Potsdam-Mittelmark: Nach Pisa kommt die Ganztagsschule
Die Teltower Gesamtschule hat sich beworben und hat bereits einen guten Vorlauf
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Die Teltower Gesamtschule hat sich beworben und hat bereits einen guten Vorlauf Teltow – Nach dem Pisa-Schock war klar: Die traditionelle Halbtagsschule, die nachmittags durch Hausaufgaben ergänzt wird, braucht eine Alternative und die heißt Ganztagsschule. Ihre Einführung wird von der Bundesregierung finanziell unterstützt, in Brandenburg mit 130 Millionen Euro. Die Teltower Gesamtschule will sich für dieses Profil beim brandenburgischen Bildungsministerium bewerben und erstmals im Schuljahr 2005/2006 mit dem Ganztagsbetrieb beginnen. Im jüngsten Sozialausschuss äußerte sich Schulleiter Jürgen Voigt zuversichtlich, dass der Antrag positiv beschieden werde. Denn Teltow zähle zu den vier Standorten in Potsdam-Mittelmark, die das Land favorisiere. Außerdem halte die Schule ihre Türen schon jetzt bis halb vier für Arbeitsgemeinschaften offen. Klein und überschaubar ist die Schule, die in den letzten Jahren saniert und mit modernen Lehrmitteln ausgestattet wurde. Rund 200 Schüler besuchen die Einrichtung, die im Landkreis die einzige Integrationsschule innerhalb der Sekundarstufe ist. Jährlich erreichen 20 Prozent der Schüler, die die 10.Klasse absolvieren, die Gymnasialreife. Das Wahlverhalten der Eltern beweist die Akzeptanz der Schule, deren Warteliste lang ist. Zwölf Schülern musste in diesem Jahr abgesagt werden, denn für die neuen 7. Klassen wurde die vorgeschriebene Klassenfrequenz von 23 Schülern bereits mit 26 pro Klasse überschritten. Der Lehrerschaft ist die Meinung der Eltern auch im Schulalltag wichtig, weshalb sie in die Entwicklung des neuen Schulkonzeptes einbezogen werden sollen. Anders als manche Schüler befürchten, wird in einer Ganztagsschule nicht den ganzen Tag unterrichtet; Auf Konzentrationsphasen folgen Entspannungsphasen. Kurse, Arbeitsgruppen, Projektarbeit, Freizeit, Fördermaßnahmen oder Hausaufgabenzeit wechseln mit den Hauptschulfächern. Doch Ganztagsschule kann mehr. Schulleiter Voigt weiß sehr gut, wie gerade in der Schulzeit den Kindern die Entdeckerlust abhanden kommen kann. Schöpferische Energien entfalten sich dann meist an anderer Stelle. Doch Erfolgserlebnisse können auch vielfältig in der Schule vermittelt werden, sagt er. So kann das Ergebnis einer Projektarbeit Anerkennung bringen. Oder beim Theaterspielen überwinden Schüler ihr Lampenfieber und trauen sich danach auch in andern Fächern mehr zu. Im Fach Arbeitslehre hat der Schulleiter schon so manche Begabung entdeckt. „Plötzlich wird da bei einigen der Ehrgeiz geweckt. Da sind richtige Talente, fast kleine Facharbeiter darunter.“ Auch künstlerisch können sich die Schüler entfalten, etwa wenn sie die Wände von Klassenzimmern selber gestalten. Besonders beliebt ist der Töpferkurs. Nach einem Zoobesuch entstand eine lustige Menagerie, die demnächst gebrannt wird und bemalt werden soll. Bevorzugter Schultreffpunkt ist die Klubküche, die von der Schulsozialarbeiterin Britta Franke betreut wird. Sie leitet auch eine Tanzgruppe und begleitet sogar in den Ferien einige Schüler auf einer Kanutour. Im neuen Schuljahr soll das Schulradio auf Sendung gehen. Für die Zukunft kann sich der Schulleiter vorstellen, die ungenutzte Kaufhalle nebenan als Bibliothek zu nutzen. Auch die Pläne für einen Turnhallenanbau liegen bereit, im Herbst wollen sich die Stadtverordneten dazu eine Meinung bilden. Der Vorlauf für eine Ganztagsschule sei gut, resümiert Voigt. Am wichtigsten sei aber, dass sich die Schüler willkommen fühlen: „Denn dann übernehmen sie Verantwortung und das bekommt auch dem Schulklima." Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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