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KulTOUR: Nichts reingetragen

Künstlerischer Dialog auf dem Südwestkirchhof

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Stahnsdorf - Viel Ehre war jetzt für den Stahnsdorfer Südwestkirchhof zu holen, so viel, dass der Verlag DuMont die weitgerühmte Friedensstätte in seine neueste Veröffentlichung „365 Ideen aus Deutschland, die jeder kennen sollte“ aufnahm. Die Ehre hat Väter und ein materielles Gesicht. Bundesregierung und der Verband Deutscher Wirtschaft starteten, wie schon im vergangenen Jahr, ihre Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ erneut mit dem Ziel, „ein positives Deutschlandbild im In- und Ausland zu vermitteln“. Schirmherr ist Bundespräsident Horst Köhler, „exklusiver Projektpartner“ die Deutsche Bank.

Jeder Ort, der die vorgegebenen Kriterien zu erfüllen glaubte, konnte sich bewerben, gleich ob „innovatives Unternehmen“, Institution, soziale oder kulturelle Einrichtung. Unter den 365 Auserwählten (jeder Tag eine Idee) befindet sich nun auch Stahnsdorfs Südwestkirchhof.

Erwachsen ist diese Würdigung wiederum aus den zahlreichen Ideen, die Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeld und der Förderverein in den vergangenen Jahren umgesetzt haben, um den Ort der Stille und der Bestattung zu einem Zentrum kultureller Begegnung zu machen – unvergessen zum Beispiel die „Lange Nacht“ vor schon vier Jahren.

Als „Ausgewählter Ort 2007“ hat man sich wiederum etwas einfallen lassen. Sechs Künstler aus Deutschland und der Schweiz arbeiteten auf dem Kirchhof, um Orte ihrer Wahl in einen Dialog von „Bestattungskultur aus zwei Jahrhunderten“ und wildwuchernder Natur treten zu lassen. Vorgabe war lediglich, „nichts hineinzutragen“, die Künstler sollten nur mit dem arbeiten, was sich auf dem Friedhof finden ließ: Stein, Erde, Moos, Laub, Holz. „Nichts wird hineingestellt“, sagte Olaf Ihlefeld. So war am Standort Lietzensee der Süddeutsche Gebhard Schäuble am Werk, verrostete uralte Bänke auf einer Freifläche zu arrangieren. Gegenüber eine heutige, alles aus dem Bestand des Kirchhofes. Vielleicht etwas unscheinbar in der Anlage, soll dieses Werk zu der Vorstellung anregen, „wer alles“ auf den Rostdingern gesessen haben könnte – er gegenüber, auf der modernen.

Wie sich bemooste Brunnenränder auf der Erde spiegeln und diese sie „zurückgibt“, ist ein Stück weiter zu sehen. Schatten, Moos, Märchenbrunnen, der in der Schweiz lebende Deutsche mit polnischem Namen, Thomas Staroszynski ist mit Phantasie dabei, das Projekt LandArt zu beleben; allerdings legen die deutschen Projektmacher viel Wert darauf, das Wort englisch auszusprechen, „LändArt“ also.

Bleibt das Gesicht der Auszeichnung, ein etwa dreißig Zentimeter langer Plastikquader, darin drei Blumen eingefasst sind. Geld gab es nicht von der „Zentrale“, das Symposium finanzieren Landkreis, Förderverein und einige Sponsoren vor Ort allein. Ehrenvoll.

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