zum Hauptinhalt
Einstufung mit Konzertberechtigung. Die Kleinmachnower Band Unicum.

© pr.

Potsdam-Mittelmark: Rock’n’Roll und Tony Marshall

Zum 40. Jubiläum von „Unicum“ gibt es am Freitag ein Konzert mit den fünf Nachfolge-Bands

Stand:

Kleinmachnow - In den 70er Jahren ging es mit Beatmusik in der DDR so richtig los. Auch der Kleinmachnower Bernd Bültermann, damals Schüler, begann für Beatles und Rolling Stones zu schwärmen. Akkordeon spielen hatte er in der Musikschule gelernt, die ersten Griffe auf der Gitarre brachte er sich selber bei. „Mit drei Harmonien habe ich am Lagerfeuer geschrammelt. Das war der Anfang“, erinnert sich Bültermann.

In seiner Freizeit hockte er vor dem Radio, um Tonbandaufnahmen zu machen, die er später nach Gehör einübte. Folgerichtig mündete die Leidenschaft in eine Studentenband. Die Wander- wurde gegen eine E-Gitarre eingetauscht. „Plus-Minus“ nannte sich die Band, die Bültermann mit fünf Hobby-Musikern 1972 gründete, nachdem er als Lehrer an die damalige Dimitroff-Oberschule nach Kleinmachnow berufen worden war. Weil kurz darauf auch ein ARD-Magazin so hieß wie die Band, taufte die sich um in „Unicum“. „Mit allen“ bedeutet das, man wolle sich auf keinen Musikstil festlegen. Vorrang hatte der Spaß und als die „Unicümer“ 2002 zum 10. Herbstfest der Eigenherd-Schule verkündeten, dies sei ihr letzter Auftritt, glaubte das kaum einer.

Kurz darauf wurde tatsächlich ein Nachfolger gegründet: „Small-Talk“. Der Band schlossen sich sogleich musikbegeisterte Eltern der Eigenherd-Schule an. Nun steht am 1. Juni ein weiteres Jubiläum ins Haus unter dem Motto „10 Jahre danach – 5 Bands stellen sich vor“. Die musikalische Ernte von „Small Talk“ brachte weitere Bands hervor: Phoenix, das Hoffmann-Trio, Ulrike & DieBe sowie Soulshine und Balance. Alle seien noch befreundet, nur die Stilrichtungen facettenreicher, sagt Bültermann.

Die anstehende Feier in der Mensa der Eigenherdschule wird Gelegenheit bieten, an die Anfänge von „Unicum“ zu erinnern, die scherzhaft unter „Paukerband“ firmierte, weil drei Lehrer mitspielten. Die größte Hürde war das Equipment, ohne das es eine staatliche Erlaubnis zum Musizieren nicht gab. Der Handel bot weder ausreichend Instrumente noch Verstärkeranlagen an. Die Lautsprecher von Unicum waren Marke Eigenbau, für ein Keyboard aus dem Westen mussten sie 17 000 Ostmark hinblättern.

Ein Fleischermeister gewährte einen zinslosen Kredit. Unicum revanchierte sich, spielten auch mal Schlager im Kleinmachnower Terrassencafé, zu dessen Hauskappelle sie avancierten. Dort war ihr Kreditgeber Stammgast und führte vor Mitternacht zu Tony Marshalls „Schöner Maid“die Polonaise an.

Gebucht wurde die Band auch für Kulturhäuser und Betriebsfeste. Die Einstufung mit Konzertberechtigung erweiterte den Radius, es ging nach Minsk, später auch nach Ungarn, Polen und in die CSSR. Auftritte gab es zudem im Fernsehen bei Shows mit Heinz Quermann und Wolfgang Lippert. Trotzdem blieb es bei höchstens 30 Auftritten pro Jahr, Familie und Beruf sollten nicht zu kurz kommen.

Den Probenraum im Keller der Eigenherd-Schule teilen sie sich inzwischen mit Schülerbands. Bültermann-Tochter Ulrike ist nicht nur beruflich in Vaters Fußstapfen getreten, sie singt auch mit ehemaligen Unicümern in einer Band. Ob die Musikleidenschaft bei Bültermann bis zur „Rockerrente“ reichen wird, ist ungewiss, ein zweites Hobby hat er sich schon zugelegt: Malen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })