zum Hauptinhalt

KulTOUR: Romantik in grünen Pastellen

Ausstellung von Sabine Kahle-Wendrock im Märkischen Gildehaus

Stand:

KulTOURAusstellung von Sabine Kahle-Wendrock im Märkischen Gildehaus Schwielowsee · Caputh - Kultur gehört immer dazu. Wie bei den jährlichen Ausstellungen der Malerkolonie, so engagiert sich das Märkische Gildehaus in Caputh auch sonst für bildende Kunst. Am Wochenende gab es eine bestens besuchte Vernissage für Sabine Kahle-Wendrock, ausgebildete Diplom-Designerin und bis zum Jahre 2000 Werbegestalterin an der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek; klar, dass auch ihre ehemaligen Kolleginnen kamen. Es war weitgehend ein Abend des elegischen Eingedenkens: Die Gitarre von Brigitte Breitkreuz „erinnerte“ sich alter Weisen aus England, Italien und Deutschland, die Lyrikerin Hanna-Maria Hasenjäger fast schmerzhaft kommender Tage des Alterns, und auch die pastellenen Bilder von Sabine Kahle-Wendrock erzählten in meist dunkler Tönung von alten Gebäuden, romantischen Flussläufen der Mark, von uralten Eichen am Caputher See. Ob bei Jüterbog, in Nattwerder oder vor Ort, die Künstlerin stenographierte Impression Open Air, um sich ihrer dann im heimischen Atelier zu erinnern. So entstanden in den letzten beiden Jahren etwa 35 Bilder, überwiegend Pastelle, aber auch einiges in Mischtechnik wie „Hauch der Geschichte“ oder „Fernöstliche Träume“ mit Silhouetten von Menschen und Geistern („Neptuns Töchter“) nach Sanssouci-Motiven. Mittlere Formate, dominierende Farbe Grün, Name der Verkaufsausstellung „Faszination Erinnerung“. Landschaft in den Jahreszeiten, „malerische Winkel, aber auch auf den ersten Blick Unscheinbares, Vergessenes und Erhaltenswertes“ lagen Sabine Kahle-Wendrock offenbar besonders am Herzen. Eine Hommage an die Romantik offenbar, wie es der Grafiker Walter Herzog vor zwei Jahren im Flügelbau des Caputher Schlosses ganz ähnlich gehalten. Sie bildet den „Parkgraben in Sanssouci“ bei Dämmerlicht nach, die Marienquelle nahe Caputh, einen Spring „zum See“ oder des Persius“ Wohnhaus, anderes Gemäuer vergänglicher Art. Diesen Arbeiten fehlt geradezu ostentativ jeder Drang zur Modernität, mithin zur gestalterischen Ausdeutung, Sabine Kahle-Wendrock arbeitet im Wortsinn so genau „nach der Natur“, dass viele ihrer Bilder fast fotografisch wirken. Mit solcherart dienender Haltung begab sie sich „Auf Lennés Spuren im Park“, zeichnet sorgsam den Farn einer Angelstelle nach, gibt den „Frühling in Kuhwerder“ wie ein Panorama wieder. Natürlich braucht Erinnerung Zeit, und nicht alle Bilder haben dieselbe Qualität, manchen sieht man die Liebe zum Gegenstand an, anderen eher die Technik, das ist normal. Die Ausstellung zeigt, was die Pastelltechnik (im 16. Jahrhundert gern für die Porträtkunst gebraucht) wirklich kann, was ihr unmöglich ist: Sie geht mehr über die Dinge, als zu ihnen hin, sucht den Gesamteindruck, die Impression, den Ausdruck, und scheut dafür eher Details: Der pausbacken tragende Apfelbaum ist gemeint. Dafür legt diese Malerin viel Wert auf Perspektive und einen ausgewogenen Bildausdruck, ihr Grün liebt wenig hellere Töne, und die Bildtitel sind meistens sachlich. Dort aber, wo ein Blick aus dem Fenster im Schnee konterfeit ist, blitzt ein wenig Humor – „Mein Wintergarten“ ist ganz prächtig gelungen. Viel Anerkennung in dieser großen Versammlung. Auch die Lyrikerin Hasenjäger hält treu zu ihrer Freundin. Im Gedicht „aufeinander zugehen“ beschwört sie die Gemächlichkeit des Eingedenkens: „langsamen schrittes/ landschaft begehen/...stille halten – warten/auf schwankende zweige/sich ausbreitend wie arme/um festzuhalten...“ Ziemlich romantisch eben. Märkisches Gildehaus bis 31 August

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })