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Potsdam-Mittelmark: Naturschutz mit Haken und Pose

Hegefischen beim Kinder- und Jugendtag der Brandenburger Anglerjugend am Sonntag in Töplitz

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Werder · Töplitz - Der 15 Kilo schwere Wels dürfte eine Weile mit seinem Angler gerungen haben, bevor er aus einem See bei Frankfurt (Oder) gezogen wurde. Jetzt schwimmt er in einem Becken und wartet auf den, der sein Gewicht am besten schätzt und ihn dafür mit nach Hause nehmen darf. „Solche Fische gibt es da unten auch“, sagt Eberhard Weichenhan und zeigt auf den Sacrow-Paretzer Kanal. Der Abschnitt im Norden des Werderaner Ortsteils Töplitz wird am Sonntagmorgen von knapp 400 Nachwuchsanglern gesäumt, doch die fangen erstmal kleiner an: Plötze, Güster und Blei wollen sie heute aus dem Wasser holen, um den Wettbewerb beim diesjährigen Kinder- und Jugendtag der Brandenburger Anglerjugend zu gewinnen.

Weichenhan ist Präsident des Landesanglerverbandes Brandenburg, und das heutige Großfischen im Kanal findet nicht zum Selbstzweck statt, erklärt er. Es gehe darum, den Überbestand an Weißfischen zu reduzieren. „Angeln ist mehr, als nur einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen“, es sei auch ein Stück Naturschutz. So müssen die Wettstreiter im Alter zwischen 8 und 18 Jahren heute auch ihr theoretisches Wissen zeigen. Fragebögen zu den Themen Fischerei, Arten- und Gewässerkunde gehen in die Gesamtwertung mit ein.

Es ist noch recht früh am Sonntagmorgen, die Sonne ist gerade erst über die Baumwipfel geklettert, das Gras am Ufer glänzt vom Tau. Die ideale Zeit also, um die Stippe ins Wasser zu halten. Das findet auch die zehnjährige Xenia Fritsche aus Frankfurt (Oder). Sie angelt seit einem Jahr, begleitet oft ihren Großvater, erzählt sie. Im Moment bereitet sie mit ihrem Bekannten Andreas Türschmann das Lockfutter vor: ein braunes Gemisch aus verschiedenen Mineralstoffen. Immer mehr junge Angler nehmen am Ufer vor den ihnen zugewiesenen Abschnitten Platz und machen sich startklar: Angeln werden zusammengesteckt, Posen eingestellt, der Hocker noch mal zurechtgerückt.

10 000 Nachwuchsangler gebe es in den 1400 Angelvereinen in Brandenburg, erzählt der Präsident. 80 000 Angler sind es insgesamt in der Mark. Die Faszination an diesem Sport liege in der Nähe zur Natur und im Gemeinschaftsgefühl der Petri-Jünger untereinander. Es werde auch zunehmend wieder als Familienerlebnis entdeckt. Möglich sei dies durch eine Neuregelung im Brandenburgischen Fischereigesetz geworden: Für Friedfische braucht man hier keinen Fischereischein mehr, sondern nur noch eine Angelkarte - und die gibt“s bei jedem Verein. Sogar an den Schulen wird mittlerweile Angelunterricht erteilt, Dank einer Vereinbarung mit dem Bildungsministerium.

Auch eine echte Profianglerin ist an diesem Morgen in Töplitz dabei: Die 17-jährige Katharina Hahn aus Höhnow hat kürzlich die Landesmeisterschaften in ihrer Klasse gewonnen, ist im Bundeswettbewerb Sechste geworden und fährt im September zur Weltmeisterschaft nach Belgien. Was macht für sie das Angeln aus? „Man hat seine Ruhe, kann dabei abschalten.“ Schließlich sei es auch das Erfolgserlebnis, wenn ein Fisch anbeißt. „Und wenn wir mit Jungs reden, haben wir sofort ein Gesprächsthema – nachdem sie die Überraschung verdaut haben“, setzt ihre Freundin Mandy Okon lachend hinzu.

Der Sacrow-Paretzer Kanal ist gegenüber dem üblichen Wettkampf-Revier von Katharina Hahn etwas anderes, denn die Meisterschaften finden auf dem Meer statt. Sie entspannt noch mit ihrer Freundin, bevor es ans Ufer geht. „Immerhin: beim Stiefelweitwurf haben wir schon ordentlich vorgelegt.“

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