Von Thomas Lähns: Plädoyer für einen Bahnknoten
Michendorf fordert Landesregierung zum Erhalt der Regionalbahnlinie 22 nach Schönefeld auf / IHK-Studie wird noch geprüft
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Michendorf - Im Kampf um den Erhalt ihrer Regionalbahnlinie 22 (RB 22) nach Berlin-Schönefeld setzen die Michendorfer auf die IHK. Wie berichtet, hat die Potsdamer Industrie- und Handelskammer jüngt mit dem Wissenschaftspark Golm eine Studie vorgelegt, nach welcher der Bahnhof Michendorf zum regionalen Knotenpunkt ausgebaut werden soll. „Die aktuelle Planung versäumt eine schnelle und leistungsfähige Vernetzung des neuen Flughafens mit dem Südwesten Berlins sowie dem Westen und Südwesten Brandenburgs", heißt es darin zum neuen Nahverkehrsplan, der ab 2012 gelten soll. Per Gemeindevertreterbeschluss haben die Michendorfer jetzt einstimmig die Landesregierung aufgefordert, die Vorschläge der IHK-Studie im vollen Umfang umzusetzen.
Denn nach den jetzigen Plänen soll die RB 22 ab dem kommenden Jahr auf dem Berliner Außenring an den Gemeinden Michendorf, Seddiner See und Schwielowsee vorbeifahren – um Zeit für Reisende aus Potsdam und Golm zu sparen. Dort sieht die brandenburgische Landesregierung die größeren Fahrgast-Potenziale als im südlichen Umland: Während in Michendorf täglich nur 150 Leute zusteigen würden, seien es in Potsdam immerhin zwischen 600 und 700, hatte der zuständige Staatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) unlängst auf einem Verkehrsforum der Friedrich-Ebert-Stiftung argumentiert. Diese Zahlen bezweifelt man in Michendorf: Über 2700 Unterschriften sind bislang allein in der Gemeinde für den Erhalt der Regionalbahnlinie gesammelt worden.
Im Infrastrukturministerium weiß indes noch niemand, inwieweit die Ergebnisse der IHK-Studie bei der Ausarbeitung des neuen Nahverkehrsplanes berücksichtigt werden. „Wir werten das im Moment noch aus“, so Ministeriumssprecher Lothar Wiegand auf PNN-Anfrage. Zurzeit beschäftige das Thema auch die Deutsche Bahn als Eigentümer der Strecken. „Wir lassen untersuchen, wie die Bahn das Angebot optimieren kann. Das betrifft sowohl einzelne Haltepunkte als auch einzelne Streckenteile“, so Wiegand weiter. Auch diese Ergebnisse würden noch nicht vorliegen. Grundsätzlich sei das Ministerium aber für Anregungen und Vorschläge offen.
Und die haben die Michendorfer in den vergangenen Monaten immer wieder gemacht. Zwar wird deren Gedankenspiel, den alten Bahnhof Bergholz zu reaktivieren, auch von der IHK als ungeeignet verworfen – ansonsten decken sich die Vorschläge aber weitgehend.
„Zu Michendorf als neuem regionalen Knotenbahnhof gibt es keine Alternative“, wird in der Studie festgestellt. Die Lage an den Hauptstrecken, dem RE 7 zwischen Berlin und Dessau sowie der MR 33 zwischen Wannsee, Beelitz und Jüterbog, könne Bahn-strategisch kaum besser sein. Während die Michendorfer deshalb den Erhalt der Regionalbahn 22 auf der jetzigen Strecke fordern, geht die IHK in ihrer Studie sogar noch weiter: Auch Werder (Havel) sollte an die Linie angeschlossen werden. Die Fahrt werde insgesamt zwar 14 Minuten länger dauern, doch würde durch die Stopps in der Blütenstadt sowie in Schwielowsee, Neuseddin, Michendorf und Saarmund das Fahrgastpotenzial der großen Räume Magdeburg-Berlin und Dessau-Berlin in die neue Flughafenlinie einbezogen werden, heißt es in der Studie. Ein weiterer Vorschlag sieht vor, das Gelände am Haltepunkt Saarmund zum Park+Ride-Platz auszubauen.
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