Potsdam-Mittelmark: Schulstreik in Werder
Haeckel-Gymnasiasten protestieren heute gegen Versetzung einer Lehrerin
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Werder (Havel) - Sie haben Plakate gemalt und wollen heute früh die Beamten des staatlichen Schulamtes zur Rede stellen: Mit einem Schulstreik und einer Fahrt zum Schulamt in Brandenburg (Havel) wollen Schüler des Ernst-Haeckel-Gymnasiums Werder gegen die geplante Versetzung einer Lehrerin protestieren, wie Schülersprecher Tillmann Wolff gestern Abend den PNN bestätigte. Die Lehrerin, die seit mehreren Jahren am Haeckel-Gymnasium englisch und russisch unterrichte, werde kurzfristig zum Schulhalbjahr versetzt – „total sinnlos“, wie die Schüler finden.
„Wir wollen vom Schulamt wissen, warum sie jetzt gehen soll“, erklärte Schülersprecher Tillmann Wolff das Ziel der heutigen Aktion: „Wir werden sagen, dass wir das nicht gut finden.“ Beteiligt seien allein 20 Schüler der Klasse 8s sowie weitere Schüler aus anderen Klassenstufen. Die Versetzung sei kein Einzelfall, betonte Tillmann Wolff: Zum Schuljahresende müssten weitere Lehrer gehen.
Unter den „versetzungsgefährdeten“ Lehrkräften ist auch eine Mathe-Lehrerin, deren bereits 2009 geplante Umsetzung Schüler und Eltern mit ihrem Protest hatten hinauszögern können, wie Doris Bauer, die Elternsprecherin der Klasse 8s, den PNN sagte. Dem Gymnasium gehe „der gute Ruf verloren“, befürchtet sie weiter. Besonders verärgert ist sie darüber, dass das Schulamt im aktuellen Fall so kurzfristig entschied: „Damit werden Gegenaktionen von uns Eltern oder den Schülern fast unmöglich“, sagt Bauer: „In einer Woche sind Ferien!“
Hintergrund sind ihrer Ansicht nach die landesweit vorgenommenen Versetzungen von Lehrern, die formal nicht für den Unterricht in der Abiturstufe qualifiziert sind, an „bedürftige“ Ober- oder Gesamtschulen. Stephan Breiding, Sprecher des Bildungsministeriums, hatte die „Umsetzungskarawane“ im Dezember gegenüber den PNN wie folgt begründet: Sek-II-Lehrer würden „möglichst ausbildungsgemäß“ eingesetzt und gegen Sek-I-Lehrer an Gymnasien oder Gesamtschulen ausgetauscht. Im Schulamtsbezirk Brandenburg hätten deshalb im aktuellen Schuljahr 14 Prozent aller Lehrer die Schule wechseln müssen.
Die jetzt betroffene Lehrerin am Haeckel-Gymnasium habe allerdings extra ein Studium für die Sekundarstufe II aufgenommen, betonte Schülersprecher Tillmann Wolff gestern. Von der Schulleitung war am Abend niemand mehr für eine Stellungnahme erreichbar.
Lehrerversetzungen hatten bereits anderswo im Kreis für Frustration gesorgt: An der Mühlendorf-Oberschule in Teltow sind in diesem Schuljahr gleich sechs Lehrer ausgetauscht worden (PNN berichteten). Jana Haase
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