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Potsdam-Mittelmark: Schnurlos und schnell

Das Unternehmem COMplus will der gesamten Mittelmark zu mehr Tempo im Internet verhelfen

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Potsdam-Mittelmark - Nicht wenige Mittelmärker bekommen beim Einstieg ins Internet graue Haare. Es dauert! Während in größeren Städten leistungsstarke DSL-Leitungen für einen rasanten Datenverkehr sorgen – Diashows, das Herunterladen von Filmen und Musik eine Sache von Sekunden ist, braucht man etwas weiter draußen beim Gang ins world wide web vor allem eins: Geduld. Behördengänge online erledigen, Steuererklärungen im Internet abgeben, Bauanträge elektronisch stellen – das ist auf dem flachen Land blanke Utopie. Da klingt es ziemlich kühn, wenn eine neue Initiative des Landkreises „schnell@pm“ heißt.

Doch der Titel soll Programm werden. Gestern hat Vize-Landrat Christian Stein mit dem Internetdienstleister COMplus ein Geschäft vertraglich besiegelt, das dem Landkreis zu einer flächendeckenden Breitbandversorgung verhelfen soll. Die Idee: Das Unternehmen aus Brandenburg liefert, installiert und wartet die Technik für funkgestützte Highspeed-Internetanschlüsse und managt das gesamte Abrechnungswesen. Der Landkreis indes aquiriert die Kunden. So sollen in den kommenden Monaten nach und nach die weißen Flecken bei der Breitbandversorgung in der Mittelmark verschwinden.

Das Prinzip basiert auf der W-LAN-Technologie, wie sie in vielen Haushalten angewandt wird – nur die Distanzen sind größer. Auf einem frei stehenden – wegen garantierter Mietlaufzeiten möglichst öffentlichen – Gebäude wird eine Richtfunkantenne als Sender installiert, an privaten Wohnhäusern oder Büros ein Empfänger. Die Sender sind in der Regel klein und die Strahlenbelastung wesentlich niedriger als bei Mobilfunknetzen. Finden sich etwa 30 bis 40 Interessenten je Sendestandort in einer Gemeinde, lohnt sich die Sache. COMplus-Geschäftsführer Holger Matho nennt mehrere Kilometer Reichweite, preiswerte Technik, eine problemlose Vernetzung, Verzicht auf Erdarbeiten und Internet in DSL-Tempo als Vorteile des W-LAN-Angebots. 20 bis 40 Euro im Monat müssten Kunden für den flotten Internet-Komfort zahlen. In der Stadt Lüneburg versorgt das Brandenburger Unternehmen – Jahresumsatz vier Millionen Euro – ganze Wohngebiete über W-LAN; Sendestandort ist ein Kindergarten.

In den vergangenen sechs Monaten hat der mittelmärkische Wirtschaftsförderer Martin Rätz Bürgermeister und Amtsdirektoren im gesamten Landkreis befragt, wie sie den Bedarf an leistungsstarken Internetverbindungen in ihren Orten sehen. „Die Reaktionen waren unterschiedlich“, so Rätz. Aus Beelitz und Groß Kreutz sei enormes Interesse signalisiert worden, andere Kommunen hätten zurückhaltender reagiert. Die Großgemeinden Treuenbrietzen und Wusterwitz sollen nun als Modellkommunen fungieren, in denen COMplus seine W-LAN Technik installiert. „Wenn wir den Erfolg der Pilotprojekte kommunizieren, wird das Interesse wachsen“, so Stein.

Schnell ist „schnell@pm“ in der Tat: Erst am Montag hat Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns in Potsdam die „Breitbandinitiative Brandenburg“ gestartet. Bis Ende 2010 soll es in der Mark bei der Breitbandversorgung keine weißen Flecken mehr geben. Die Netzbetreiber sollen sich mit der Landesregierung, Handwerks- und Industrie- und Handelskammern sowie kommunalen Spitzenverbänden verständigen, wo Bedarf besteht.

Dass das Landratsamt für COMplan in die Kundenakquise geht, findet Stein nicht verwerflich. Die Aufgabenteilung sei gerade die „Stärke des Projekts“. COMplus solle „keine Zeit und Kraft“ für die Suche nach Kunden verschwenden. Für den Landkreis wiederum sei es ein enormer Standortvorteil, seiner Bevölkerung und Unternehmen einen schnellen Zugang ins Internet zu ermöglichen. Ein Monopol habe COMplus im Landkreis nicht, die Mark ist offen für alle Anbieter.

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