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Potsdam-Mittelmark: Mit eigenen Variationen überzeugt

Caputher Gitarrentrio siegte bei „Jugend musiziert“ / Für die Teenager ist Klassik aber längst nicht alles

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Schwielowsee - Der Medienrummel war nicht ganz so groß wie beim „Eurovision Song Contest“ – aber mit ihrer musikalischen Leistung stehen Leon Masopust, Matthias Sorge und Tom Kratochvil „unserer Lena“ in nichts nach. Die drei 12- bis 13-jährigen Schüler aus Caputh haben jetzt beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Lübeck überzeugt. Das Gitarrentrio hat mit 25 Punkten die höchst mögliche Bewertung erhalten und ist damit Bundessieger geworden. Heute werden die drei von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) empfangen.

Wer bei „Jugend musiziert“ so weit kommt, gilt als Ausnahmetalent. „Es reicht nicht, die Stücke fehlerfrei zu spielen“, sagt Beate Masopust, „man muss sie stilistisch richtig interpretieren – die Musik empfinden.“ Die Mutter von Leon arbeitet an der Potsdamer Musikschule „Johann Sebastian Bach“ und hat die drei fit für den Wettbewerb gemacht. Dafür wurden fünf Stücke einstudiert: ein barockes, ein klassisches und drei moderne. Das Zusammenspiel des Trios habe die Jury – fünf Musikpädagogen, Künstler und Wissenschaftler – schließlich überzeugt. „Die Jungs gehen beim Spiel aufeinander ein und können das auch bühnenreif herüberbringen“, so Beate Masopust über die Einschätzung der Juroren.

Dass die drei Musiker auf der Bühne so gut miteinander auskommen, mag kaum verwundern: Sie sind schon seit Jahren befreundet und haben bis vor kurzem gemeinsam in Caputh die Schulbank gedrückt. Musik machen sie schon über die Hälfte ihres noch jungen Lebens, schon im Alter von sieben Jahren hatten sie ihre ersten Gitarren in der Hand. Das Talent haben sie in die Wiege gelegt bekommen. Matthias Vater spielt Bratsche, seine Mutter Klavier. Toms Mutter spielt Akkordeon, berichtet er, und Leons Eltern spielen beide klassische Gitarre. Der 13-jährige eifert ihnen darin nach – und spielt darüber hinaus in der Schwielowseer Nachwuchsband „Blacknote“, die bereits zweimal beim Festival Rock in Caputh aufgetreten ist. In den Sommerferien will die Band ins Tonstudio gehen und die erste CD aufnehmen, kündigt er an.

Es ist längst nicht so, dass sich Rock und Klassik beißen: „Jede Art von Musik befördert die andere“, sagt Musikpädagogin Masopust. Ein Phänomen, dass sie auch für den Unterricht nutzt. Denn viele neue Schüler würden schon bei der Vorberatung sagen, welchen Song sie spielen lernen wollen. Der Einstieg ist ist in den meisten Fällen Deep Purples „Smoke on the Water“ – ebenfalls schon ein Klassiker. Während sich aber die meisten Autodidakten mit den drei einleitenden Akkorden begnügen, lernt man an der Musikschule, das komplette Lied zu spielen. „Klassische Gitarre ist die Basis für jede weitere Form“, erläutert Beate Masopust. Es ist nicht die einzige Verbindung zwischen den Genres, denn die drei Teenager hören in ihrer Freizeit eher Rockmusik und Hip-Hop als Vivaldi und Paganini. Nach ihren Vorbildern befragt, nennen sie dann auch moderne Bands wie System of a Down, Linkin’ Park und Green Day.

So war es wohl auch der Blick über den musikalischen Tellerrand, der Leon, Matthias und Tom den Weg ins Finale bei „Jugend musiziert“ geebnet hat. Statt stur vom Blatt zu spielen, haben sie eigene Variationen entstehen lassen. Und obwohl sie ihr Ziel jetzt erreicht haben, wird fleißig weiter geübt: Denn mit der Auszeichnung als Bundessieger werden sie nun noch häufiger über die Musikschule für Auftritte bei Empfängen oder Feierstunden gebucht – von den Privatkonzerten im Kreise ihrer Familien ganz zu schweigen.Thomas Lähns

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