Potsdam-Mittelmark: Rückenwind für Windrad-Gegner
Weitere 200-Meter-Giganten vor Sputendorf geplant. Berliner Professor rät Gemeinde zu Bebauungsplan
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Stahnsdorf - Seit Monaten laufen die Bewohner des Stahnsdorfer Ortsteils Sputendorf gegen zwei vor Ort geplante Wind-Giganten Sturm. Nun steht fest, die beiden 200 Meter hohen Anlagen sollen nicht die einzigen ihrer Art in der Gegend bleiben. Der Eckernförder Windparkentwickler „Plan 8“ will weitere fünf Mega-Anlagen in Sichtweite der Sputendorfer errichten. Mit den knapp 200 Meter hohen Windkraft-Riesen soll in Berlin die Energiewende gelingen. Ausgerechnet aus der Hauptstadt kommt nun Unterstützung für die Sputendorfer.
In einer Bürgerversammlung wies der Berliner Rechtsanwalt und Universitätsprofessor Christian Otto der Gemeinde einen möglichen Weg, um die Räder zumindest auf Abstand zu halten. Im Eilverfahren soll Stahnsdorf für das im Regionalplan Havelland-Fläming festgelegte Windeignungsgebiet einen Bebauungsplan aufstellen, der sowohl die Höhe als auch die Abstände geplanter Windräder in dem Gebiet regelt. Sollen die beiden in der Genshagener Heide von der Notus Energy geplanten Anlagen noch einen Abstand von 1200 Metern zum Ort haben, rücken die aktuell geplanten bis einen Kilometer an Sputendorf heran. Die Anwohner fürchten Schattenwurf, Lärm und vor allem einen Wertverlust ihrer als Alterssitz und -sicherung dienenden Immobilien. „Wir sind nicht gegen die Windenergienutzung, aber wir wollen den Höhenwildwuchs eindämmen“, sagt der Sputendorfer Ortsvorsteher Rolf-Denis Kupsch. Nach bisherigem Recht dürfen Windenergieanlagen bis zu 500 Meter nah am Ort stehen. Seit Längerem fordern Stahnsdorf und andere Initiativen vom Land, eine 10-H-Regel einzuführen, nach der der Abstand eines Windrades zum Ort mindestens das Zehnfache seiner Höhe betragen soll. Dies lehnt die Landesregierung bislang ab. Auch mehrere Petitionen liefen ins Leere.
Gänzlich verhindern kann ein Bebauungsplan die Anlagen nicht. Er könne sogar scheitern, wenn ein Betrieb der Räder nicht mehr wirtschaftlich sei, so Otto. Ein solches Szenario hält der Experte in Stahnsdorf angesichts der Höhe der bereits bestehenden und geplanten Anlagen allerdings für unwahrscheinlich. Die von „Plan 8“ projektierten Anlagen sollen im Windpark „Westlicher Teltow C“, südlich der neu ausgebauten Trasse der Landesstraße 40 errichtet werden. In unmittelbarer Nachbarschaft sind bereits auf Teltower Terrain vier Windräder mit einer Höhe von 175 Metern entstanden. Die fünf neuen 200-Meter-Giganten sollen ihnen „direkt vorgelagert“ sein. Ursprünglich hatten „Plan 8“ und Berliner Stadtwerke fast zwei Dutzend Windenergieanlagen in dem Gebiet um Stahnsdorf und Teltow geplant.
Dem Landwirtschaftsministerium liegen zudem weitere Anträge für Windräder vor. Ob sie realisiert werden, ist derzeit noch ungewiss. Die Sputendorfer wollen die Hinweise des Berliner Universitätsprofessors umsetzen. Die Gemeinde unterstützt das Vorhaben. Durch ein Planungsbüro werde der entsprechende Aufstellungsbeschluss bereits erstellt, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Dieser solle der Verwaltung schnellstmöglich zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Zuvor hatte die Gemeindevertretung in ihrer im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erbrachten Stellungnahme den Bau der Anlagen als unzulässig abgelehnt. Das für den Bau der Windräder avisierte Gebiet sei ein beliebter Rastplatz für Zug- und Wintervögel. Mit einem ornithologischen Gutachten will sie ihre Argumente noch untermauern.Solveig Schuster
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