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Die Belegschaft des Resorts ist in Sorge. Man habe Angst, zum Spielball von Interessen Einzelner zu werden, heißt es in einem Brief an Werders Bürgermeisterin Saß.

© dpa

Wie geht es weiter mit der Luxusanlage: Millionenpoker um Resort Schwielowsee

Das Resort Schwielowsee sollte eigentlich diesen Sommer verkauft werden. Doch nun heißt es, dass es erst 2017 veräußert werden könnte. Das wirft Fragen auf.

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Werder (Havel) - Nach dem Millionen-Betrug, dem schwersten Fall von Wirtschaftskriminalität in Brandenburg, wird nun um das Resort Schwielowsee gepokert: Eigentlich sollte der Verkauf der Luxusanlage in Petzow, die der mittlerweile verurteilte Axel Hilpert hatte errichten lassen, diesen Sommer über die Bühne gehen. Doch nun droht trotz mehrerer seriöser Kaufinteressenten eine Verzögerung von womöglich einem Jahr. Und die Hintergründe werfen Fragen auf.

Nach PNN-Recherchen will der vom Potsdamer Amtsgericht beauftragte Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff das Verkaufsverfahren wiederholen – und das Resort nun plötzlich europaweit ausschreiben lassen. Das geht aus Schriftverkehr hervor, der dieser Zeitung vorliegt. Gläubiger des gut ausgelasteten Hotels, für das im Herbst 2015 wegen gekündigter Bankkredite ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, aber auch die Stadt Werder und die Belegschaft gehen dagegen auf die Barrikaden.

Auf Antrag der brandenburgischen Landesinvestitionsbank (ILB), über die in das Projekt 9,2 Millionen Euro Fördermittel geflossen waren, ist deshalb für den heutigen Mittwoch in Potsdam kurzfristig eine Sondersitzung des Gläubigerausschusses anberaumt worden.

Mehrere Bieter im Rennen um Resort Schwielowsee

Das Insolvenzverfahren war im Herbst 2015 eröffnet worden. Brockdorff hatte sich damals optimistisch geäußert, dass sich zügig Investoren für das florierende 127-Zimmer-Hotel finden. Tatsächlich sind mehrere Bieter im Rennen, darunter einer aus der Hotelbranche, aber es gibt nach PNN-Informationen auch zwei Interessenten mit einem anderen Konzept: Der eine will aus der Anlage eine Seniorenresidenz machen, der andere Eigentumswohnungen mit Seeblick.

Gegenüber Beteiligten hat Brockdorff eine neue Ausschreibung mit einem Hinweis aus dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium begründet – und zwar auf eine EU-Entscheidung zum Verkauf des Nürburgringes in Rheinland-Pfalz. Nach PNN-Recherchen gibt es kein Veto des Ministeriums. Auch die ILB hält eine Neuausschreibung, wie aus einer Mail an Brockdorff vom 9. Mai hervorgeht, für unnötig. Das Insolvenzverfahren sei bisher „im Einklang mit den Grundsätzen des EU-Beihilferechtes“ betrieben worden, heißt es darin. Dass die Entscheidung „Nürburgring“ für das Resort relevant ist, wird angezweifelt.

100 Mitarbeiter in Sorge

In Gläubigerkreisen wird zumindest der Verdacht geäußert, dass es andere Gründe geben könnte. Die Rede ist davon, dass der Insolvenzverwalter nach dem Ende der Bieterfristen nachträglich einen Interessenten ins Geschäft holen oder womöglich ein eigenes Interesse an einer Verzögerung haben könnte. Üblich in ähnlich lukrativen Verfahren sind laut Branchenkennern Honorare von 50 000 bis 60 000 Euro monatlich. Brockdorff selbst war für die PNN am Dienstag nicht erreichbar. Über einen Sprecher teilte er lediglich mit: „Es gibt mehrere Bieter. Über das weitere Verfahren ist noch nicht entschieden.“

Die rund 100 Mitarbeiter des Resorts sind wegen des Millionenpokers in Sorge. „Wir haben Angst, Spielball von persönlichen Interessen Einzelner zu werden“, heißt es in einem aktuellen Brief der Belegschaft an Werders Bürgermeisterin Manuela Saß. „Sollte der Insolvenzverwalter das Verfahren verschleppen wollen, wäre das für uns ein unhaltbarer Zustand.“

Und dann ist da noch Axel Hilpert, der sich aus dem Resort zurückgezogen hat. Allerdings gibt es Indizien, dass er im Hintergrund versuchen könnte, beim Verkauf mitzumischen. Für Erstaunen bei Beteiligten sorgt etwa der Umstand, dass für Brockdorff offenbar einer der Verteidiger Hilperts im Potsdamer Betrugsprozess Verkaufsverhandlungen für das Resort geführt hat. Im Berufungsprozess in Frankfurt (Oder), wo es um das Strafmaß geht, hatte Hilpert jüngst ausgesagt, dass er wieder Geschäfte macht.

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