zum Hauptinhalt

KulTOUR: Nichts als Blumen ...

Rian Dreuw stellt in der Petzower Kirche aus

Stand:

Werder (Havel) - Den Maler Rian Dreuw werden viele gar nicht kennen. 1947 in Wuppertal geboren, gehört er seit 1968 zum Stamm der Berliner. Anfang der Siebziger eignete er sich hier die Grundlagen der Malkunst an der „Abendhochschule für bildende Kunst“ an. Die Fortsetzung seines Curriculums legte er dann in die eigenen Hände, und so verwendet er bei Ausstellungen in Nah und Fern ganz gern und unauffällig die Formulierung „mein autodidaktischer Weg als Künstler“. Was das bedeuten könnte, darf der geneigte Bildbetrachter noch bis zum 21. April in der Kulturkirche zu Petzow ergründen, hier wird er mit einer ziemlich ungewöhnlichen und originären Denk- und Malart konfrontiert.

In dem entheiligten Sakralbau auf dem Krelleberg sieht man nur Blumen, nichts anderes als Blumen in unterschiedlichen Farbspielen und Formaten. Zwanzig Arbeiten, allesamt ohne Titel, dafür aber gut ausgepreist, Acryl auf Leinwand. Mit ihrem seltsam kryptisch-blütigem Strahlen versuchen sie, den Betrachter als ihr Gegenüber so zu bannen, wie es die Blumen auf den Wiesen mit den Bienen tun, nebst anderem Bestäuber-Getier. Ob das jedoch genauso in Petzow gelingt, bleibt nicht ganz ohne Zweifel, denn der Wahlberliner bedient sich mehr oder weniger geschickt gewisser Verfremdungseffekte, aus denen er, als Autodidakt, womöglich selbst nicht mehr herauszufinden vermag.

So scheint das ausgestellte Oeuvre weder Fisch noch Fleisch sein zu können, zu wollen, weder naturalistisches „Blumenabbild“ noch eine wie immer auch geartete Abstraktion davon. Besonders die größeren Formate, etwa 60x100 oder 70x90, schreien geradezu nach Bedeutung – und bekommen zum Lohn dann eher das Gegenteil. Jedes Bild sei eine Herausforderung, so der Künstler. Das ist wohl wahr.

Ein Gärtner ist in der Dreuwschen „Florales“ eher ratlos. Sieht er nun eine Lilie, eine herbstliche Aster, eine Ranunkel, oder ist es alles nur Schein mit dem Schein? Wonnewarm strahlen die Flächen in hellen, leuchtenden Farben, die Blütenmotive selbst können da leider nicht mithalten, oft wirken sie dumpf und gravid, viel zu schwer für den luftigen Hintergrund. Den blendet der Maler meist zum Bildrand hin aus, oder lässt ihn im Nichts verschwimmen, was dem einen oder anderen Opus etwas Surreales verleiht: Blüht es dergestalt „verfremdet“ auf einem der Jupitermonde?

Mit Ausnahme der Sonnenblumen rechts vom Entree wirken die meisten Blüten seltsam flächig, eindimensioniert, eher gekünstelt als künstlerisch bedacht. Der dekorative Effekt dieser Arbeiten ist also beträchtlich, auf Kosten der gedanklichen oder malerischen Tiefe. Kurz: Hier stehen sich Darstellungsart und Fantasie direkt im Wege. Zu wenig Bemerkenswertes. Nicht die Blume macht das Bild, erst die Idee dahinter führt zum geneigten Betrachter. Rian Dreuw kann anders, aber er hat es sich halt in den Kopf gesetzt, nur noch Blumen zu malen.

Wahrscheinlich ein zu früher Entschluss, diese Ausstellung zeigt ja, dass ein Endpunkt noch längst nicht erreicht und jedes Bild tatsächlich Experiment ist, oder bleibt. Die dynamische Leichtigkeit der Blüte, des Blühens, des Lebens und Webens haben seinen Pinsel bisher nicht erreicht. Wo ist das Werk zu Ende, wo fängt der Maler an?

Blumen also, nichts als Blumen! Man geht an ihnen vorbei und vorüber. Sollte Kunst nicht auf die Seele hin zielen, statt bei den Augen zu bleiben? Wozu sonst wäre sie denn da? Gerold Paul

Zu sehen in der Kulturkirche zu Petzow bis zum 21. April, am Wochenende je von 11 bis 18 Uhr.

Gerold Paul

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })