zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Milane“ sollen weichen

Einschränkungen für Flugplatz Saarmund nach BER-Eröffnung. Der Segelflug wird wohl eingestellt

Stand:

Nuthetal - Tim Schönicke und seine Vereinskollegen genießen ihre letzten Monate am Himmel über Saarmund. In mehreren Tausend Metern gleiten sie geräuschlos dahin, während die Landschaft in gemächlichem Tempo unter ihnen vorüberzieht. Seit der Wende geht die Luftsportvereinigung „Milan“ auf dem Flugplatz in der Saarmunder Heide mit ihren Segelfliegern in die Luft, rund tausend Mal im Jahr. Wenn der BER kommt, wird damit Schluss sein: Für die Hobbypiloten wird der Luftverkehr eingeschränkt, die Milane werden weichen müssen.

Laut einer Karte der Deutschen Flugsicherung dürften mit Eröffnung des Großflughafens in Schönefeld am Flugplatz Saarmund Höhen von 2000 Fuß – das entspricht gut 600 Metern – nicht mehr überschritten werden. Der Deckel gilt für ein mehrere Kilometer breites Quadrat zwischen Ludwigsfelde, Caputh und dem Beelitzer Ortsteil Körzin. Bis zu einem weiteren Gürtel, der bis hinter Beelitz geht, gelten für die Hobbyflieger Maximalhöhen von 2500 Fuß (762 Meter). Während Motorflieger in geringer Höhe aus den kritischen Bereichen herausfliegen können, sind die Segelflieger darauf angewiesen, gleich an Höhe zu gewinnen.

Die Einschränkungen seien absehbar gewesen, räumt Klaus Britze, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Saarmunder Fluglplatzes, ein, und zwar seitdem Schönefeld als Standort für den Großflughafen festgelegt worden ist. „Nur ist es damit ein bisschen wie Weihnachten: Man weiß, dass es kommt – aber dann kommt alles so plötzlich“, sagt er. Die Maximalhöhen über der Saarmunder Heide, die in direkter Verlängerung der BER-Start- und Landebahnen liegt, seien aus Sicherheitsgründen aber unumgänglich, betont Britze.

Wie stark frequentiert der Luftraum in diesem Gebiet ist und welch tragische Auswirkungen es haben kann, wenn Flugzeuge von ihren vorgeschriebenen Höhen abweichen, hatte ein Unfall vor gut einem Jahr gezeigt: Damals war ein Ultraleichtflugzeug, das auf dem Flugplatz Schönhagen gestartet war und zu niedrig flog, über Saarmund mit einem startenden Segler in 300 Meter Höhe kollidiert. Die Flugzeuge stürzten ab, beide Piloten und ein weiterer Insasse starben.

Immerhin: Durch die jüngsten Verschiebungen der BER-Eröffnung haben die gut 20 Segelflieger, die den Saarmunder Platz regelmäßig nutzen, immer wieder eine Schonfrist bekommen. Sobald der BER kommt, werde man aber an einen anderen Standort ausweichen müssen, sagt Tim Schönicke. Mögliche Alternativen für den Verein, der auch Segelflieger-Nachwuchs ausbildet, seien die Flugplätze in Schönhagen (Teltow-Fläming) und Friedersdorf (Dahme-Spreewald). Der erste liegt noch im 2500-Fuß-Bereich, der zweite im 3500er. Laut Schönicke habe der Verein versucht, Geld vom Land für ein Schleppflugzeug zu bekommen. Damit könnten die Segler aus dem kritischen Bereich herausgezogen und dahinter hochgebracht werden. Das sei abgelehnt worden.

Es gebe zwar auch die Möglichkeit, mit der Flugsicherung über Ausnahmeregelungen zu verhandeln, sagt Klaus Britze – zum Beispiel indem man die Start– und Landezeiten aufeinander abstimmt – doch sei dies für einen Verein aufgrund des Aufwandes kaum eine Alternative. „Es ist schade, denn dem Flugplatz geht damit ein wichtiges Standbein verloren. Und es geht eine langjährige Tradition zu Ende.“

Denn seit 1923 wird am Fuße des Saarmunder Berges Segelflug betrieben. Während der NS-Diktatur wurde die Hitlerjugend hier im Segelflug ausgebildet, zu DDR-Zeiten nutzte die Gesellschaft für Sport und Technik das Areal. Nach der Wende gründete die Gemeinde Saarmund die Betreibergesellschaft. Genutzt wird der Platz heute von vier Vereinen und drei Flugschulen. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })