Von Thomas Lähns: „Poliklinik“ für die Truppe
Sanitätszentrum an Bundeswehr übergeben / Bereits 137 Millionen Euro in Tresckow-Kaserne investiert
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Schwielowsee - Lichtdurchflutete Flure, kleine, anheimelnde Patientenzimmer in Pastell und eine technische Einrichtung, wie sie sich so manche Klinik wünschen würde – kaum etwas deutet hier auf das Militär hin. Bis auf die Uniformen. Der „Doktor“ heißt hier Stabsarzt, der Pfleger ist Soldat – so wie die Patienten. Im neuen Sanitätszentrum der Bundeswehr in Geltow werden sich künftig Bundeswehrangehörige aus der ganzen Region Potsdam melden, wenn sie eine Krankheit plagt. Gestern wurde das Gebäude im nördlichen Eingangsbereich der Henning-von-Tresckow-Kaserne übergeben.
Damit ist hier im Rahmen der Entwicklung als Standort des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr ein weiterer Schritt getan. Seit acht Jahren werden von hier aus sämtliche Auslandseinsätze der Bundeswehr geplant und koordiniert. Von einem „Meilenstein“ spricht der Vizepräsident der Wehrbereichsverwaltung Ost, Gerd-Albrecht Engelmann. Insgesamt 137 Millionen Euro seien bislang an diesem Standort verbaut worden, unter anderem wurden neue Wirtschafts-, Stabs- und Betreuungsgebäude, eine neue Sporthalle und die beiden operativen Führungszentralen errichtet. 25 Millionen sollen noch ausgegeben werden. Das Sanitätszentrum allein hat 4,3 Millionen Euro gekostet.
Dafür ist nun hinter der Hauptzufahrt so etwas wie eine „Poliklinik“ für die Truppe entstanden. Direkt hinter dem Wachposten, der das G 36-Sturmgewehr durch den Schlitz eines Betonverschlags geschoben hat, werden künftig Krankheiten und kleinere Verletzungen verschiedener Art kuriert. Soldaten gehen nicht zum zivilen Arzt, sie sind auch nicht krankenversichert: Ihre Gesundheitsfürsorge übernimmt die Truppe grundsätzlich selbst. Drei Truppenärzte können in der neuen Einrichtung gleichzeitig praktizieren, erläutert die künftige Hausherrin Helke Zielonka bei einem Rundgang. Die Oberfeldärztin will im März mit ihrem Team hier einziehen. Noch fehlen viele Einrichtungsgegenstände, die Untersuchungs- und Behandlungsräume im Erdgeschoss sind weitgehend leer.
Im ersten Obergeschoss sollen ein Zahnarzt und eine Physiotherapie einziehen. Immerhin: Die Behandlungsstühle und die Therapiewanne sind bereits installiert. Knapp 50 Leute werden im neuen Sanitätszentrum arbeiten, sowohl Soldaten als auch einige Zivilangestellte. In weiteren Räumen befinden sich EKG, Lungenfunktionsdiagnostik und Audiometrie. Auch für die Ausbildung der Rettungssanitäter und den Rettungsdienst gibt es Zimmer.
„Sogar kleinere chirurgische Eingriffe können wir hier vornehmen“, erläutert Oberfeldärztin Zielonka. Sie hatte ihr Team bislang über vier Gebäude in dieser und in der Havelland-Kaserne koordinieren müssen, nun werde man noch enger zusammenwachsen, freut sie sich. In der dritten Etage gibt es eine Bettenabteilung mit drei Zwei-Bett-Zimmern. Die stationären Patienten werden künftig auch aus den Kasernen in Beelitz und Berlin-Kladow kommen, Krankenbetten gibt es dort nicht. Zielonka nennt die Rekruten als Beispiel, die man während der Grundausbildung nicht über hunderte Kilometer nach Hause schicken könne. Damit, dass verwundete Soldaten aus Auslandseinsätzen hier eingeliefert werden, rechnet die Oberfeldärztin allerdings nicht. „Die sind in der Regel schwerer verletzt und werden gleich ins Bundeswehrkrankenhaus nach Berlin gebracht.“
Stolz nimmt Volker Bargfrede die Arbeit seiner Leute in Augenschein. Er ist Geschäftsführer des Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen und hat schon viele Aufträge für die Bundeswehr umgesetzt. Das Geltower Sanitätszentrum sei das größte der Bundeswehr in Brandenburg, erläutert er und betont die positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft: Viele Firmen aus der Region habe man am Projekt beteiligt. Chefplaner Anuschah Behzadi präzisiert: „21 der 41 beauftragten Unternehmen stammen aus der Mark.“ Die haben offenbar ganze Arbeit geleistet: Nach siebzehn Monaten stand die Planung, die Bauzeit für das komplexe Gebäude betrug zwei Jahre.
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