Potsdam-Mittelmark: Preußische Paläste und die Kunst der Straße
Die Rehbrücker Künstlerin Julia Theek über großväterlichen Einfluss und den Reiz der Airbrush-Technik
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Nuthetal - Gleich an zwei Plätzen ist die Rehbrücker Künstlerin Julia Theek derzeit mit ihren Arbeiten in Potsdam präsent. Bilder ihres jetzt abgeschlossenen Airbrush-Zyklus´ „Preußische Paläste“ können in der Ausstellung „Preußischer Frühling II“ der Galerie Sehmsdorf betrachtet werden. Auch in der „Private Banking Villa“ der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) sind Arbeiten aus ihrer Hand anzuschauen.
Ungewöhnlich ist Theeks Art, die Airbrush-Technik, eine „Kunst der Straße“, für ihre Bilder zu verwenden. Sie bringt faszinierende Architekturansichten in neue, zeitgemäße Gestaltungsformen. Die Enkelin des Potsdamer Malers Paul August und gebürtige Potsdamerin sagt doppeldeutig von sich: „Im Park Sanssouci habe ich laufen gelernt. Dort an den Bauten im Park hat mein Großvater mir das Vergnügen vermittelt, Architektur mit dem Stift genau kennenzulernen und auf dem Papier Akzente zu setzen." Er öffnete ihr die Augen, lehrte seine Sichtweise schöner Motive. Aus seinen wohlbehüteten Zeichenmappen durfte Theek sich einmal etwas aussuchen. Sie wählte eine Ansicht des Potsdamer Stadtschlosses, die sie bis heute begleitet.
Hört man ihr zu, kristallisiert sich deutlich der großväterliche Einfluss auf ihren Lebensweg zur Kunst heraus. Paul August war einer der wenigen Maler, die nach dem Krieg den Auftrag der Potsdamer Stadtverwaltung erhalten hatten, die Ruinen der Stadt zu malen. Er kehrte Potsdams Mitte den Rücken, als das Schloss abgerissen war und wandte sich verstärkt Sanssouci zu. „Er hat die Einzigartigkeit dieses norddeutschen Barockbaus immer vehement verteidigt“, erinnert sich Julia Theek. Nun wird das Schloss wieder aufgebaut. Verständlich, dass sie sich für die Herausgabe des Benefiz-Kunstkalenders 2008 zugunsten der Restaurierung der Minerva-Figur des Potsdamer Stadtschlosses engagierte. Ihr Spendenbild „Das Friedensopfer“ konnte für 1700 Euro versteigert werden.
Spricht die 1966 geborene Künstlerin von ihrer Arbeit, strahlt sie eine umwerfende Energie aus. Mischtechniken mit Acryl und Airbrushtinten sind ihr Markenzeichen. „Ich komme nicht aus der Szene der Sprayer. Die Technik wird in der Kunst auch wenig angewandt, hat mich aber schon immer begeistert.“ Sehr abstrahiert kann sie auf diese Weise arbeiten. Das hatte sie gereizt, als sie sich vor Jahren bei „den harten Motorradjungs in Lederklamotten in einer Neuköllner Hinterhofbude“ meldete, um von ihnen etwas über die Airbrushtechnik zu erfahren. Mit ruhiger Hand und Engelsgeduld muss dabei für jede Farbe eine eigene, filigrane Schablone geschnitten werden. Mehrfach verwendet, können so bis zu sechs verschiedene Bildvarianten gestaltet werden.
Julia Theek stellt bereits seit 1988 aus, unter anderem 1992 bei „37 Räume“ in der Berliner Auguststraße, einer Ausstellung, die inzwischen Teil der neueren Kunstgeschichte ist. Seit Mitte der 90er Jahre wendete sie sich verstärkt dem Film zu. Es entstanden Kulturdokumentationen, Musikvideos und Kunstfilme, die sie selbst produziert hat. Ihre Arbeiten verbindet sie gern mit kunsthistorischen Themen. Das neueste Bild unter dem Titel „Luise - Bilderbogen update 2008“ ist derzeit ihr Lieblingswerk und in der Galerie Sehmsdorf zu sehen. Als Vorlage hat sie viele zeitgenössische Porträts der Luise studiert. Vor allem orientierte sie sich an der Totenmaske. „Meine Darstellung ist eine sehr aktuelle Interpretation von Luise als romantische Frau, als Gegnerin Napoleons und zum Schluss als gereifte Königin,“ so die Künstlerin.
Zur Reihe „Preußische Paläste“ gestaltete sie ein Kunstbuch, das in wenigen handsignierten Exemplaren noch erhältlich ist. „Jedes Buch der limitierten Auflage ist ein Unikat, denn die Umschlagseiten sind handgesprühte Originale“, so Theek. Ihre abgebildeten Paläste sind so in der Realität nicht zu finden. Zum Teil sind sie längst abgerissen oder nie gebaut worden. Oder sie zeigen Ansichten aus vergangenen Jahrhunderten, die die Künstlerin in historischen Quellen recherchiert hat. Der einzige tatsächlich so genannte „Preußische Palast“ stand übrigens in Kairo. Ihr ausgewählter Reichstagsentwurf á la Antonio Gaudi wurde nie gebaut. Und Schloss Oranienburg malte sie als chemische Fabrik, in der einst Anilinfarben und Stearinkerzen entwickelt wurden. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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