Kleinmachnow: Möglicher Käufer für die Kirche
Gemeinde Kleinmachnow diskutiert Erwerb der Auferstehungskirche im Jägerstieg. Bauantrag in Kürze
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Kleinmachnow - Seit dem Sommer steht das denkmalgeschützte Kirchenhaus mit Glockenturm im Kleinmachnower Jägerstieg zum Verkauf. Einen Käufer gibt es zwar noch nicht, aber einen ernsthaften Interessenten: Die Gemeinde selbst hat sich im Rennen um die Immobilie ins Spiel gebracht. „Es wäre falsch, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen und keine Gespräche darüber mit der Kirche zu führen“, sagte der Kultur- und Sozialausschuss-Vorsitzende Wolfgang Nieter (CDU/FDP) den PNN.
Wie berichtet will die Kirche ihr Anwesen im Jägerstieg 2 inklusive Saal und Nebengelässen verkaufen, um damit den Neubau einer Kirche im historischen Ortskern auf dem Gelände eines ehemaligen Gutshofes zu finanzieren. Die Idee eines möglichen Erwerbs der Auferstehungskirche durch die Gemeinde sei Wolfgang Nieter zufolge aus der Mitte seines Ausschusses gekommen. Im Zuge der Standortsuche für das neue Kleinmachnower Museum war die Immobilie ins Gespräch gebracht worden. Doch auch andere Nutzungsmöglichkeiten seien Nieter zu Folge denkbar. Unabhängig vom Museum benötige der Heimatverein Räume für sein Archiv, auch kulturell oder seitens der Jugendlichen in Kleinmachnow gebe es Bedarf. Zudem würde der mögliche Standortwechsel des nebenliegenden Bauhofs im Bannwald Möglichkeiten eröffnen, das gesamte Areal neu zu entwickeln. „Gebäude und Gelände haben für viele Kleinmachnower einen hohen Identifikationswert“, so Nieter weiter. Ein Kauf durch die Gemeinde hätte möglicherweise auch „eine befriedende Wirkung“.
Wie berichtet waren die Pläne der Kleinmachnower Kirche, ihr neues Gemeindehaus im historischen Dorf inmitten des Kleinmachnower Naturreservates zu errichten, nicht überall positiv aufgenommen worden. Neben dem Ortsverband der Grünen hatte eine Bürgerinitiative „Bewahrt Kultur und Natur - Lasst die Kirche im Ort!“ gegen die Kirchenpläne mobil gemacht und Hunderte Unterschriften gesammelt, um den Neubau in dem historischem Ensemble doch noch zu verhindern. Letztlich gelang dies aber nicht. Mit der Diskussion um den Ankauf kommen nun alte Befindlichkeiten wieder auf den Tisch. Nachdem ein Antrag der CDU/FDP im Kleinmachnower Gemeinderat aus Zeitgründen Anfang Oktober nicht mehr behandelt werden konnte, brachte nun die Verwaltung nochmals einen entsprechenden Vorschlag in die Ausschüsse ein, mit dem der Kleinmachnower Bürgermeister, Michael Grubert (SPD), beauftragt werden soll, Gespräche mit der Kirche über einen möglichen Ankauf des Grundstücks zu führen. Im Kultur- und Sozialausschuss unterlagen die Befürworter des Kirchenkaufes jedoch knapp. Mit vier zu drei Stimmen wurde dort der Antrag zunächst abgelehnt. Unter anderem musste sich die Verwaltung den Vorwurf einer verdeckten Finanzierung des Kirchenneubaus gefallen lassen, weiß Gemeindesprecherin Martina Bellack. Noch sind die Messen aber nicht gesungen. Anders als der Kultur- und Sozialausschuss winkten die Finanzausschussmitglieder den Antrag mehrheitlich durch, eine Entscheidung soll die Gemeindevertretung in ihrer November-Sitzung fällen. Die Kirche selbst steht den Gesprächen mit der Gemeinde offen gegenüber, hält sich aber auch den Verkauf der Immobilie an einen privaten Interessenten als Option offen. „Die Kirchengemeinde sieht die Pläne positiv, denn damit könnten Gebäude und Grundstück für den Gemeinbedarf gesichert werden“, erklärte die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates (GKR), Cornelia Behm, den PNN. Allerdings habe die Landeskirche Sorge, das Grundstück könnte unter Wert verkauft werden. Daher halte die Kirche das Angebot für Kaufinteressenten bis zum Jahresende 2015 offen, sagte sie. Zurzeit wird das Kirchengebäude von einem Immobilienunternehmen für knapp 870 000 Euro angeboten. Die Summe habe die Landeskirche errechnet und vorgegeben.
Neben dem Gemeindehaus will die Kirche auch das gegenüberliegende Pfarrhaus veräußern. Zudem soll die eigens gegründete Stiftung „Kirche und Kultur im Alten Dorf“ die Alte Schule am Zehlendorfer Damm, die sich ebenfalls in Kirchenbesitz befindet, übernehmen. Bisher habe die Kirche etwas mehr als 147 000 Euro an Stiftungsmitteln und Spenden sammeln können. Für den Neubau muss sie jedoch insgesamt zwischen zwei und drei Millionen Euro aufbringen.
Ungeachtet dessen nehmen die Pläne für das neue Gemeindehaus der Evangelischen Kirche immer mehr Gestalt an. In mehreren Arbeitssitzungen kirchengemeindlicher Gremien sei der in einem Architekturwettbewerb ermittelte und im März bekannt gegebene Siegerentwurf unter Mitarbeit der beiden Architekten Markus Löffler und Christopher Kühn noch etwas „optimiert“ worden, so Behm (die PNN berichteten). Mittlerweile seien die Verträge zwischen Architekten und Kirche unterzeichnet. Der Bauantrag soll in Kürze eingereicht werden, um in der Vegetationspause mit den bauvorbereitenden Arbeiten wie Baumfällungen beginnen zu können, so die GKR-Vorsitzende. Die Einweihung des neuen Kirchendomizils ist für Frühjahr 2017 geplant. Solveig Schuster
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