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Potsdam-Mittelmark: Nach dem „Antisemitismus-Schock“ Werderaner Bündnis Kurage drängt nach Vorfall an der Oberschule auf die Verlegung von Stolpersteinen

Werder (Havel) – Nach den antisemitischen Äußerungen von Werderaner Oberschülern fordert das lokale Aktionsbündnis Kurage jetzt Konsequenzen. „Für die Verantwortlichen in Werder stellt sich die Frage, ob es tatsächlich mit schmückenden Titeln wie Schule ohne Rassismus und Ort der Vielfalt getan ist“, so Bündnis-Sprecher Hans-Hartwig Lau am Wochenende.

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Werder (Havel) – Nach den antisemitischen Äußerungen von Werderaner Oberschülern fordert das lokale Aktionsbündnis Kurage jetzt Konsequenzen. „Für die Verantwortlichen in Werder stellt sich die Frage, ob es tatsächlich mit schmückenden Titeln wie Schule ohne Rassismus und Ort der Vielfalt getan ist“, so Bündnis-Sprecher Hans-Hartwig Lau am Wochenende. Er bezweifelte, dass die Stadt genug unternommen habe, um diese Titel mit Leben zu füllen. Im Zusammenhang damit kritisierte er das Agieren des Bürgermeisters bei der geplanten Verlegung von Stolpersteinen in Werder. Eigentlich sollte Anfang August der erste Stein vor dem Haus in der Brandenburger Straße 20 ins Pflaster eingelassen werden.

Im vergangenen Schuljahr haben Eleven der Oberschule „Carl von Ossietzky“ zu den Schicksalen von in Werder lebenden Juden während der Nazizeit geforscht – Schüler jener Bildungsstätte also, an der am vergangenen Donnerstag zwei Mitarbeiter des jüdischen Museums Berlin von vier 15-Jährigen mit Hetzparolen beschimpft worden sind (PNN berichteten). Seitdem läuft eine Debatte in der Blütenstadt, wie tief antisemitisches Gedankengut bei Jugendlichen hier tatsächlich verwurzelt ist. Dass die Einrichtung den Titel „Schule ohne Rassismus“ trägt, macht die Ratlosigkeit umso größer.

Denn gerade im Rahmen des Geschichtsprojektes hatten die Oberschüler großes Interesse am Schicksal der Werderaner Juden im Dritten Reich gezeigt. Insgesamt neun Lebensläufe konnten rekonstruiert werden, in den meisten Fällen waren die jüdischen Bürger deportiert und später ermordet worden. So wie der Schüler Hans-Peter Olschowski, der mit seinen Eltern in der Brandenburger Straße 20 lebte, bis er in der Pogromnacht 1938 verschleppt wurde. Bürgermeister Werner Große (CDU) hatte dieses Projekt angestoßen, sich allerdings skeptisch gegenüber der Verlegung von Stolpersteinen vor den Wohnhäusern der damals hier lebenden Juden geäußert. Denn dass auf deren Namen, die auf die zehn mal zehn Zentimeter großen Steine eingraviert werden sollen, „herumgetrampelt“ wird, sorge selbst im Zentralrat der Juden für Kontroversen. Große schlug statt dessen vor, eine Gedenktafel anzubringen.

Kurage kritisiert jetzt, dass das Projekt seitens der Stadt nicht weiterverfolgt worden sei. „Die Ankündigung, sich im Juni an die Parteien der Stadtverordnetenversammlung wenden zu wollen, blieb folgenlos.“ Und: „Von den etablierten Parteien wurden die Kurage-Aktivitäten zu den Stolpersteinen bisher nicht aufgegriffen“, moniert das Bündnis. Es bleibe zu hoffen, dass der „Antisemitismus-Schock“ vom Donnerstag heilsam sei auch für das Verhalten der politisch Verantwortlichen.

Kurage-Sprecher Lau erinnerte bei dieser Gelegenheit an das gemeinsame Vorgehen gegen Neonazis in der Vergangenheit. „Bislang ist es uns allen in Werder – parteiübergreifend – gelungen, Expansionsbestrebungen der NPD auf wirkungsvolle und beeindruckende Weise zu unterbinden.“ Jetzt sei es höchste Zeit, die öffentliche Diskussion über den Vorfall an der Oberschule und die möglichen Optionen zu führen. Hans Hartwig-Lau: „Stolpersteine können ein Baustein sein, dem immer noch vorhandenen Antisemitismus in Werder entgegenzuwirken.“

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