Potsdam-Mittelmark: Qualität hat ihren Preis
Kleinmachnows Vorschuss an die Kammerspiele ist bald verbraucht, deshalb soll neues Geld fließen
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Kleinmachnow – Die finanziellen Reserven des Kleinmachnower Kulturhauses Kammerspiele schmelzen dahin. Mit Abschluss der notwendigen Umbau- und Brandschutzmaßnahmen im Haus wird zum Herbst des Jahres nur noch rund ein Viertel des insgesamt 400 000 Euro schweren Vorschusses der Gemeinde an die Einrichtung übrig sein. Dass sich auch der Rest verbraucht, sei abzusehen, sagte Kammerspielchefin Carolin Huder jetzt den PNN. Sie will deshalb eine Debatte um eine dauerhafte Förderung des Hauses anstoßen – ein Luxus, den kaum ein Kino in Brandenburg hat.
„Wir sind noch immer auf die Gelder der Gemeinde angewiesen“, sagte Huder. Auch knapp eineinhalb Jahre nach der Gründung der Kulturgenossenschaft und der Übernahme des Hauses sei der Betrieb ein Verlustgeschäft. Gewinne werden fast ausschließlich durch Veranstaltungen generiert, zu denen bekannte Größen wie Wladimir Kaminer, Harry Rowohlt, Max Gold oder Max Moor zu Gast sind. Sie füllen den denkmalgeschützten Theatersaal an der Karl-Marx-Straße bis auf den letzten Platz.
Doch die Abende mit den großen Namen reichen nicht, um die Verluste durch das alltägliche Kinogeschäft auszugleichen. Auch von vielversprechenden Nachwuchskünstlern oder Angeboten wie der Kammeroper sei nicht zu erwarten, dass damit der Saal gefüllt werden kann. Für die Angebotsbreite und die Qualität des Programms seien die Veranstaltungen aber enorm wichtig.
„Ein monatlicher Zuschuss über 8000 Euro würde uns sehr helfen, die Qualität aufrechtzuerhalten“, sagte Huder. Die Kulturgenossen wollen deshalb bei den neuen Kleinmachnower Gemeindevertretern um Unterstützung werben. Ohne das Geld, sei das Niveau kaum zu halten.
Von einer solch dauerhaften kommunalen Unterstützung können viele Kinos und Theater in Brandenburg nur träumen, sagt der Kinobeauftragte der Berlin-Brandenburgischen Filmfördergesellschaft Medienboard, Christian Berg. Angesichts der Erstfinanzierung über 400 000 Euro hält Berg die „Ausgangslage in Kleinmachnow ehrlich gesagt für ziemlich luxuriös“. Zumal die Kammerspiele auch Fördergelder in Höhe von knapp 20 000 Euro vom Medienboard erhalten haben, um die Kinotechnik zu erneuern. Eine kontinuierliche Subvention halte er für schwierig. „Wenn der Kassensturz der Kammerspiele aber ergibt, dass die Qualität nur durch weitere Förderung gehalten werden kann, dann müssen die Gemeindevertreter darüber nachdenken, ob es ihnen das wert ist.“ Eine Debatte darüber halte er für wichtig.
Wie wichtig das Geld für die Kammerspiele wäre, machte Carolin Huder deutlich: „Wir arbeiten hier auf Sparflamme.“ Statt einer Putzfirma müssen zum Toiletten reinigen und Saal fegen alle Angestellten des Hauses ran. Bei den bereits erledigten Umbaumaßnahmen konnte dank der Hilfe von Freunden und Unterstützern Geld gespart werden. Bei der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes geht das nicht mehr: Über den Sommer werden Brandschutztüren und eine Lüftung installiert. Etwa 120 000 bis 150 000 Euro kostet das. Das Geld kommt aus dem Gemeindebudget. „Damit haben wir dann alle Auflagen der Behörden erfüllt“, so Huder.
Im nächsten Schritt sollen die Kinostühle neu bezogen werden. Dafür hoffen die Kammerspiele auf Spenden von Liebhabern. Sie können für 99,99 Euro eine Patenschaft für eines der historischen Sitzmöbel aus der Gründerzeit der Kammerspiele in den 30er-Jahren übernehmen. Ein kleines Emaille-Schild am Sessel soll auf den Spender hinweisen. Die ersten 50 von 300 Stühlen sind bereits vergeben. Bis Weihnachten sollen alle Stühle neu gepolstert sein. Bereits erledigt ist der Einzug des „Schröders“ in die Kammerspiele. Um die Kneipe im Haus zu eröffnen, wurde der Gastraum mit neuem Tresen und frischer Farbe hergerichtet. Auch das soll Geld in die Kasse spülen – ebenso wie die großen Namen: Satiriker Dietmar Wischmeyer, Politiker Gregor Gysi, Kriminalbiologe Mark Benecke oder der Schriftsteller Ahne haben ihr Kommen für den Herbst angekündigt.
„Die Künstler kommen gerne“, sagt Huder. Sie seien vom Publikum überrascht. Bekommen intelligente oder ironische Fragen gestellt. „Es macht denen Spaß, hier zu sitzen.“ Auch die Besucher hätten verinnerlicht, dass sie in Kleinmachnow ausgehen können. „Es wäre trotzdem schön, wenn wir nicht immer um unsere Einnahmen zittern müssten“, sagte Huder.
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