zum Hauptinhalt
Regionalbahn mit mehr Tempo

© dpa

Bahnverkehr: Michendorf verliert den Anschluss

Nach 2012 soll auch die MR 33 umgeleitet werden

Stand:

Michendorf - Für Bahnkunden aus Michendorf kommt es richtig dicke: Die Gemeinde wird nicht nur von der Regionalbahnlinie 22 abgekoppelt, künftig soll auch der MR 33 an Michendorf und Wilhelmshorst vorbeigeleitet werden. Das ist gestern in einer internen Gesprächsrunde mit Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) und den Bürgermeistern der Potsdamer Umlandgemeinden angekündigt worden. Wie Michendorfs stellvertretender Bürgermeister Jörg-Peter Melior auf Anfrage mitteilte, sei das Landesministerium den Belangen seiner Kommune kein Stück entgegengekommen. „Bei allen vorgestellten Szenarien fahren wir auf der Verliererstrecke“, resümierte er.

Bislang mussten die Michendorfer lediglich gegen die Abkopplung von der RB 22 kämpfen, die ab dem kommenden Jahr von Potsdam aus über Golm und den Berliner Außenring direkt zum Großflughafen Schönefeld fahren soll (PNN berichteten). Diese Entscheidung sei gestern noch einmal als endgültig unterstrichen worden, so Melior weiter. Dafür wurde ein neues Gutachten ins Feld geführt, nach dem sich die Fahrgastzahlen in den Schönefeld-Zügen durch die kürzere Fahrzeit steigern ließen. Erst Anfang dieser Woche hatte die Michendorfer Gemeindevertretung eine Protestresolution verabschiedet. Darin wird unter anderem gefordert, Michendorf zu einem „regionalen Verknüpfungspunkt“ zu entwickeln.

Nun wird das genaue Gegenteil eintreten. Dass künftig auch die Linie 33 von Jüterbog nach Wannsee an der Gemeinde vorbeifahren soll, ist neu. Laut Gutachten soll dafür die Schienenbrücke über die Wetzlarer Bahn bei Neuseddin erneuert werden. Wann das geschehen soll, sei gestern nicht erörtert worden, sagte Michendorfs Ordnungsamtsleiterin Juliane Seidel, die bei dem Termin dabei war. Wie sie berichtete, soll die MR 33 nach Abschluss der Bauarbeiten von Beelitz aus direkt nach Caputh und dann zum Potsdamer Hauptbahnhof fahren. „Es ist offenbar alles in Sack und Tüten – die Gemeinden können sich bei den Fahrplänen nicht mehr einbringen“, so Seidel.

Kurz vor Ende des Termins sei dann eine weitere Breitseite von den Verkehrsplanern gekommen: In einem Nebensatz sei angekündigt worden, dass auch die noch nicht mal in Kraft getretene Linie RB 23 bald wieder eingestellt werden soll – sobald die Seddiner Bahnbrücke fertiggestellt und die RB 33 drüberbrausen kann. Die Linie 23 war Michendorf als Alternative für den Verlust der RB 22 offeriert worden. Sie soll auf der Rumpfstrecke zwischen Potsdam, Schwielowsee und Michendorf verkehren. Die Michendorfer hatten gefordert, den Zug dann bis Saarmund weiterfahren zu lassen, um wenigstens dort in die RB 22 zusteigen zu können – ohne Erfolg. Fazit: Den Michendorfern könnte von bisher drei Bahnlinien künftig nur noch der RE7 bleiben. Dadurch, so Jörg-Peter Melior, seien nicht nur die Michendorfer „die Angemeierten“, sondern der gesamte Südwesten Brandenburgs.

Dass es sich bei dem Gutachten lediglich um eine Diskussionsgrundlage handele, unterstrich Ministeriumssprecherin Petra Dribbisch gestern gegenüber den PNN. Sie räumte aber ein, dass die MR 33 durch die direktere Führung nach Potsdam für den Raum Jüterbog-Beelitz attraktiv werden würde. Die Planungen sollen erst nach 2012 aktuell werden, sagte sie. Die Gemeinden haben indes nur bis Ende Juni dieses Jahres Zeit, Stellungnahmen dazu abzugeben. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })