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ILB-Geld für Jachten: Anklage untermauert: Nur im Winter in Werder

Werder (Havel)/Potsdam - Im Fall der wegen Subventionsbetruges angeklagten Unternehmer Steffen F. und Hanjo T.

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Werder (Havel)/Potsdam - Im Fall der wegen Subventionsbetruges angeklagten Unternehmer Steffen F. und Hanjo T. aus Mecklenburg-Vorpommern haben Zeugen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft untermauert. Am gestrigen Mittwoch wurde im Potsdamer Amtsgericht erneut verhandelt. 2009 hatten die beiden 46 und 47 Jahre alten Beschuldigten von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) rund 1,2 Millionen Euro für 20 Segeljachten beantragt. Die Jachten sollten eigentlich vom Werderaner Zernsee aus vermietet werden.

Doch nicht eine Jacht sei in Werder vermietet worden, so Kriminalkommissar Christian Schulze im Zeugenstand. Das gehe aus dem Charterzeitraum zwischen 2011 und 2013 hervor. Laut Schulze lagen fast alle Jachten auf Rügen und ein paar in Wendtorf bei Kiel. Weitere Hinweise, dass die Angeklagten die in Brandenburg subventionierten Boote an der Ostsee einsetzten, lieferte der Kriminalbeamte Lutz Süßmann.

In der Marina in Wendtorf sei mit einem Banner für die Charterboote auf Rügen geworben worden. Bei der Durchsuchung der Geschäftsräume im Juni 2013 in Wendtorf lagen Süßmann zufolge vier Jachten vor Ort, drei seien vermietet gewesen. Immerhin: Auf den Booten war als Heimathafen „Werder (Havel)“ angegeben.

In Werder hatten die Boote allerdings nur für drei Jahre ihr Winterlager. Das sagte der Chef der Marina Zernsee, Thomas Allert, im Zeugenstand. Die Steffen F. gehörende Goor Sailing GmbH hatte bei Allert zwar auch Liegeplätze für die Segeljachten gemietet. Sie hätten dort aber bis zur Winterpause nie angelegt.

Geschäftsbeziehungen mit Hanjo T. hatte Allert bereits seit zehn Jahren. Für den Jachtbauer Bavaria ist Allert der zuständige Vertragshändler in den neuen Bundesländern. An Hanjo T. und dessen Goor GmbH habe er den Großteil der geförderten Boote verkauft, diese jedoch verkaufte die Boote dann laut Anklage überteuert weiter an die Goor Sailing. Die beiden angeklagten Geschäftsführer sind seit Jahren befreundet, wie es gestern bei der Verhandlung hieß.

Sechs bis sieben Boote kamen nach der Fertigstellung im Winter 2010 zu Allert nach Werder, wo sie auch winterfest gemacht wurden. Laut Allert wurden sie dann im Frühjahr 2011 ins Wasser gelassen und überführt. Wohin die Boote kamen, habe er nicht gewusst, sagte Allert. Auch nicht, wie die anderen Bavaria-Jachten den Käufer erreichten.

Eine Förderauflage der ILB war es, dass sich die Jachten einen Großteil des Jahres über in Brandenburg befinden müssen. Laut Verteidigung sei dieser Punkt mit dem Winterlager in Werder erfüllt worden. Zudem habe sich im Laufe des Förderverfahrens ergeben, dass ein Charterbetrieb in Werder nicht wirtschaftlich zu betreiben sei und die Boote daher an die Ostsee verlegt werden müssen. Das sei laut Verteidigung mit der ILB so abgestimmt worden.

Bei den Jachten von Bavaria handelt es sich um Hochseeschiffe. Die Anklage bezweifelt jedoch, dass sie für Binnengewässer geeignet sind. Laut Marinabetreiber Allert werde diese Bootsart aber auch auf Binnengewässern genutzt, in der Regel mit Flachkiel. Lediglich der Segelmast muss vor einer Brückendurchfahrt umgelegt werden. Am Zernsee gebe es laut Allert drei Möglichkeiten, den Mast mittels eines speziellen Krans umzulegen. Alternativ funktioniere auch eine so genannte Mastlegevorrichtung.Björn Stelley

Björn Stelley

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