Potsdam-Mittelmark: Prima macht das Blütenviertel
Investor Lothar Hardt will Caputher Baugebiet an Neuruppiner Bauträger verkaufen. Das ist auch ein Abschied vom Architekturbüro Graft
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Schwielowsee - War es das mit den schönen Plänen? Investor Lothar Hardt will sich überraschend aus dem Projekt Blütenviertel zurückziehen. Es laufen Verkaufsgespräche mit der Prima-Unternehmensgruppe aus Neuruppin, die bis spätestens August abgeschlossen sein sollen, wie Prima-Geschäftsführer Ronny Rohr den PNN bestätigte. Sie würde dann das Bauareal für das neue Caputher Wohnquartier übernehmen.
Hardt ist seit Tagen telefonisch nicht für die PNN erreichbar, schriftlich teilte er gestern mit, dass es „keine konkreten Neuigkeiten“ zum Blütenviertel gebe. Wobei er die Verkaufsabsicht gegenüber der Gemeinde in einer E-Mail bereits bestätigt hat und der Finanzausschuss am Mittwoch mit Hardts Fürsprache entsprechenden Änderungen des städtebaulichen Vertrages zustimmte.
Nach PNN-Informationen ist mit dem Verkauf auch die Partnerschaft mit dem renommierten Berliner Architekturbüro Graft erledigt. Graft – bekannt durch gewagte Bauten wie das Russisch-Jüdische Toleranz-Museum in Moskau, das City-Center von Las Vegas oder das „Vertical Village“ in Dubai – hatte schon vor vier Jahren innovative Pläne zum Bau des Caputher Quartiers mit rund 100 Wohneinheiten vorgestellt, die selbst Skeptiker einer dichten Bebauung der knapp vier Hektar großen Brache überzeugten.
In einem Bebauungsplan wurden danach die Grundzüge der Pläne hinsichtlich Erschließung, Bauvolumen und Baumaterialien aufgenommen. Einige Details finden sich auch im städtebaulichen Vertrag wieder. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) sieht deshalb im Abschied von Graft kein Problem. Es bleibe bei dem, was Graft geplant habe. Das Architekturbüro selbst war nicht erreichbar.
Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass die teilweise nicht ganz billigen Vorgaben aufgeweicht werden könnten. So hat Prima darum gebeten, Betonstein statt der beabsichtigten Ziegel für das Straßenpflaster verwenden zu dürfen. Die Erschließungskosten, die Prima zu tragen hat, würden sich damit reduzieren, in der weiteren Folge womöglich die Kauf- und Mietpreise im Wohnquartier.
Auch von den in den Graft-Darstellungen zu sehenden aufwendigen Dach- und Fassadengliederungen dürfte es unter der Feder anderer Architekten Abstriche geben, im Bebauungsplan gibt es lediglich Materialvorgaben für die Fassaden. Prima-Geschäftsführer Rohr gab bereits zu erkennen, dass man eigene Planer und Architekten habe.
Die Firma besteht seit zehn Jahren und war zunächst auf den Bau von Solaranlagen für Privat- und Gewerbekunden spezialisiert, bevor sie vor fünf Jahren als Bauträger aktiv wurde. Bislang wichtigstes Projekt war das „Sonnenufer Süd“ in Neuruppin mit 65 Wohneinheiten, derzeit laufen laut Unternehmensangaben sechs ähnlich große Bauvorhaben in Neuruppin, Velten, Oranienburg und in Teltow, wo Prima in der Potsdamer Straße mit dem Bau von drei Mehrfamilienhäusern mit 44 Wohnungen und Läden begonnen hat.
Prima-Geschäftsführer Rohr sagte den PNN, dass – falls es in Caputh zum Kauf komme – ein enger Zeitplan bestehe. Demnach soll noch in diesem Jahr die Erschließung beginnen. Nächstes Jahr sollen die Reihenhäuser, danach die Miet- und Gewerbehäuser gebaut werden, in eines der Geschäfte will die Mittelbrandenburgische Sparkasse einziehen. Es soll auch seniorengerechte Wohnungen geben, Ende 2018 soll alles fertig sein. Das südöstliche Teilareal für Doppelhäuser nahe dem Caputher See will nicht Prima, sondern der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke übernehmen.
Aus Caputher Sicht ein langer Weg, der erste Spatenstich war bereits 2013. Die Bautätigkeiten schliefen nach der Eröffnung des Rewe-Marktes ein. Angekündigte Baustarts wurden verschoben, zuletzt hatte Lothar Hardt angekündigt, das Projekt mit der Seniosana, einem Bauträger für Seniorenresidenzen, umsetzen zu wollen. Eine gemeinsame Gesellschaft ist dann aber nicht mehr tätig geworden.
Laut Bürgermeisterin Hoppe ist Prima dann vor zwei Wochen im Rathaus vorstellig geworden. Ihr wäre lieber gewesen, wenn Hardt sie selbst über die neuen Pläne informiert hätte. Der Finanzausschuss habe am Mittwochabend die erforderlichen Anpassungen des städtebaulichen Vertrages, der unter anderem auch die Übernahme der Erschließungskosten durch den Investor und Sicherheiten regelt, unterstützt. Offen ist bislang, wie es mit zwei weiteren Hardt-Projekten in Caputh weitergeht: dem Bahnhof Geltow, aus dem ein Kulturbahnhof werden sollte, und einem Seniorenwohnpark an der Schwielowseestraße. Henry Klix
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