Potsdam-Mittelmark: Musik war sein großes Thema
Gedenken an Reimar von Zadow, der am vergangenen Mittwoch starb
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Schwielowsee · Caputh - Reimar von Zadow hat 35 Jahre seines Lebens in zwei Büchern aufgezeichnet, von 1912 bis 1945. 2006 ist der erste „Rückblick auf ein bewegtes Leben" erschienen. Im März diesen Jahres, zu seinem 95. Geburtstag, der zweite. Krankheit und Tod, der ihn am vergangenen Mittwoch ereilte, verhinderten das weitere Schreiben.
Ohne Schnörkel beginnt Reimar von Zadow seine Aufzeichnungen: „Als Sohn des Landwirts und Rittergutsbesitzers Erich von Zadow und seiner Ehefrau Sofie, geborene von Frantzius, erblickte ich am elften März 1912 um dreiviertel sechs Uhr in Altwuhrow das Licht der Welt." Reimar von Zadow gibt Einblick in sein bewegtes Leben, so wie es seine Art war: geradlinig und klar, demütig und kritisch, auch gegenüber sich selbst.
Aus einer altadligen Familie stammend, die in der Neumark beheimatet war, wollte er nach der Schule Jura studieren. Aber das Gut in Altwuhrow „zu dessen Erben mein Vater mich bestimmt hatte“ wartete auf ihn. Sein Vater kam aus dem ersten Weltkrieg nicht wieder nach Hause. Er fiel an der Front. Der Sohn begann eine Landwirtschaftsausbildung und wurde danach auf dem Gut in der Neumark tätig. Unterbrochen wurde sie durch den Wehrdienst 1935/36 in Potsdam. „Ich hatte zum Militär noch weniger Beziehungen als zur Landwirtschaft“, schrieb er. Ende des zweiten Weltkrieges musste die Familie die Heimat verlassen. Sie flüchtete Richtung Westen. Dort baute sie sich ein neues Leben auf. 1956 zog man nach Bad Hersfeld. Dort wurde Reimar von Zadow Geschäftsststellenleiter einer Siedlungsgesellschaft. In dieser Stadt schätzte man Zadow als engagierten Mitbürger. Weit bekannt wurden die von ihm initiierten Museumskonzerte.
Die Musik blieb zeitlebens sein großes Thema, spielte er doch selbst Violoncello. Nach Caputh zog er mit seiner Frau kurz nach der Wende. Da war er bereits 78 Jahre alt. Sein Sohn, der zuvor Neubürger von Caputh wurde, „lockte“ ihn in den märkischen Ort. „Wenn wir in Caputh sind, können wir uns endlich zur Ruhe setzen“, dachten Ilse und Reimar von Zadow. Aber weit gefehlt. Kaum am Schwielowsee, haben sie ihre Mitarbeit der Kirchengemeinde und der Kommune angeboten.
Und auch hier sollte die Musik das große Thema werden. Reimar von Zadow gründete die „Caputher Musiken“. Mit einer kleinen Schar von Enthusiasten konzipierte und organisierte er dieses Festival souverän, so das es seit mehr als zehn Jahren zu einer wichtigen Konzertadresse geworden ist. Bedeutende Musikinterpreten, beispielsweise den Cembalisten Gustav Leonhardt, gewann er für die Konzerte. Der Alten Musik und ihrer Aufführungspraxis galt sein großes Interesse. Da konnte er schon leidenschaftlich in Harnisch geraten, wenn die interpretatorische Qualität ihn nicht befriedigte. Hin und wieder las man seine Auseinandersetzungen mit musikalischen Erlebnissen auch in den PNN. Als Musikkritiker war er unterwegs und hat seine enormen musikalischen Kenntnisse nicht selbstherrlich verkündet, sondern immer dem Komponisten, seinem Werk und der Interpretation gedient.
Es galt noch ein weiteres Caputher Projekt in Angriff zu nehmen: die Stülerkirche sollte unbedingt wieder eine Orgel erhalten. Mit seiner Frau, eine Kirchenmusikerin, setzte er alles daran, dass dies Wirklichkeit werden konnte. Nach erfolgreichen Spendenaktionen vergab die Kirchengemeinde den Auftrag für einen Orgelneubau an die Halberstädter Firma von Reinhard Hüfken. Vor zwei Jahren erklang schließlich die „Königin der Instrumente“ in einem Festgottesdienst erstmals. Es schlossen sich die Caputher Orgelmusiken an. Seitdem gehören sie zum festen Kulturprogramm der Schwielowsee-Gemeinde – wohl die Krönung seines langen Lebens. Reimar von Zadow wurde 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Natürlich hat er sich über die Ehrung gefreut, aber immer war er dankbar für sein Getragensein durch den christlichen Glauben.
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