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Potsdam-Mittelmark: Mission Superfrucht

Sanddornsaison in Petzow eröffnet – die meisten Sorten in Mitteleuropa stammen noch aus der DDR

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Werder (Havel) - Es war eine besondere Mission, zu der Hans-Joachim Albrecht, ein Absolvent der Werderaner Ingenieurschule für Gartenbau, in den 1970er Jahren in die Mongolei reiste. Das zentralasiatische Land gehört zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Sanddorns, der auf kargen, sandigen Böden bestens gedeiht und dessen kleine orangefarbene Beeren extrem viel Vitamin C enthalten. Nun sollte er auch in der DDR großflächig als Vitaminspender für die verarbeitende Industrie angebaut werden – ein Ersatz für chronisch knappe Südfrüchte. Schnell wurde der Begriff von der Zitrone des Nordens geprägt. Albrecht brachte Stecklinge aus der Mongolei mit, und in der Folgezeit wurde eine Reihe neuer ertragreicher Sorten entwickelt. So gehen noch heute die am meisten verbreiteten Sorten in Mitteleuropa auf Züchtungen aus der DDR-Zeit zurück.

„Dieses Know-how ist in Brandenburg nach 1990 erfolgreich gepflegt und weiterentwickelt worden“, sagte Agrarstaatssekretär Rainer Bretschneider am Samstag zur Eröffnung der Sanddornsaison im Petzower Fruchterlebnisgarten von Christine Berger. In diesem Jahr wird das Wildobst landesweit auf 300 Hektar angebaut, Hauptregion ist Potsdam-Mittelmark mit 190 Hektar – gut die Hälfte davon wird von der Firma Berger bewirtschaftet. Längst gibt es mehr als Konzentrate und den anfangs noch gewöhnungsbedürftigen Saft pur. Die Bandbreite der Sanddorn-Produkte ist mittlerweile riesig – viele von ihnen stammen aus der Ideenschmiede der 1993 in Petzow gegründeten Firma Berger.

„Auf unseren Feldern reifen die Früchte frei von Umweltbelastungen und chemischen Düngemitteln, dann werden sie erntefrisch und schonend verarbeitet“, so die Firmenchefin. Über 50 Sanddornkreationen bietet sie bereits an – jährlich hat sie neue Überraschungen parat. So wurde am Samstag in der hauseigenen Weinproduktion erstmals ein Sanddorn-Federweißer präsentiert – spritzig fruchtig und nicht zu süß. Auch eine eigene Kosmetiklinie ist in diesem Jahr auf den Markt gebracht worden, ebenso wie ein Sanddornfruchtaufstrich mit dem neu zugelassenen Süßstoff Stevia.

Auf diese Kreativität setzt auch das brandenburgische Landwirtschaftministerium. Weltweit wachsen die Anbauflächen, insbesondere in Asien, und neue Produkte seien gefragt, heißt es. Nach wie vor ist die Qualität des Rohstoffes jedoch sehr unterschiedlich. Da in Deutschland aber fast ausschließlich Bioqualität angebaut wird, stehen die Chancen für Sanddorn aus Brandenburg auf dem heimischen und dem internationalen Markt gut.

Dieser Herausforderung will sich auch Christine Berger stellen. Ihrem Fest am Wochenende gab sie das Motto „Sandorn – Superfruit“, auf den Begriff der Superfrucht will sie auch künftig in der Werbung setzen. Der Hintergrund: Als Superfruits werden international seit einigen Jahren im internationalen Marketing Obstsorten zusammengefasst, die besonders viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Vitamin C und Antioxidantien enthalten, so auch der Sanddorn.

Abgestimmte Marketingstrategien oder auch die zunehmende Bedeutung der orangefarbenen Beeren für den medizinisch-pharmazeutischen Bereich waren bereits Themen des ersten Ersten Europäischen Sanddornkongresses vor zwei Jahren in Potsdam, zu dem über 90 Experten und Produzenten aus 15 Ländern begrüßt wurden. An dieses Forum soll nun angeknüpft werden, wenn im kommenden Jahr mit Unterstützung des brandenburgischen Agrarministeriums zum Sanddorn-Weltkongress nach Potsdam eingeladen wird. Dass die Teilnehmer dann auch einen Abstecher nach Petzow machen, versteht sich von selbst.

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