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Potsdam-Mittelmark: Mensch und Museum – das passt meist

22 Porträts von brandenburgischen Museumsleitern sind jetzt im Schloss Caputh zu sehen

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Schwielowsee · Caputh - Wem „gehören“ eigentlich die 350 Museen im Brandenburger Bundesland? Nun, fast die Hälfte sind in der Obhut eingetragener Vereine, den Rest teilen sich die Kreise und Kommunen, während das Land etwa acht Prozent zu tragen hat. 222 von ihnen haben sich im Brandenburger Museumsverband organisiert, auch die Stiftung Schlösser und Gärten. Von diesem Verbund aus gesehen, sind die einzelnen Häuser schlichtweg „Vereinsmitglieder“. Jedes hat natürlich ein Haupt, nur bekam sie der ordinäre Besucher vom Agrarmuseum Wandlitz, vom Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt oder von Klein- und Privatbahnen Gramzow höchstens unbekannterweise zu Gesicht, bis die „übergeordnete Stelle“ vor drei Jahren auf die Idee kam, einige dieser Köpfe für eine Broschüre porträtieren zu lassen.Dergestalt beauftragt, machte sich der Berliner „Industriefotograf“ Lorenz Kienzle auf den Weg zu dreißig ausgewählten Museen. Geboren 1967 in München, ist er von Rom bis ins texanische Houston für die hohe Qualität seiner Arbeiten bekannt.

Im Seitenflügel vom Schloss Caputh findet die inzwischen betagte Wanderausstellung „Museum – Porträt“ nun ihren freundlichen Abschluss. Zu sehen sind 22 ausgewählte Fotoporträts in Schwarz-Weiß, sortiert nach Sparten, Orten, Alter und Geschlecht, ehrenamtlich oder im Beruf, wie beim Presse-Vorab-Termin am Donnerstag zu hören war. Sehr interessante Sachen jedenfalls, als gar nicht museale Sonderschau. Es sollten ja keine „individuellen“ Fotos entstehen, vielmehr wollte man „den Menschen bei seiner Arbeit“ in oder vor seinem Umfeld ablichten. Aus dem Proporz zwischen eigenem Ausdruck und dem In- oder Exterieur des jeweiligen Ortes bezieht diese Schau ihren erstaunlichen, manchmal sogar poetischen Reiz, denn die Museumsleiter sollten sich selbst einen Platz aussuchen, vor dem sie fotografiert würden, auch ihre Pose.

Hans Benthin (Klostermühle Boitzenburg) etwa präsentiert sich nicht im Maßanzug, sondern in originaler Müllerkluft am unmittelbaren Ort des Mahlens, als ob es nie anders gewesen wäre. Während sich Dirk Wetzel, Chef des Mildenberger Ziegeleiparks mit leicht introvertiertem Gestus und zurückhaltendem Lächeln in einem Boot ablichten ließ, sieht man seinen Kollegen Wolfgang Firl vom Glindower Ziegeleimuseum in einer schwach beleuchteten Düsterkammer. Jürgen Bartholomäus (Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, Domsdorf) hält einen gewaltigen Maulschlüssel in der Hand. Aber es geht auch filigraner.

Ums Türeck linst die Chefin des Stadt- und Regionalmuseums in Lübben, Christina Orphal, mit bedeutsamem Ausdruck, Babette Zenker (Heimatmuseum Dissen) versteckt sich in einer Gruppe von Spinnerinnen-Puppen, Bärbel Dalichow vom Filmmuseum Potsdam in ihrem Büro.

Wie Klassiker wirken die Porträts von Silke Siebrecht (Rochow-Museum Reckahn) und Bernhard von Barsewisch, der zwischen zwei Säulen des Schlossmuseums Wolfshagen posiert. Andere Fotos sind stiller. Das Eigene, Individuelle ließ sich aber trotzdem nicht tilgen, man muss nur in das Gesicht der älteren Dame Ursula Schreiner schauen, die vor „ihrem“ Fachwerk-ummantelten Heimatmuseum in Erkner steht. Jeder so, wie er sich sieht und wie er gesehen werden möchte. Wunderbare Ausstellung: Am Ende des kleinen Rundgangs steht die Erkenntnis, dass Mensch und Museum in fast allen Bildern einfach zueinander „passen“.

Vernissage heute, 15 Uhr, dann bis zum 14. Oktober, Eintritt frei

Gerold Paul

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