zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Prävention macht Schule

Seit Jahren schon plädiert die mittelmärkische Amtsärztin Johanna Aulich für die Wiedereinführung regelmäßiger Reihenuntersuchungen an Schulen.

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Mit Interesse registrierte sie deshalb jetzt einen entsprechenden Vorschlag von FDP-Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. „Natürlich habe ich mich über den Vorstoß des Ministers gefreut“, sagte sie gegenüber den PNN. Allerdings sei dafür auch im Landkreis noch die Frage der notwendigen Personal- und Finanzausstattung zu klären. Wie berichtet wird derzeit auf Bundes- und Länderebene über die Kostenverteilung für die zusätzlichen Vorsorgeangebote diskutiert.

Bis zum Jahr 2008 hatten die Ärztinnen des mittelmärkischen Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) auch die Kinder der 6. Klassen untersucht. Dann jedoch war das Gesundheitsdienstgesetz für das Land Brandenburg geändert worden – auf dem Plan stehen seitdem nur noch flächendeckende Untersuchungen zur Einschulung und am Ende der 10. Klasse. Für Potsdam-Mittelmark sei das ein deutlicher Rückschritt gewesen, so Aulich.

„Gerade bei Jugendlichen werden gesundheitliche Probleme oft zu spät entdeckt“, berichtet Kinderärztin Cornelia Juchert vom mittelmärkischen KJGD über ihren Erfahrungen. Zwar gebe es für die Jugendlichen derzeit die Möglichkeit von zwei freiwilligen kostenlosen Untersuchungen beim niedergelassenen Kinderarzt (J1 und J2), doch die werde nicht von allen genutzt, so Cornelia Juchert. Sinnvoll wären deshalb Reihenuntersuchungen der Schüler in der 3. und in der 6. Klasse. „So könnten gesundheitliche Gefahren frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen in der Schule eingeleitet werden“, sagt sie. Das sei auch deshalb wichtig, weil die Zahl der chronischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zunehme.

Die Statistik aus Potsdam-Mittelmark belegt diese Aussagen. Ein gravierendes Beispiel ist die krankhafte Fettleibigkeit (Adipositas). Bei etwa drei Prozent der Schulanfänger wird diese Diagnose derzeit gestellt. Bei den Zehntklässlern liegt die Quote indes schon wesentlich höher – im Schuljahr 2010/11 waren es 10,5 Prozent. Zwischenzeitlich sind die Möglichkeiten der Einflussnahme jedoch begrenzt. Eine vollständige Statistik der Reihenuntersuchungen liegt derzeit erst für das Schuljahr 2010/11 vor. Demnach wurden insgesamt 1917 Schulanfänger in Potsdam-Mittelmark untersucht. 15,4 Prozent von ihnen wiesen Sprach- und Sprechstörungen auf. In der Rangfolge der auffälligen Befunde folgen Seh- und Bewegungsstörungen mit jeweils 11 Prozent. Bei den sogenannten Entwicklungsstörungen ist indes mit 5,2 Prozent ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Juchert führt das darauf zurück, dass diese Störungen insbesondere durch den Gesundheitsdienst bereits im Vorschulalter erfasst und entsprechende Therapien und Förderungen eingeleitet werden.

Der häufigste medizinisch relevante Befund bei den 528 untersuchten mittelmärkischen Schulabgängern waren Einschränkungen des Sehvermögens mit 26 Prozent. Dann folgten die Störungen des Bewegungsapparates mit 14,2 Prozent. „Für nicht wenige Jugendliche wird so der Start ins Berufsleben erheblich erschwert. Bei rechtzeitiger Prävention könnte das verhindert werden“, so Amtsärztin Aulich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })