Potsdam-Mittelmark: Schmiergeld in der Poststation
In einer neuen Ausstellung in der Alten Posthalterei in Beelitz wird die Geschichte des Reisens beleuchtet
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Beelitz - Die Peitsche knallt, Rösser wirbeln den Staub der märkischen Straßen auf und das Posthorn erschallt. In der Beelitzer Posthalterei greifen Reisende hektisch ihre Koffer, suchen in der Rocktasche nach ihrem Ticket und eilen auf die Straße, um sich noch einen Platz in der gerade eintreffenden Postkutsche von Leipzig nach Berlin zu sichern.So etwa muss es sich vor 200 Jahren in der Beelitzer Ortsmitte abgespielt haben, die Spargelstadt war eine wichtige Anlaufstelle für die Postillione.
„Auf der Fahrt von Berlin nach Leipzig wurden hier zum ersten Mal die Kutschpferde gewechselt“, sagt Manfred Fließ, im Beelitzer Rathaus zuständig für Kultur und Tourismus. Dieser Teil der Ortsgeschichte steht im Zentrum einer neuen Ausstellung unter dem Titel „Reisemöglichkeit nach Sachsen – Erfahrbare Nachbarschaften“, die im Sommer in der Alten Posthalterei eröffnet wird. Zwei Räume des 1789 erbauten Gebäudes, bei dem es sich um die letzte erhaltene preußische Poststation handelt, werden derzeit noch dafür hergerichtet.
Gleich links neben dem Eingangstor geht der Besucher in einen mit „Exploration“ gekennzeichneten Raum. In diesem früheren Dienstraum wird die Reisekultur von vor 200 Jahren aus Sicht der Mitarbeiter dargestellt, ein Schalterfenster von damals ist noch erhalten. Hier wird unter anderem die Herkunft des Begriffes Schmiergeld geklärt: „So hieß die Abgabe, welche die Passagiere früher für das Abschmieren der Radlager bezahlen mussten“, so Manfred Fließ. Die Räder wurden an jeder Poststation geschmiert, um sich nicht an der Achse festzufressen.
Ein mit historischen Bildern geschmückter Gang führt in den nächsten Raum, in dem der Alltag der Reisenden beleuchtet wird. Begleitend soll es Posthorn-Konzerte und Sonderfahrten mit Kutschen geben, das Programm steht noch nicht fest. Eingebettet ist das Ganze ins Themenjahr von Kulturland Brandenburg „Preußen – Sachsen – Brandenburg. Nachbarschaften im Wandel“.
Die Ausstellung bildet den Anfang für ein neues Heimatmuseum in der Spargelstadt. Dafür sollen später weitere Räume im Erdgeschoss der Posthalterei ausgebaut werden, einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht. Das Gebäude, in dessen Obergeschoss das Standesamt untergebracht ist, werde langfristig zur Hauptanlaufstelle für Touristen in Beelitz ausgebaut, so Manfred Fließ. „Die Touristeninformation und die alte Schmiede sind nebenan. Dieses Ensemble ist ein Schatz für die Belebung der Altstadt.“Über den Hof der Posthalterei gelangt man zur alten Remise, die am Beginn der Nuthewiesen steht. Auch sie soll in die Museumspläne einbezogen werden. „Damit schaffen wir eine Verbindung zum Altstadtspielplatz und dem Freibad, sodass die Innenstadt ein Erlebnis für die ganze Familie wird“, beschreibt Hauptamtsleiterin Dörte Kiesel die Konzeption. Ein Museum bestehe schließlich nicht nur aus vier Wänden und einem Dach, vielmehr werde das ganze Areal gemeinsam über die Jahre hinweg weiterentwickelt.
Betreut werden soll das neue Museum, das nur in den Sommermonaten geöffnet sein wird, von den Mitarbeitern der Touristeninformation. Sie ist im Nachbarhaus und hat einen eigenen Zugang zu den Ausstellungsräumen. „Bereits heute können Interessierte an der Information Rundfahrten mit der Postkutsche mieten, das passt thematisch gut zusammen“, so Kiesel. Exponate wie Posthörner oder Urkunden der Königlich Preußischen Post sind schon jetzt in der Touristeninformation ausgestellt. Bis zum Jahr 2007 beherbergte die Posthalterei bereits ein Heimatmuseum. „Das wurde aufgelöst, als die Gebäudehülle saniert und die Wandmalereien aufgefrischt wurden“, so Manfred Fließ. Wenn in einigen Jahren die Alte Post in Potsdam wieder aufgebaut ist, soll es zudem ein besonderes Schmankerl geben: Dann wollen die Beelitzer mit ihrer historischen Postkutsche Fahrten zwischen beiden Stationen anbieten.
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