafür müssten auch die A 115 sowie das Dreieck Nuthetal mit Lärmschutz versehen werden. Baumgärtel stellte seine Ergebnisse am Montagabend in der Michendorfer Gemeindevertretung vor. Auf der Sitzung wurde diskutiert, was zusätzlicher Lärmschutz an der A 10 bringen würde.
Aus den Fraktionen FBL / UWG, CDU, SPD sowie Bündnis 90 / Die Grünen war ein Antrag gestellt worden, nachdem eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll. Kostenpunkt: 20 000 Euro. Durch eine weitere Wand „wäre ein durchgehender Lärmschutz an der A10 im Bereich der Gemeinde Michendorf erreicht“, heißt es in der Begründung. Wie berichtet, läuft zurzeit bereits ein Pilotprojekt, das die Michendorfer Initiative „Lärmschutz Jetzt!“ in die Wege geleitet hatte und jetzt zusammen mit Land und Bund vorantreibt. Um die Anwohner im Zuge des geplanten Autobahnausbaus künftig besser vor Lärm zu schützen, sollen auf die bereits geplanten Wände Solarkollektoren mit Schallschutzfunktion installiert werden. Dadurch werden die Lärmbarrieren auf insgesamt 10 Meter erhöht. Die zusätzlichen Kosten, so die Idee, werden durch die Einspeisevergütung für den Strom gedeckt.
Wenn die Gemeinde jedoch für zusätzlichen Lärmschutz sorgen will, würde diese Rechnung nicht mehr aufgehen, räumte Michendorfs Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed ein. Er bezifferte die Kosten auf mehrere Hunderttausend Euro. „Auf jeden Fall müsste es die Gemeinde finanzieren“, sagte er. Man müsse abwägen, ob eine solche Investition für ein paar Dezibel Lärmersparnis sinnvoll sei.
Michendorfs Ortsvorsteher und FDP-Chef Hartmut Besch beantwortete diese Frage mit einem klaren Nein – und stimmte als einziger gegen die Machbarkeitsstudie. Denn die Situation würde sich nur für insgesamt neun Häuser verbessern, wie er betonte. „Es wird eine Lärmschutzwand für Kühe und Sonnenblumen“, erklärte er gestern gegenüber den PNN. Bei diesem geringen Effekt seien selbst 20 000 Euro für eine Vorab-Studie zu viel, so Besch. Er kündigte an, Beschwerde beim Bund der Steuerzahler einzulegen. „Denn für das Geld hätten wir anteilig eine Straße sanieren können.“
Immerhin: Nachts würden im Beelitzer Weg in Langerwisch nach Baumgärtels Berechnungen die Grenzwerte nach der A 10-Erweiterung überschritten werden. Erst durch die zwei Dezibel weniger dank Lärmschutzwand würde man die zulässigen 49 Dezibel unterschreiten. Und auch für die freiwillige Lärmschutzmaßnahme würden der Kommune Fördermittel zur Verfügung stehen, wie Andree Halpap von der Lärmschutzinitiative unterstrich. Schließlich votierte eine breite Mehrheit dafür, die weitere Untersuchung in Auftrag zu geben – um erst einmal eine Grundlage für die Diskussion über den zusätzlichen Wall zu haben.
Abgeordneter Peter Pilling (Linke) setzte noch durch, dass bis spätestens März Ergebnisse vorliegen sollen. Die Zeit drängt: Die für den Wall nötigen Flächen hat sich der Landesbetrieb Straßenwesen eigentlich für Ausgleichsmaßnahmen reserviert, und in Potsdam will man die Bepflanzung nicht zu lange verschieben. Für Hartmut Besch würden „Bäume als Lärmschutz“ reichen, wie er sagte.
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