Potsdam-Mittelmark: Schwarzes Kita-Konto sorgt für Wirbel
Unklare Finanzströme in Rehbrücker Kita „Anne Frank“. Entlassene Chefin schließt Vergleich mit Nuthetal
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Nuthetal - Es soll ein fünfstelliger Betrag gewesen sein, der sich über Jahre angehäuft hat. Immer wenn die Erzieherinnen der Kita „Anne Frank“ zum Mittag aßen, was die Kinder übrig ließen, warfen sie 1,80 Euro in den Topf. Das Geld landete auf einem Konto, das die Kita-Chefin angelegt hatte. Die Gemeinde Nuthetal als Träger der Einrichtung bekam davon nichts zu sehen. Auch Spenden der Eltern wurden hier eingezahlt sowie Einnahmen von Kuchenbasaren. Sogar Beiträge für Gastkinder sollen auf kurzem Wege verbucht worden sein. Wie viel genau zusammenkam, ist kaum nachvollziehbar.
Gestern wurde vor dem Potsdamer Arbeitsgericht über die fristlose Kündigung von Monika F. verhandelt, bis November war sie Leiterin der Rehbrücker Kita „Anne Frank“. Das schwarze Konto war einer der Gründe gewesen, warum Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) sie von einem Tag auf den anderen vor die Tür setzte – im Einvernehmen mit dem Personalrat, wie Hustig unterstrich. F. klagte dagegen, nun wurde ein Vergleich geschlossen. Die fristlose wurde in eine ordentliche Kündigung umgewandelt, F. bleibt bis Juni im Dienst – wird jedoch freigestellt.
„Es ist ja nicht so, als hätte meine Mandantin das Geld für sich behalten wollen“, hatte Anwalt Ingo Zeutschel während der Verhandlung unterstrichen. Aber statt das eingenommene Geld zur Gemeinde zu tragen, wählte Kita-Chefin Monika F. lieber den direkten Weg: Vom Konto bezahlte sie kleinere Anschaffungen für die Einrichtung und sogar die Tickets für zwei Erzieherinnen, die nach Slowenien zur Partnerkita flogen. Nicht First Class, nur Easy-Jet. Im Grunde habe F. der Gemeinde sogar Geld gespart, denn das übrig gebliebene Mittagessen wäre ansonsten in der Futtertonne gelandet, so Zeutschel. Die Gemeinde hat errechnet, dass allein durch das Essengeld knapp 10 000 Euro an der Kämmerei vorbeigeflossen seien. Basierend auf den Einnahmen von zwei Monaten könne man darauf schließen, hieß es. „Diese Hochrechnung stimmt hinten und vorne nicht“, hielt Ingo Zeutschel dagegen. Denn nicht immer hätten Erzieherinnen hier Mittag gegessen.
Das Problem: Eine genaue Abrechnung gibt es nicht, und die meisten der Ein- und Auszahlungen seien in bar vorgenommen worden. Bereits im November hatte die Gemeinde gefordert, dass F. sämtliche Gelder vom inoffiziellen auf das kommunale Konto überweist, dem sei sie jedoch nur schleppend nachgekommen. Nachdem ein Strafantrag gestellt wurde, buchte F. das Geld nun auf das Konto der Rehbrücker Ortsvorsteherin Annerose Hamisch-Fischer (Linke).
Anlass für die Kündigung war aber noch ein zweiter Vorwurf gewesen: „Unerlaubte Konkurrenztätigkeit“, wie die Anwältin der Gemeinde erklärte. F. ist Vorsitzende des Fördervereins „Kita Zwergenvilla“, der seit dem vergangenen Jahr die Gründung einer privaten Tagesstätte in Bergholz-Rehbrücke vorbereitet. Es sei damit zu rechnen gewesen, dass F. sowohl Erzieherinnen als auch Eltern von Anne-Frank-Kita-Kindern abwerben werde, um die neue Tagesstätte zu füllen. Zudem soll F.’s Tochter, die zurzeit ebenfalls für die kommunale Kita arbeitet, Leiterin der künftigen privaten werden.
Trotz der vorgebrachten Gründe hatte F.’s fristlose Entlassung für Proteste seitens einiger Eltern gesorgt. Vor allem die Art und Weise, wie sie plötzlich aus der Tagesstätte geholt worden sei, habe für Entsetzen gesorgt, hatte Matthias Gehrmann, Vater von zwei Kindern, damals erklärt. Das Wohl der Knirpse habe aber auch für die Gemeinde oberste Priorität, unterstrich Bürgermeisterin Hustig gestern nach der Verhandlung. Mit dem Vergleich solle erreicht werden, dass wieder Ruhe in die Kita kommt – und F.’s Nachfolgerin sich ungestört einarbeiten kann.
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