Potsdam-Mittelmark: Schöne Aussichten in Töplitz Markus Vette stellte vierten Chronik-Band vor
Werder·Töplitz - Die 1939 fertig gestellte Autobahnbrücke über den Zernsee kann wohl mit Recht als das größte Töplitzer Bauprojekt des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden.
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Werder·Töplitz - Die 1939 fertig gestellte Autobahnbrücke über den Zernsee kann wohl mit Recht als das größte Töplitzer Bauprojekt des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Darüber waren sich die knapp 50 Gäste einig, als Markus Vette am vergangenen Freitagabend im Gasthaus Mohr den neuen Band seiner Ortschronik vorstellte. Jedes seiner Büchlein stellt Vette unter ein bestimmtes Motto. Diesmal präsentierte er „Töplitzer Aussichten, die vor allem das 20. Jahrhundert dokumentieren. Er wolle Unterlagen über die Zeit des Nationalsozialismus genauso wie die der Nachkriegszeit und die Kollektivierung streng objektiv darstellen. „Die Bewertung muss der Chronist stets dem Betrachter überlassen, sagte er. Das ändere natürlich nichts an der Geschichtsbetrachtung. In seinem vierten Band reiht Vette nun 15 Bausteine der Töplitzer Geschichte aneinander. Dabei spannt sich der Bogen vom Niedergang der Ziegeleien um 1900 zur Blüte des Obstanbaus, vom Einzug des Tourismus über den Bau der Autobahn und den Betrieb des Segelflugplatzes am Schwarzen Berg bis hin zur Nachkriegszeit. Dabei werden einige tragische Einzelschicksale genannt, wie etwa das des ersten kommissarischen Bürgermeisters nach dem Kriegsende, Boris Djacenko. Dieser wurde von der sowjetischen Kommandantur Berlin-Zehlendorf für einige Wochen nach Töplitz geschickt. Doch Djacenko, den die russischen Besatzer einfach Krasdunow nannten, war nicht mit der Roten Armee, sondern vorher als Zwangsarbeiter nach Deutschland gekommen. Noch vor Ausbruch des Krieges ging er nach Rotterdam, wurde später in Paris verhaftet und dann als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Djacenko war in den 50er Jahren ein anerkannter DDR-Schriftsteller, fiel jedoch 1961 in Ungnade. Er hatte in seinem teilweise autobiografisch gehaltenen Roman „Herz und Asche neben seiner Verfolgung durch die Gestapo auch von den Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Soldaten der Rote Armee berichtet. Djacenko wurde zum „Fall und aus dem Schriftstellerverband entfernt. Doch die alten Töplitzer bezeugen in der Chronik: Djacenko war ein „sehr gerechter Mensch, der auch „bei seinen eigenen Leuten nichts durchgehen ließ. Vieles im Buch mutet wie eine Anekdote an, ob tragisch oder komisch, jedoch stets von historischem Wert. Wer weiß schon noch, dass das Gebäude des heutigen Kinderdorfs seit Oktober 1934 vom Heinrich Lehmann bewohnt wurde, bis er 1942 samt seiner Berliner Firma Aerobau ins Elsass umziehen musste. Oder dass Alfred Bertz 1924 sehr erbost seinen Ackerweg von Neu Töplitz nach Göttin sperrte, weil an den Wochenenden die Flut des Automobilisten aus Berlin nicht mehr zu bremsen war. Wer alles andere auch noch erfahren möchte, kehre beim nächsten Besuch der Insel im „Töplitzer Einkaufsmarkt direkt am alten Dorfanger in Alt Töplitz ein. Dort bietet Katrin Zosky nicht nur die jetzt gerade erschienen „Töplitzer Aussichten an, sondern es liegen auch noch einige Exemplare der „Töplitzer Geschichte, „Töplitzer Wege und „Töplitzer Plätze aus den Vorjahren zum Verkauf bereit. Winfried Gutzeit
Winfried Gutzeit
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