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Von den Feldern des Havellandes in Potsdamer und Berliner Küchen: Erdbeeren aus Werder (Havel).

© Keystone Pressedienst

Potsdam-Mittelmark: Mit dem Obstkorb aufs Land

50 Prozent der Erdbeeren in Werder (Havel) werden vom Kunden selbst geerntet / Saisonstart in Plötzin

Stand:

Werder (Havel) - Mit guten Erträgen rechnen Werders Obstbauern bei der Erdbeerernte in diesem Jahr. Zwischen acht und zehn Tonnen pro Hektar dürften wohl anfallen, sagte der Geschäftsführer des Obst- und Gartenbauvereins Werder, Stefan Lindicke, gestern in Plötzin. Das sei weitaus mehr, als man noch im vergangenen Jahr nach diversen Frostschäden zu verzeichnen hatte. Zusammen mit Baumblütenkönigin Maria Lemke und Bürgermeister Werner Große (CDU) gab er den offiziellen Startschuss für die Erdbeersaison 2009.

Die Ernte in den einzelnen Betrieben beginnt in diesem Jahr 10 bis 14 Tage früher als noch im vergangenen, was Lindicke mit dem warmen Wetter im April begründete. „Wir sind mit allen Obstsorten und der gesamten Vegetation ein Stück voraus“, sagte er. Obwohl die Blüte- und Erntetermine sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach vorn verlagert hätten, will er noch nicht von einem gravierenden Klimawandel sprechen, „denn im nächsten Jahr könnte es schon wieder anders aussehen“. Einen Vorteil hat die frühe Ernte: Man kann auf den Berliner Märkten besser mit den Anbietern aus Süddeutschland mithalten. Normalerweise stünden die schon voll in der Saison, wenn im Havelland die ersten Erdbeeren eingebracht werden.

Rund die Hälfte der Erdbeeren im Werderaner Raum holen sich die Kunden aber ohnehin direkt vom Feld, schätzt Lindicke. Größtenteils Berliner, aber auch Potsdamer werden in den nächsten Wochen wieder in Scharen ausschwärmen, um auf den Höfen der Region die Erdbeeren selbst zu pflücken. Das Obst geht dadurch besonders frisch an den Verbraucher und ist Preisen zwischen 2,50 und 3 Euro pro Kilo weitaus günstiger als im Supermarkt. Erst vor wenigen Jahren hatten die Obstbauern die Selbsternte für sich entdeckt – aus der Not heraus, als polnische Saisonarbeiter weiter nach Großbritannien oder in die Niederlande gezogen waren. Dort macht sich die Wirtschaftskrise mittlerweile bemerkbar: Stellen werden gestrichen und polnische Arbeitskräfte zieht es zurück in die Mark (PNN berichteten). Mittlerweile hätten die Obstbauern eine gute Mischung aus gewerblicher Ernte und der Selbstpflücke gefunden.

Erst heute eröffnet Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) die Erdbeersaison für ganz Brandenburg auf einem Hof in Altlandsberg (Märkisch Oderland). Das Agrarministerium fordert seit längerem eine Ausweitung der Anbauflächen für Erdbeeren, da laut Schätzungen nur 7,3 Prozent des Bedarfs in Berlin und Brandenburg auch von hiesigen Feldern gedeckt werden würde. Dass die Werderaner Obstbauern ihre Flächen erweitern, hält Lindicke für schwierig – allein wegen der nötigen Bewässerung. Und trotz der im Moment entspannten Lage auf dem Saisonarbeitsmarkt könne sich die Situation wieder ändern.

Auch Bürgermeister Werner Große (CDU) sagte: „Unsere Obstbauern tun schon, was sie können und arbeiten während der Saison von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.“ Die Arbeit müsse zumutbar bleiben. Wünschenswert wäre allerdings, dass sich neue Obstbauern in der Region ansiedeln. Die Branche hat ein Nachwuchsproblem, und im Moment versucht man durch Kooperationen mit der Humboldt-Universität in Berlin gegenzusteuern: Studenten der Agrarwissenschaften sollen in Werder ihre Praktika absolvieren und dadurch vielleicht Wurzeln in der Region schlagen. Thomas Lähns

ERDBEEREN VON DEN OBSTHÖFEN IN WERDER (HAVEL)

Selbst gepflückt auf den Tisch

Obsthof Wels in Glindow, Külz-Straße 26: Anbau auf 1,5 ha, täglich von 9 bis 17 Uhr – Selbsternte möglich

Obsthof Hans Eckert, Erntegarten zwischen Plessow und Plötzin: Erdbeeren auf einem Hektar, täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr – Selbsternte möglich

Obsthof Deutscher in Plötzin, Am Plötzhorn 1: 0,5 ha Erdbeeren, nur Marktverkauf, z.B. samstags und sonntags auf dem Strengfeld

Obsthof Lindicke in Plötzin, Am Plessower Eck 1: Erdbeeren auf 1,5 ha, täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr – Selbsternte möglich

Barth & Remus in Glindow an der B1 (Richtung Brandenburg): 2 ha, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Marktverkauf

Obstbau Wache, Ab-Feld-Verkauf in Groß Kreutz, Lehniner Chaussee: Anbau auf 2,5 ha, geöffnet von 9 bis 18 Uhr – Selbsternte möglich lä

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