
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Reserve für die Heimat
Brandenburgische Einheit für den Katastrophenfall wird in Beelitz angesiedelt
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Beelitz – Sie sollen so etwas wie eine Feuerwehr in Flecktarn sein: Schnell und flexibel einsetzbar, vor allem aber schlagkräftig, wenn es darum geht, Naturkatastrophen, Waldbrände oder Deichbrüche zu bekämpfen. Zurzeit entstehen unter dem Dach der Bundeswehr insgesamt 27 „Regionale Sicherungs- und Unterstützungeinheiten“ (RSU). Rekrutiert werden sie ausschließlich aus Reservisten – also Männer und Frauen mit zivilen Berufen und einem Wohnsitz vor Ort. Sie sollen einspringen, wenn im Katastrophenfall den regulären Truppen die Leute fehlen – weil sie zum Beispiel im Auslandseinsatz sind. Für die einzige Brandenburger RSU-Einheit wird künftig das Beelitzer Logistikbataillon 172 verantwortlich sein.
Gestern unterzeichneten Bataillonskommandeur Boris Nannt und der Chef des für die RSU-Einheit verantwortlichen Landeskommandos Brandenburg, Oberst Peter Arendt, eine Patenschaftsurkunde und die nötige Dienstvereinbarung. Die sieht unter anderem vor, dass die Brandenburger Heimatschutz-Kompanie künftig von Beelitz aus mit Material, Ausrüstung und Know-How versorgt wird. Mehrmals im Jahr werden die 100 bis 120 märkischen RSU-Reservisten vor Ort trainieren. Die Patenschaft sei eine gute Möglichkeit, der Bundeswehr ein Gesicht zu verleihen, erklärte Nannt. Und man könne die Reservisten, bei denen es sich um ehemalige Wehrdienstleistende und Zeitsoldaten handelt, noch enger an die Bundeswehr binden. „Wir werden den Reservisten in Beelitz eine Heimat geben“, kündigte der Kommandeur an.
Die Bildung der RSU-Kompanien ist Teil der Neuausrichtung der Bundeswehr. Im vergangenen Jahr ist die Wehrpflicht de facto abgeschafft worden, die Truppe soll auf insgesamt 185 000 Soldaten verschlankt werden. Erklärtes Ziel ist es, die Bundeswehr insgesamt professioneller und immer stärker auf Auslandseinsätze auszurichten. Es gebe aber Aufgaben, die mit dem vorhandenen Personal nicht mehr zu stemmen seien, sagte Arendt im Hinblick auf den Heimatschutz. Der schließt neben dem Bekämpfen von Katastrophen auch die Sicherung und Bewachung militärischer Anlagen ein.
Während die erste RSU-Einheit bereits im Juni in Bremen in Dienst gestellt worden ist, wird die Brandenburger jetzt vorbereitet. „Zurzeit werden die Kräfte ausgewählt und die organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen“, so Hanns-Christian Klasing, beim Landeskommando zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Er ist selbst Fregattenkapitän der Reserve und unterstrich, dass es ohne Reservisten beim Bund nicht gehe. Manche von ihnen würden sogar in den Auslandseinsatz gehen. Ein Vorteil, den sie für die Verwendung in den RSU-Einheiten hätten: „Sie sind vor Ort, kennen sich aus und haben einen Bezug zu ihrer Heimat.“ Ein regulärer Soldat könne indes in der ganzen Republik versetzt werden. Dass es in Brandenburg genug Kandidaten für einen solchen Dienst gibt, unterstrich Oberst Arendt. Bis sie das erste Mal zusammengerufen werden, könnte es jedoch noch mehrere Monate dauern: Das Beelitzer Logistikbataillion bereitet sich seit Januar intensiv auf den nächsten Auslandseinsatz vor. Im Oktober werden wieder rund 300 Soldaten aus Beelitz für mehrere Monate nach Afghanistan gehen, um dort von Masr-e-Sharif aus die deutschen Streitkräfte mit Material zu versorgen. Das schließt Transporte durch gefährliches Gebiet mit ein. „Wenn wir wiederkommen, werden wir die RSU-Einheit mit aller Kraft unterstützen“, kündigte Boris Nannt an.
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